Mordfall Charlotte Böhringer

@KonradTönz1

KonradTönz1 schrieb:Ja

Der Richter geht besser auf alles ein, was die Verteidigung vorbringt wenn er keine Revisionsgründe schaffen will. Und hier hat die Verteidigung einen verdammt langen Atem.

93 Verhandlungstage und dann Freispruch? Und das, obwohl das Gericht von vorneherein von einer Schuldwahrscheinlichkeit ausgehen muss?

@aberdeen

aberdeen schrieb:Professionell hätte er natürlich Ch. B. informieren müssen ...

Das ist die Frage. War B. im Betrieb zu diesem Zeitpunkt als Lügner bekannt oder genoss er ein gewisses Vertrauen?

Es ist doch heikel seine Chefin auf mögliche von ihr angeordnete Privatentnahmen anzusprechen.

@meermin

Ich weiß es nicht. Es ist zwar gut, dass man das Urteil lesen kann, aber eigentlich fehlen die Aussagen, um sich wirklich ein eigenständiges Bild machen zu können

@aberdeen
Ich denke aber dass es angesprochen wurde. Frau Böhringer hat reagiert und Massnahmen ergriffen.

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@meermin

Hab ich noch nicht wirklich drüber nachgedacht, aber worauf möchest Du hinaus?

Die Frage, die ich mir die ganze Zeit stelle ist, ob jemand anders ein Motiv gehabt haben könnte bzw. ob es zu einem Streit gekommen sein könnte in dessen Folge Frau Böhrigner erschlagen wurde.

Eine unterstellte illegale Geldentnahme könnte ein Motiv liefern wenn aufgrund der Unterstellung eine Kündigung drohte bzw. angedroht wurde.

@meermin

Du solltest bei der BI anheuern. Du hast immer wieder Ideen, die selbst die noch nicht hatten - und die hatten einige.

Ich habe bis jetzt nur das Urteil gelesen und diverse Zeitungsartikel und die Doku habe ich gesehen, ansonsten sind mir die Argumente der BI nicht näher bekannt. In der Doku wurde Vieles angesprochen allerdings nicht sehr detailliert. Es ging wohl mehr um den Umgang der Freunde mit dieser Tat und der Beschuldigung und Verurteilung von B.,der ihrer Ansicht nach unschuldig ist.
Ich fand diese Freunde sehr sympathisch, Freunde wie diese wünscht sich wohl jeder Mensch.
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@Interested schrieb:

Interested schrieb:Nimm Dir nur C.B. als Persönlichkeit, welchen Wert sie gelegt hat auf Status, die Verlobte abgelehnt hat, auf ein Jurastudium bestand, ausflippt wegen Kleinigkeiten und die Angestellten zusammenstaucht - diese Frau soll sich so mir nichts dir nichts damit abfinden, JAHRELANG total verarscht worden zu sein und alles auch ohne Studium, plus Lügen, Betrug und Diebstahl möglich machen? NIEMALS, eher gefriert das Wasser in der Hölle!

Sehe ich genauso! Nie und nimmer hätte C.B. es hingenommen, von Bence jahrelang derart hintergangen worden zu sein!!
Er hatte die 12semestrige Regelstudienzeit überschritten, wurde deshalb automatisch zur ersten Staatsprüfung angemeldet, trat zur Prüfng nicht an, weshalb diese erstmals als "nicht bestanden" galt.
Deshalb tischter er der Tante wahrscheinlich die Story vom 'kurzzeitig unterbrochenen' Studium auf.
Es ist aber ein großer Unterschied, ob ein Studium nur unterbrochen oder endgültig abgebrochen wird.
Wahrscheinlich wurde die Tante disbezüglich auch misstrauisch und stellte deshalb Nachforschungen über Bences Studiensituation an. Womit wieder eine 'Zuspitzung der Ereignisse im Vorfeld der Tat' vorläge.

