@Minzi Das Buch wollte ich auch gerade erwähnen. Das bringt für mich schlüssig alle Indizien und auch die Chronologie zu einem Szenario zusammen.
In ein paar Punkten widerspricht der Autor dem, was bislang bekannt ist. Einige Dinge waren mir neu. In jedem Fall geht klar hervor, dass der Autor von der Richtigkeit
des Urteils überzeugt ist.
Ich habe mal die von ihm genannten Indizien kurz beschrieben für ein anderes Forum, hier hänge ich die unsortierte Liste unten an.
Quelle:
9 1/2 perfekte Morde: Wenn Schuldige davonkommen – Ein Strafverteidiger deckt auf
Alexander Stevens
https://www.amazon.de/perfekte-Morde-Schuldige-davonkommen-Strafverteidiger/dp/349231144X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1520190298&sr=8-1&keywords=9+perfekte+mordeGenannte Punkte:
- Bence T. wohnte in einem anderen Stadtteil als seine Tante; diese bezog mehrere Tageszeitungen, die morgens an ihre Tür gehängt wurden. Am Tag nach der Tat fehlten diese Zeitungen; in seiner Wohnung wurden exakt jene Zeitungen mit den Stadtteilbeilagen seiner Tante gefunden, nicht solche mit seiner Stadtteilbeilage
- Frau Böhringer soll zum Tatzeitpunkt 2.000€ in 500€-Scheinen gehabt haben; 2 solcher Scheine wurden später mit Blutanhaftungen in seiner Geldbörse gefunden. Während Wikipedia hier auf einen Zeitungsartikel verweist, der von der Verhandlung berichtet und eine Gerichtsmedizinerin zitiert, wonach das Blut nicht eindeutig Jemandem zuzuordnen war, sagt der Autor, es sei das Blut des Mordopfers gewesen; Bence Toth soll nachweislich mit einem dritten 500€-Schein an einer Tankstelle bezahlt haben und zwar nur eine Flasche Wasser, irgendwas unter 2€ und so, dass es auffällig war, mit welch großem Schein er ankam.
- Zur Wohnung und aus dem Parkhaus heraus konnte man nur zu Fuß oder per Fahrrad gelangen, wahrscheinlich (meine Interpretation) war der Rest videoüberwacht. Die Polizei konzentrierte sich früh auf diese Fluchtvariante und untersuchte sobald Bence Toth verdächtig wurde, ob er ein Rad besass. Er hatte keines. Aber: er hatte sich am Tattag eines von einem Freund geliehen, das er am Tag nach der Tat per Dampfstrahler gründlich reinigte, damit sein Freund es sauber zurück erhalten würde.
- Im Parkhaus hatte es mehrere Vorfälle gegeben, bei denen aus den Parkautomaten Geld fehlte. Die Frau Böhringer vermutete ihren Neffen dahinter und degradierte ihn: er musste seinen Hauptschlüssel abgeben und durfte fortan nur noch in Begleitung in den Büroräumen sein. Die Polizei konnte wohl Kontobewegungen rekonstruieren, die zeitlich und von der Summe her mit den Diebstählen korrelierten.
- Während Bence Toth am Tattag wegen einer Erkältung von einer Geburtstagsfeier ferngeblieben war und angeblich zur Tatzeit ein Bad nahm, konnte er an diesem Nachmittag von seiner Schwiegermutter in spe nicht erreicht werden, die dann auf den AB sprach.
- Die Leiche der Frau Böhringer wurde auf dem Rücken liegend gefunden. Und an ihrem Sakko, ebenfalls auf dem Rücken wurde Bence Toths DNA gefunden.
- Es wurden noch weitere Spuren von ihm gefunden und allesamt an Gegenständen, die im Zusammenhang mit der Tat durchwühlt, angefasst, bewegt worden waren. Soweit ich mich erinnere am Testament, an Schränken, einer Klarsichthülle, an der Geldbörse des Opfers etc.
- Frau Böhringer hatte vor den Vorfällen mit dem fehlenden Geld ihren Neffen als zukünftigen Geschäftsführer ins Auge gefasst und ihm diesen Posten in Aussicht gestellt, ihn aber an ein abgeschlossenes Jurastudium samt Promotion geknüpft. Danach hatte sie den Posten des Stellvertretenden Geschäftsführers anderweitig besetzt, was Bence Toth nicht nur nicht gefallen sondern auch finanziell schlecht zurückgelassen hat; der Autor bezeichnet ihn irgendwo als Hilfskraft, die ab und an niedere Geldbeträge von der Tante geschenkt bekam, maximal 100€.
- Am Tat nach der Tat bewegte Herr Toth sein Auto über eine längere Strecke, ich glaub das waren 120km. Gefragt, wohin er damit gefahren sei, gab er an, einen Freund bei dessen Arbeitsstelle in Augsburg besuchen zu wollen. Allerdings hatte der Freund diese Arbeitsstelle schon längst gekündigt und Bence Toth hat Augsburg auch nie erreicht; es wurde also angenommen, dass er auf diesder Fahrt das Tatwerkzeug entsorgte.
- Raubmord konnte ausgeschlossen werden.
- Wenige Tage vor der Tat hatte es einen Streit zwischen Tante und Neffen gegeben, in Folge dessen sie ihn aus dem Parkhaus warf. Der Grund wurde nie bekannt.
- Bence Toth hatte schon Jahre vor der Tat sein Studium aufgegeben, seine Umfeld aber weiterhin im Glauben gelassen, er sei ein erfolgreicher Student. Das ging sogar soweit, dass er sich von angeblichen Prüfungen abholen lies und ausgiebig die Fragen erörterte.
- Die Tante hatte sich gegen eine anstehende Heirat Bence Toths ausgesprochen, weil sie nicht wollte, dass ihr Geld aufgeteilt werden sollte. Bence Toth hat sich hier nicht reinreden lassen und hielt an der Heirat fest.
- Bence Toth hatte der Tante einige Zeit vor der Tat vorgeschlagen, das Geschäft schon vorzeitig an ihn zu übergeben, was diese ablehnte.
- Es gab mehrere Zeugen, die von zunehmendem Druck der Tante auf den Neffen berichteten wegen des noch nicht beendeten Studiums. Sie hat sogar durch Dritte bei ihm nachfragen lassen, welche Fortschritte das Studium mache.
- Der Kontostand von Herrn Toth war der eines nicht sehr wohlhabenden Studenten; die Herkunft der Fünfhunderteuroscheine konnte er nie erklären, er selbst sagt, dass das ein Geldgeschenk seiner Tante gewesen wäre.
- Nur wenige Personen wussten um den regelmäßigen Stammtischbesuch der Frau Böhringer und konnten damit wissen, wann sie das Haus verlassen würde. Zudem ist die Lage der Wohnung innerhalb des Parkhauskomplexes schwer zu finden und nur wenigen Personen vertraut.
- Am Tag nach der Tat kam Bence Toth auffallend leger gekleidet ins Parkhaus und beruhigte die aufgeregten Mitarbeiter, sie sich Sorgen um seine Tante machten, mit der Information, sie sei in Urlaub gefahren.