Hier ist ein weiterer interessanter Beitrag.
Es gibt auf der Seite auch Bilder von den Grabungen.
http://www.ksta.de/html/artikel/1317623401426.shtml (Archiv-Version vom 07.10.2011)"Leiche in Silofolie eingewickelt?
Seit Donnerstagmorgen rollen die Bagger auf der ehemaligen Müllkippe des Örtchens Frauenkron. Dort soll vor 29 Jahren die Leiche der damals 18-jährigen Lolita Brieger vergraben worden sein
Der Herbstwind triebfeine Regentropfen in die Gesichter der Polizisten, tiefe Wolkenfetzen jagten über die Höhe. Hier, nahe der Dörfer Scheid in Rheinland-Pfalz und Frauenkron in Nordrhein-Westfalen, verläuft am Gebirgskamm die Wasserscheide, 1200 Millimeter Niederschlag jährlich sind die Regel. Nach dem Altweibersommer bis Anfang der Woche machen sich die zwölfGrad Lufttemperatur unangenehm bemerkbar.
Hauptkommissar Wolfgang Schu vom Polizeipräsidium Trier ist trotz der widrigen Witterung optimistisch: „Wir glauben, dass wir hier verwertbare Überreste finden werden.“ Das „Wir“ war ein Großaufgebot an Polizisten aus Rheinland-Pfalz, die bereits früh in weitem Umfeld die Zufahrtsstraßen zur ehemaligen Dorfmüllkippe von Frauenkron abgesperrt hatten. Die Stelle liegt in einem Waldgebiet am Hang oberhalb von Frauenkron. Dort soll nun in den nächsten Tagen endgültige Klarheit in einem 29 Jahre alten Kriminalfall geschaffen werden.
Ein Zeuge hatte kürzlich angegeben, dem mutmaßlichen Täter bei der Beseitigung einer Leiche geholfen zu haben. Das Opfer war die damals 18-jährige Lolita Brieger aus Frauenkron, als mutmaßlichen Täter nahm die Polizei inzwischen ihren ehemaligen Freund fest. Der heute 50-jährige Verdächtige hat allerdings bis dato nichts zur Sache ausgesagt. Daher sucht die Kripo nach Beweisen, und die will sie in der inzwischen rekultivierten Müllkippe finden.
Hauptkommissar Schu zeigte sich optimistisch: „Wir hoffen, die Leiche komplett zu finden und sie der Gerichtsmedizin zuführen zu können.“ Dort werde es gelingen, die Todesursache der jungen Frau exakt zu ermitteln. Die Zuversicht der Ermittler, noch wesentliche Teile des Körpers von Lolita Brieger zu finden, nährt sich aus den Detailangaben des damaligen Helfers. Er gab gegenüber den Ermittlern an, dass er mit dem Täter die Leiche der im sechsten Monat schwangeren Frau in Silofolie eingewickelt habe, wie sie in landwirtschaftlichen Betrieben verwendet wird.
Vor der Beseitigung der Leiche sei der Leichnam regelrecht „zum Paket verschnürt worden“. So könnten die sterblichen Überreste die Jahrzehnte weitestgehend überdauert haben, meinen die Experten. Insofern bildet der Fund der Leiche sicher einen wesentlichen Eckstein in der Beweiskette der Staatsanwaltschaft, die ebenfalls mit einem Ermittler vor Ort vertreten war.
Angesichts der Bedeutung eines möglichst unversehrten Fundes ging die Polizei gestern außerordentlich vorsichtig ans Werk. Lolitas Leiche wurde angeblich dort im Müll vergraben, wo einige Jahre später eine Erdschicht im Rahmen der Rekultivierung aufgebracht wurde.
Bereits am Mittwoch war die Zufahrt für einen Bagger und einen Radlader freigemacht worden, so dass das Abtragen der Schichten gestern pünktlich beginnen konnte. Schicht für Schicht, jeweils 30 Zentimeter, zog der Baggerfahrer das mit schweren Steinen durchsetzte Erdreich ab. Die abgebaggerte Erde wurde zunächst seitlich zwischengelagert, damit ein mit Gartenharken ausgerüstetes Polizeikommando den Aushub in Ruhe nach Spuren durchsieben konnte. Erst dann wurde die Erde vom Radlader weiter abseits gelagert.
Zehn Meter dicke Schicht
In regelmäßigen Abständen stießen Beamte mit langen Eisenstangen Löcher als Geruchskanäle in den Untergrund, dann wurden mehrere Leichenspürhunde auf das ehemalige Deponiegelände geführt – bislang aber erfolglos.
Womöglich wird sich die Suche – im Extremfall müssen bis zu zehn Meter abgebaggert werden – bis zur nächsten Woche hinziehen. Aber dann hofft die Kripo, endgültig Licht in das mutmaßliche Verbrechen vom 4. November 1982 bringen zu können.
Die Schwangere war an diesem Tag in einer Gaststätte mit dem Vater ihres Freundes zu einer Aussprache verabredet. Dort traf sie allerdings nie ein. Sie wurde jedoch von Zeugen gegen 14 Uhr in der Nähe des Bauernhofs der Familie ihres Freundes gesehen. Dort, so scheint es, kam es dann zum verhängnisvollen Geschehen, in dessen Verlauf die Schwangere getötet wurde.
Was damals wirklich geschah, wird wohl erst im Prozess am Landgericht in Trier bekannt werden, wenn alle Zeugen vernommen sind und der Angeklagte sich angesichts der Beweislast äußert. Schon frühzeitig nach dem Verschwinden der jungen Frau, die von ihrem Heimatdorf Frauenkron ins nahe Stadtkyll umgezogen war, wurde allerdings kolportiert, dass es in der Beziehung der angehenden Eltern gekriselt habe. Insbesondere der Vater des Mannes habe angeblich auf eine Trennung gedrängt, weil er Lolita Brieger als Frau für seinen Sohn und Hoferben unpassend gefunden habe.
Vor dem Trierer Landgericht könnte dann auch die Frage erörtert werden, warum nach dem Verschwinden der Frau die Dorfmüllkippe als möglicher Ablageort der Leiche nicht gründlich durchsucht wurde. (ksta)"