@KonradTönz1
Die Verteidigung hat allerdings den Antrag gestellt Steuerakten beizuziehen. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Die Begründung kann man im Urteil lesen. Sinngemäs wird argumentiert, dass sich das Opfer durch seine Finanzgebaren keine Feinde geschaffen habe und auch keine Konflikte die aus dem Finanzgebaren herleitbar wären zu entdecken waren. (S. 201)

@Aggie
@Interested

Ihr würdet mich überzeugen, wenn ich nur eine Minute davon ausginge, dass Ch. B. das Jurastudium wirklich wichtig gewesen wäre. Wichtig war aber allein das damit verbundene Prestige. Der Traum - und in einem gewissen Sinne das Vermächtnis - von Oska Böhringer war es, dass B. T. sein Nachfolger werden solle. Das galt es irgendwie zu erfüllen. Ch. B. hat mit dem Jurastudium eine weitere Hürde hierzu eingebaut - warum jetzt auch immer. Hierzu habe ich so meine eigenen Gedanken. Ich denke nur, man darf diesen Umstand - Familienvermächtnis - bei der Sache nicht unterschätzen.

Natürlich habe ich dafür keine Belege. Interessant ist aber, dass M. T., der als jüngerer Bruder frei von dem Vermächtnis-Ballast war, unproblematisch Betriebswirt werden durfte. Ist für einen angehenden Unternehmer ja auch die eindeutig rationalere Entscheidung. Diese Jurageschichte war aus dieser Perspektive nur eine etwas überspannte idée fixe von Ch. B., von der sie selbst gar nicht so überzeugt gewesen sein muss. Jedenfalls nicht inhaltich, da es nur um das Prestige ging. Letztlich wäre somit nur nur ein Handeln von B. T. bedrohlich geworden, womit das Prestigeziel von Ch. B. gefährdet worden wäre. Sind aber natürlich alles nur Hypothesen; es gibt keine Notwendigkeit diese zu glauben.

Ich finde es allerdings befremdlich dass dem Antrag Steuerakten hinzuzuziehen nicht stattgegeben wurde angesichts der Tatsache dass es im Vorfeld der Tat in der Firma von Frau Böhringer zu finanziellen Unregelmässigkeiten gekommen war und der Beschuldigte angab von der Tante angestiftet worden zu sein Geld zu entnehmen.

Die Sache hörte ja wohl auch erst auf als er von einem anderen Angestellten auf frischer Tat ertappt wurde.

@meermin

Und wer könnte aufgrund von Steuerbetrug ein Motiv haben Frau Böhringer umzubringen? Der Rächerbund der Steuerzahler? Ich kann mir gut vorstellen, dass Hoeneß den ein oder anderen Drohbrief erhalten hat, aufgrund seiner Prominenz. Aber eine Parkhausbesitzerin?

Es fällt halt auch hier wieder auf: Das naheliegende Motiv - Habgier - wird für unwahrscheinlich gehalten. Stattdessen wird eine abenteuerliche Konstruktion nach der anderen fabriziert. Kannst du mir aus dem Stand einen Mordfall in Deutschland nennen in der "Steuerbetrug" das Hauptmotiv war?

@aberdeen

Deine Überlegungen bzgl. des Jurastudiums sind sicher nicht von der Hand zu weißen und gelten noch in viel allgemeinerer Form als von dir dargestellt. Jura ist in der Regel kein Neigungs-, sondern ein Karrierestudium - dasselbe gilt für BWL. Es ist also durchaus normal dass Leute solche Studiengänge wegen des Prestiges und der Jobmöglichkeiten wählen. Das ändert aber alles nichts daran, dass das Studium für Tante und Neffen eine enorme Bedeutung gehabt haben muss. Das kann man schon aus den enormen Anstrengungen schließen die der Neffe unternommen hat, um seiner Umwelt einen Studienerfolg vorzugaukeln.
Was in Newtons Gesetzen die Kraft ist, ist in der Psychologie das Motiv: Wo eine Handlung da ein Motiv, wo ein Motiv da eine Handlung (ok, letzteres muss nicht zwangsläufig sein :-D ). Aber was war wohl nun das Motiv für Bence, derartig umfangreich zu lügen?

@meermin
@aberdeen
Ist es denn so schwer bei der Tante ein einigermaßen " normales " Verhalten vorauszusetzen?
Sicher vielleicht war sie lange gutgläubig und hat ihrem Liebling auch vieles verziehen, heißt das aber es hätte noch ewig so weitergehen müssen ?
Ich denke bei aller Liebe kommt bei jedem Menschen der Punkt an dem das Maß voll ist.
Vielleicht war es ja nach der " Studienlüge " den mehrfachen Diebstählen nun die " Beamtenlüge " oder noch was ganz Anderes.
Ich denke Frau Böhringer war an einem Punkt angekommen an dem sie den Bengel einfach " satt " hatte und hat ihm dies unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.
So entstand für Bence der unmittelbare Handlungsbedarf.

