SunziChris schrieb:Denn da spricht bei Minute 7.20 Prof. Dr. Ullrich Sommer sogar von 2 %.
Nein, habe ich nicht. Ich sehe mir so was nicht an, sondern informiere mich lieber aus Primärquellen. Und die Frage war ja: 2% bei Mord und Totschlag?
Wenn sich der Herr Professor darauf bezieht: Gut möglich. Wie ich sagte, werden solche Verbrechen von Polizei und Staatsanwaltschaft so vorbereitet, dass man sich bei der Anklageerhebung schon ziemlich sicher ist. Reichen die Beweise nicht, wird gar nicht Anklage erhoben (siehe z.B. Fall "Maria Baumer", auch hier im Forum).
Das Eröffnungsgericht
http://www.gesetze-im-internet.de/stpo/__199.htmlwiederum hat keine Lust, einen von der StA schlecht ermittelten Fall zur Anklage zuzulassen und sich dann mit dicken Überraschungen im Prozess herumzuschlagen. Lieber wird der StA informell bedeutet, dass da noch mehr kommen müsse. So sind die Prozesse eher selten der große Show-Down, zumeist geht es um Nuancen und die Darstellung der Ermittlungsergebnisse in der Öffentlichkeit.
monstra schrieb:Es gibt in Deutschland vielleicht 300 bis 400 Mordurteile im Jahr.
Interessant wäre in diesem Zusammenhang noch, in wie vielen Fällen die Täter gestehen oder es eine "Smoking Gun" gibt, also einen nicht mehr widerlegbaren forensischen Beweis der Täterschaft. Das dürfte bei der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle so sein, als Beispiel der Fall "Sophia Lösche", auch hier im Forum.
Nur nicht geständige Täter und das Fehlen eines überragenden Beweises führen dann zu den spektakulären "Inidzienprozessen", in denen eine Verurteilung immer nur aufgrund einer Kombination verschiedener Indizien möglich ist - aber auch zulässig. Denn wäre das nicht möglich, müsste man immer freisprechen, wenn es an einem Geständnis oder dem schlagenden Beweis fehlt. Das muss das Gericht aber nicht, wenn es aufgrund aller in Frage kommenden Umstände von der Schuld überzeugt ist. Ob es dabei das Gericht einen Fehler gemacht hat, ist im einzelnen komplex. Ich sage mal so: Fehler passieren, aber viel, viel seltener und zumeist nicht dort, als behauptet wird. Und: Fehler passieren, aber sie sind im Ergebnis folgenlos.