Mordfall Charlotte Böhringer
25.01.2019 um 08:49
Wer es müßig findet, sich mit der Metaebene dieser Diskussion zu befassen, der sollte meinen Post hier einfach überspringen.
Denn ich möchte mal den grundsätzlichen Sinn hier im thread thematisieren. Wenn ich mal zusammenfassen darf:
BT befindet sich seit mehr als einem Jahrzehnt in Haft. Es gibt einen Urteilsspruch, der BT mit besonderer Schwere der Schuld zu lebenslanger Haft verurteilte. Er selbst bestreitet die Schuld und hat - ohne Erfolg - sämtliche juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft, das Urteil anzufechten.
Nun gibt es diesen Thread hier.
Möglichkeit 1: Es gibt Menschen, die von dem schlimmen Verbrechen an CB und die Verurteilung von BT durch die Medien erfuhren. Sie waren sich vielleicht nicht sicher, ob der Richtige verurteilt wurde und setzten sich deswegen genauer mit dem Urteil, den darin erhobenen Tatvorwürfen, dem Ablauf der Ermittlungen auseinander.
Sie kamen zu dem Schluss: auch wenn sie alle verfügbaren Details durchkauen, bleibt ihnen ein bohrendes, ungutes Gefühl. Es gibt keine Beweise und die Indizien wirken sehr eindimensional gewertet. Es ist erstaunlich, dass schon 2 Tage nach Auffindung der toten CB in den Münchner Medien ein Ermittlungserfolg verkündet wurde und BT als wahrscheinlicher Täter präsentiert wurde. Erstaunlich schnell, angesichts der Tatsache, dass es keine Beweise gibt. Erstaunlich schnell, angesichts der Tatsache, dass CB eine sehr vermögende, umtriebige alleinstehende Frau war, die ein aktives und extrovertiertes Leben mitten in der Münchner Innenstadt lebte. Erstaunlich, dass es im Urteil so lapidar heißt: Es ist ausgeschlossen, dass irgendeine andere Person (Raubmord eingeschlossen) die Tat begangen hat - außer BT, ihr Lieblingsneffe, der für sie, die kinderlose, aber sehr familienbezogene gebürtige Ungarin, eine Art Ersatzsohn war. Wer diese und zahllose weitere Gedanken hat, die sich darum drehen, dass Zweifel bleiben, ob der Urteilsspruch dem Anspruch von "Wahrheit und Gerechtigkeit" genügt, und der eine Plattform sucht, sich darüber auszutauschen, landet z.B. hier.
Möglichkeit 2: Es gibt Menschen, die von dem schlimmen Verbrechen an CB und die Verurteilung von BT durch die Medien erfuhren. Sie waren sich vielleicht nicht sicher, ob der Richtige verurteilt wurde und setzten sich deswegen genauer mit dem Urteil, den darin erhobenen Tatvorwürfen, dem Ablauf der Ermittlungen auseinander. Sie kamen zu dem Schluss, dass das richtige Urteil gesprochen wurde und damit der Gerechtigkeit genüge getan ist.
Ob für einen Menschen nun eher Möglichkeit 1 oder Möglichkeit 2 (oder eine ganz andere!) naheliegender erscheint, ist natürlich ganz individuell und betrifft die subjektive Wahrnehmung, Einschätzung, eigene Lebenserfahrung und auch die individuelle Persönlichkeit. Deswegen kann niemand darüber urteilen, ob Möglichkeit 1 oder 2 mehr "Wahrheit" postulieren kann.
Ich frage mich nur, was der Sinn ist, wenn Menschen, die zu Möglichkeit 1 tendieren sich nicht nur nicht austauschen können, sondern sich kaum äußern können, ohne dass Verfechter der Möglichkeit 2 immer und immer wieder auf das Urteil verweisen (das sie ja für wahr&gerecht halten). Es ist ja nicht so, dass ein Mögl.1-Mensch das Urteil nicht begriffen oder es sogar nicht kennt - eher im Gegenteil, sonst wäre er ja kein Mögl.1- Mensch. Daher ist mir der Eifer schleierhaft, mit dem manche Mögl.2-Anhänger hier knopfdruckartig auf Diskussionsbeiträge losgehen, die für sie anscheinend Signalcharakter haben („BT sagte doch...“ - „na BT‘s Aussagen haben ja wohl grundsätzlich keinen Wahrheitsgehalt, laut Urteil ist die Aussage nicht glaubhaft!“, „wieso soll er denn erst die Handschuhe ausziehen, bevor er das Testament anfasst, damit er Fingerabdrücke hinterlässt?“ - „hat sich halt blöd angestellt, im Urteil steht ja auch, dass nicht glaubhaft ist, dass er die Abdrücke bei Büroarbeiten hinterlassen hat!“, „...was spricht gegen einen 2. Täter?“ - „die Ermittlungen schließen einen 2. Täter ebenso wie einen Raubmord aus, steht im Urteil!“)
Versteht ihr, was ich meine? Das ist keine Diskussion, das ist eine etwas einfältige Kampfsportart, nur mit Worten.
Und: nein, MarkSmith, es ist kein wertvoller Beitrag, Bewertungen der Indizien, die von der Bewertung des Gerichts abweichen, grundsätzlich als „Unsinn“ zu bezeichnen. Ich habe nichts gegen eine interessante Diskussion, bei der konträre Meinungen aufeinander treffen. Ein Kuschel-Forum, in dem alle sich gegenseitig bestätigen, wäre ja sowohl sinnlos als auch langweilig. Aber wenn die Kampfsportler hier so weiter machen, sind sie bald unter sich hier im CB-Forum ... und ob das dann so spannend ist?