Neulich, beim Frühstück der BI.

Eine Berghütte, irgendwo in Tirol. Der Frühstückstisch ist für 17 Personen gedeckt, im Hintergrund läuft leise klassische Musik, der Gefangenenchor aus Nabucco.

M.: Servus!
J. : Fürti!
M.: Morgen! Habt Ihr Euch auch alle die Hände gewaschen?
J.: Du mit Deinem Waschfimmel! Welche Wanne soll ich denn nehmen? Die blaue oder die rote?
M.: Die mit dem „U“ drauf, bittschön!
J.: Ah, ja klar. Und was ist in der blauen? Riecht so komisch …
M.: Da bewahr ich mein letztes Erkältungsbad auf. Man weiß ja nie!
S.: Ganz schön schlau!
M.: Hat mein Therapeut auch gesagt!
J.: Ah, hallo F.! Du bist zwei Stunden zu spät!
F.: Nein, gar nicht wahr, ich war doch die ganze Zeit hier! Kommt P. W. auch?
N.: Der war schon da. Ist aber weinend raus gerannt, als wir seinen Antrag den Früh-stückstisch in die Sonne zu schieben, abgelehnt haben!
(Stühle rücken. Alle setzen sich hin.)
M.: Setz Dich nicht auf meine SZ! Seit Bence nicht mehr arbeitet, muss ich mir die kau-fen! Äh, J., Du hast die Semmeln vergessen …
J.: Zum Frühstücken braucht man Semmeln? Ich dachte, da reicht der gute Wille?
F.: Ich war gestern auf unserer FB-Seite … die halten den Bence alle für schuldig!
N.: ICH HABE SCHON TAUSEND MAL GESAGT, BENCE IST NICHT GEWALTTÄTIG. DAS HAT MAN SCHON IM PROZESS GESEHEN!!! (schlägt mit der Faust auf den Tisch)
J.: Da fehlt eben der gute Wille!
S.: Immer diese negativen Schwingungen, mein Therapeut hat gesagt …
B.: (unterbricht): Unser Therapeut, bittschön! Unterdrück mich nicht immer!
S.: Om mani padme hum!
F.: Da postet immer so eine Frau, die hat eine unheimlich schwarze Aura .. gruselig!
S.: Om ami dewa hri!
M.: War vielleicht doch keine so gute Idee, mit dem Internet. Die Lesen das Urteil ja wirklich! Und dann haben die auch noch eine eigene Meinung. Dabei weiß ich bis heute noch nicht, was das eigentlich ist, Deenaa? (in Richtung von N.): Was ist denn Deenaa?
S.: Ja, und was ist eine eigene Meinung?
J.: Reicht da nicht der gute Wille? Wer Theater spielt, kann kein schlechter Mensch sein!
F.: Ich hab gestern den Götzl in der Bahn gesehen. Unheimlich schwarze Aura … gruselig!
S.: Om ….
J.: Hey N! Coolen Bence-Flaschenöffner hast Du da! Aber schau mal hier, was ich hab!
N.: ….?
J.: Ein Bence-Tamagotchi! Wenn man es nicht füttert, lügt es! Cooles Merchandising, gell? Dabei ist die Anklage an den Haaren herbeigezogen!
F.: Die finden die Idee mit dem Konzert auch doof …
N.: Apropos, Haare: vielleicht sollten wir eine Demo organisieren? So zur Feldherrenhalle? Das macht man in München doch so?
J.: Hey, das blöde Ding lügt ja auch, wenn man es füttert!?! Aber egal: für mich ändert das ÜBERHAUPT nichts! Was zählt, ist der gute Wille!

@KonradTönz1

KonradTönz1 schrieb:Und wer könnte aufgrund von Steuerbetrug ein Motiv haben Frau Böhringer umzubringen? Der Rächerbund der Steuerzahler?

Es liegt mir fern Frau Böhringer oder sonst jemandem etwas unterstellen zu wollen.

Daher nur ein paar allgemeine Überlegungen. Ein Geschäftsinhaber der durch Manipulation an Kassen und/oder illegalen Geldabfluss am Finanzamt vorbei versucht sich selber zu bereichern wird auf Grund dieses Tuns angreifbar. Es besteht immer die Möglichkeit das andere Personen von diesem kriminellen Tun etwas mitbekommen könnten und entweder Anzeige erstatten oder diese Aufdeckung versuchen wiederum kriminell in ihrem Sinne zu nutzen.

