Nur noch eine Frage von Tagen
Von F.A. Heinen, 28.09.11, 17:00h
Das Gelände, auf dem die Leiche von Lolita Brieger liegt, ist maximal 200 Quadratmeter groß. Es handelt sich um die alte Dorfmüllkippe, die 1975 geschlossen wurde. 1982 soll dort die Leiche vergraben worden sein.
Mit einem Bohrgerät wurden gestern Bodenproben entnommen, um Beschaffenheit und Stabilität des Untergrundes zu erkunden. (Bild: Heinen)
Mit einem Bohrgerät wurden gestern Bodenproben entnommen, um Beschaffenheit und Stabilität des Untergrundes zu erkunden.
Dahlem-Frauenkron - Bringt die Suche nach der Leiche von Lolita Brieger der Familie nun endlich Gewissheit über das Schicksal der 1982 verschwundenen jungen Frau? Kann die Familie des Opfers nun der Tochter und Schwester ein Grab bereiten, an dem man um die Tote trauern kann? Karl-Peter Jochem, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Trier, gab dieser Hoffnung gestern auf der früheren Dorfmüllkippe Ausdruck. Die Ermittler, so hieß es, gingen davon aus, dass der Täter und ein Helfer die Leiche auf der heute in einem Waldstück gelegenen ehemaligen Deponie versteckt haben.
Den Hinweis lieferte – 29 Jahre nach dem tragischen Geschehen – der damalige Helfer, über dessen Identität die Polizei eisern schweigt. Unter den fast 100 Hinweisen, die nach einer Vorstellung des Falles bei „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ eingangen waren, war auch der Hinweis auf einen Mann, der angeblich dem Täter nach Lolitas Tötung geholfen haben sollte.
Das war für die Fahnder der entscheidende Tipp, der letztlich zur Festnahme des mutmaßlichen Täters führte. Es handelte sich um den damaligen Lebensgefährten und vermutlichen Vater von Lolitas ungeborenem Kind. Der Mann aus dem Nachbardorf Scheid ist heute 50 Jahre alt, sagt zur Sache nichts aus und sitzt in Untersuchungshaft. Der Festgenommene war bereits früh ins Visier der Fahnder geraten, allerdings ließ sich der Verdacht nicht erhärten.
Motiv für Aussage unklar
Was letztlich den Zeugen zu seiner jetzigen Aussage veranlasste, blieb gestern im Frauenkroner Wald offen. Fest steht laut Jochem, dass seine mögliche Straftat, nämlich Strafvereitelung, längst verjährt ist. Strafe hat er also nach fast drei Jahrzehnten nicht mehr zu erwarten. Ganz anders hingegen bei dem festgenommenen Tatverdächtigen, der möglicherweise mit dem Vorwurf des Mordes konfrontiert wird. Der mutmaßliche Ablageort der Leiche ist heute nicht mehr als ehemalige Müllkippe erkennbar. Die kleine Deponie, wie sie damals in allen Dörfern üblich waren, wurde 1975 geschlossen. 1982 soll die Leiche in der noch nicht rekultivierten Müllkippe vergraben worden sein, bevor 1987 eine Renaturierung stattfand.
Die Dorfmüllkippe befand sich in einem früheren kleinen Steinbruch am Hang südlich des Dorfes Frauenkron. Heute führt nur ein schmaler Wirtschaftsweg dort vorbei, und man erahnt an einer Trasse am Straßenrand, dass dort vor Jahrzehnten ein Weg abzweigte. Das war die Zufahrt zur Müllkippe. Nach etwa 50 Metern Fußweg durch das Unterholz erreicht man das ehemalige Deponiegelände. Es erstreckt sich über etwa 20 Meter in die Länge und könnte an der breitesten Stelle zehn Meter breit sein. Damit lässt sich das eigentliche Suchgebiet auf maximal 200 Quadratmeter eingrenzen.
Bevor die Kripo mit schweren Baumaschinen an das Ausbaggern der Deponie geht, waren gestern umfangreiche Bodenuntersuchungen vorgeschaltet. Zu dem Zweck war der Bodengutachter Dr. Jürgen Zöll aus Marmagen mit einem Mini-Kettenfahrzeug gekommen, an dessen Vorderseite ein Bohrgestänge angebracht ist. Der Erdbohrer selbst war innen hohl, so dass bis zu einer Tiefe von vier Metern, wo der gewachsene Fels begann, jeweils vertikale Bodenproben durch alle Ablageschichten gewonnen wurden.
Die Kripo geht davon aus, dass das Gutachten innerhalb weniger Tage vorliegt und dann endlich Klarheit über das Schicksal der vermissten Lolita gewonnen wird.
Die ehemalige Müllkippe liegt unmittelbar an der Kreis- und Landesgrenze, allerdings auf nordrhein-westfälischem Gebiet. Daher beobachteten gestern auch einige Polizeibeamte aus dem Kreis Euskirchen das Geschehen.
Der Umweltaktivist Gunther Heerwagen, der vor Jahrzehnten ganz in der Nähe in Kehr auf eine der schlimmsten Rüstungsaltlasten der Bundesrepublikhingewiesen hatte, hatte im Vorfeld der gestrigen Grabung bereits die Frage aufgeworfen, was denn mit dem ausgebaggerten alten Müll geschehen werde. Dazu sagte Polizeisprecher Karl-Peter Jochem, dass der Abfall in Container geladen und ordentlich entsorgt werden soll.
http://www.ksta.de/html/artikel/1317203534425.shtml (Archiv-Version vom 06.10.2011)