Mordfall Charlotte Böhringer
06.08.2022 um 10:57Marinopay schrieb:Was war für euch das Ausschlaggebende von der Schuld des BT überzeugt zu sein, bzw. (sollte es hier noch jemanden geben) an seine Unschuld zu glauben?Als ich das erste Mal von dem Fall in einer Doku hörte, hielt ich BT für ein Opfer eines Justizirrtums. Deswegen habe ich nach dem schriftlichen Urteil gesucht, und entsprechend kritisch habe ich es gelesen. Insgesamt fand ich das Urteil allerdings in sich extrem überzeugend und die gezogenen Schlussfolgerungen für ausgesprochen plausibel.
Nach meiner Erinnerung bin ich relativ schnell bei folgenden zwei Dingen stutzig geworden:
- der zusätzliche Vorwurf des Diebstahls in drei Fällen mit einer völlig unplausiblen Geschichte von BT/der Verteidigung -> da schien noch mehr faul zu sein als das mit dem Jurastudium
- die Augsburgfahrt, für die er eine völlig abwegige Erklärung lieferte und überhaupt nicht dazu passt, dass er angeblich die Geschäftsführung an dem Tag übernehmen sollte
Aber wirklich überzeugt haben mich die folgenden zwei Indizien:
- Geldscheine: Woher sonst soll das Geld stammen? Die Behauptung, es seien zum Teil Erträge aus Sportwetten, fand ich u.a. deshalb nicht plausibel, weil BT kein konkretes Wettbüro angeben konnte. Außerdem waren die Geldscheine versteckt im Geldbeutel, es war DNA von CB darauf zu finden und das passte zudem zu einem geschätzten Fehlbetrag bei CB
- Die drei Zeitungen: Gerade weil man nachweislich feststellte, dass BT sich zumindest die SZ nicht ausgeliehen haben konnte (da alle Zeitungen bis auf eine verkauft wurden und die eine weitere SZ an CBs Türe gehängt wurde), muss BT diese drei Zeitungen entwendet haben. Dass er sie ausgeliehen habe, ist auch deshalb unplausibel, weil er sie sonst nicht in den Papiermüll getan hätte.
Dazu kamen dann noch zahlreiche weitere Indizien, die gesamtschaulich ein sehr konsistentes Bild lieferten. Man darf nicht vergessen, BT hatte satte 93 Verhandlungstage Gelegenheit gehabt, um etwaige Missverständnisse auszuräumen. Dass man "vergisst", woher man vier 500 Euro Scheine her hat, ist absolut hanebüchen.
Hätte es aber die Geldscheine, die drei entwendeten Zeitungen, die DNA-Spuren auf dem Testament nicht gegeben, wäre es mit einer Verurteilung womöglich schwierig geworden.