Das ist die eine Seite. die andere wäre meiner Ansicht nach, das jemand der Kassen manipuliert bzw. Geld am Staat vorbei abfliessen liesse oder dies planen würde wahrscheinlich nur sehr ungern jemanden in seinem Betrieb dulden würde, der gerade dies mitbekommen hätte oder auf Grund von Vorkommnissen kurz davor wäre es mitzubekommen.

Diese beiden angeführten Punkte könnten durchaus wenn sie zuträfen zu Streitigkeiten geführt haben.

Und wenn man annimmt, dass die Tat im Affekt ausgeführt wurde durchaus auch ein Motiv liefern.

Im Gegensatz zu Dir und vielen anderen hier möchte ich versuchen dem Verurteilten zu glauben und seine Aussagen zu diesem Bereich sind mehr als besorgniserregend bzw. wären es wenn das was er ausgesagt stimmen würde.

Da Frau Böhringer wie am Anfang der Urteilsbegründung sehr klar dargelegt wird selber keine Ahnung von betriebswirtschaftlichen Vorgängen und somit auch nicht von den Möglichkeiten der Kassenmanipulation hatte und wohl auch selber im Betrieb nicht mit Geldflüssen in Berührung kam, hätte sie so oder so immer jemanden gebraucht der ihr hilft.

Diese Tatsache spräche dafür, dass die Aussage von B. Geld im Auftrag der Tante entnommen zu haben stimmen könnte. Zurückzahlen musste er es vielleicht weil es durch Ditte entdeckt worden war.

B. hat nur 1000 Euro netto verdient, sehr wenig für Münchner Verhältnisse, es läge also die Vermutung nahe das familienintern nachgebessert wurde und das am Finanzamt vorbei.

So könnten sich auch die 500 Euro Scheine die sich im Besitz von B. befanden erklären.

Aber das sind rein theoretische Möglichkeiten, mehr nicht. Es hätte auf jeden Fall überprüft werden müssen, das ist meine Meinung.

@KonradTönz1

KonradTönz1 schrieb:Aber was war wohl nun das Motiv für Bence, derartig umfangreich zu lügen?

Zunächst: Angst! Dann war das irgendwann auch selbstverstärkend.


@avatar455

Ich weiß schon, was Du meinst, und bin da gar nicht s fern von Dir. Aber "normal" war diese ganze Konstellation sicher nicht. Jedenfalls nicht so ganz.

@aberdeen
Als er die Automaten plünderte, hatte er da auch Angst ?

Im Fall Mollath wurde dem Angeklagten unterstellt dass er lügt und phantasiert.

Später stellte sich heraus, dass von dem was er seiner Frau vorgeworfen hatte Vieles richtig war.

Und es stellte sich leider heraus, das Einiges von dem was man Herrn Mollath zur Last legte auf dubiose Art zustande gekommen war. Die Richter und der Staatsanwalt hatten nicht genau genug hingeschaut was das Zustandekommen von belastendem Material betraf da ihre Entscheidungen nicht vorurteilsfrei mehr waren.

Bei Herrn Mollath waren sich Richter , Staatanwälte und sogar die Justizministerin absolut sicher das Richtige getan und ein gerechtes Urteil gefällt zu haben.

Fälle wie der von Herrn Mollath zeigen, dass auch die Justiz Fehler macht und nicht vorurteilsfrei agiert. Der Fall Mollath wurde ebenfalls im Freistaat Bayern verhandelt und entschieden.

Daher sollte der kritische Blick auf Gerichtsurteile nicht grundsätzlich negativ sanktioniert werden, im Gegenteil, ein kritisches Begleiten von Prozessen kann nur helfen bei der Wahrheitsfindung und dient der Gerechtigkeit.

Und ich kritisiere dass hier und vor Gericht nicht einmal ansatzweise versucht wurde dem Verurteilten zu glauben. Wie gesagt ich rede nur von dem Versuch.

@meermin
Kritischer Blick - du sagst es ! Blicken wir auf die Fakten ! Auf den letzten Seiten wurde ein Bence " gebacken " dem man nichtmal " spicken" in der Schule zugetraut hätte.
Wäre schön wenn es mal wieder um Fakten ginge.