@Quiron @Rattrays danke für die Erläuterung.
Ich habe mir wegen der Tür in beiden Büchern noch mal nachgelesen.
Amanda schreibt auf Seite 76: "Dann öffnete ich Filomenas Tür und schnappte nach Luft......... "Oh gott, bei uns ist eingebrochen worden" stieß ich hervor. Raffaele stand direkt hinter mir....
Raffaele Sollecito schreibt auf Seite 26 seines Buches:
"Then I pushed open Filomenas door, which had been left slightly ajar, and saw the place was trashed. ....
wenn ich das richtig verstanden habe, schreibt sie, dass sie die Tür geöffnet habe und er schreibt, dass er die Tür geöffnet habe. Dass die tür offen gestanden habe, lese ich nicht.
Im übrigen halte ich dies für vergleichsweise unwichtig. das menschliche Gehirn funktioniert nun mal nicht wie ein Film, dass also alles korrekt abgespeichert wird. Für das Ergebnis ist ja unwichtig, wer von beiden die Tür geöffnet hat. Wichtig und entscheidend war für beide, was sie im Zimmer entdeckt haben. Das haben sie sich gemerkt. An dem Tag und den darauffolgenden passierte ihren so vieles Schlimmes, dass es mir einleuchtet, dass ihr Gehirn ganz bestimmt nicht sich genau gemerkt hat, wer die Tür geöffnet hat.
Im übrigen wird in beiden Büchern derart viele Befragungen und Dikussionen im Detail geschildert, was ich jedoch als unmöglich ansehe, dass man wirklich noch genau weiß, wer wann was gefragt und was genau man geantwortet hat. Das ist einfach unmöglich. Hier hat das Gedächtnis das wesentliche gespeichert und vieles am Rande hinzugefügt, von dem man völlig überzeugt war, dass es so und nicht anders wohl gewesen sei. Ich meine aber, dass es schlicht unmöglich ist, dass man nach Jahren noch wissen will, wann wer was mit welchen Worten gesagt hat. Hier ist interpretiert worden ! ganz sicher.
Auch in anderen Biografien ist es doch so, dass man nicht davon ausgehen kann, dass ein Senior, der sein Leben schildert und auch Erlebnisse aus der Jugend und dann schon mal wörtliche Rede benutzt, dass der noch exakt weiß, wer was wie formuliert hat. Auch hier wurde interpretiert und nach besten Wissen und Gewissen ergänzt.
So werden es auch Amanda und Raffaele nach der langen Zeit des Gefängnisaufenthalts gemacht haben. Sie werden so oft über die Vorkommnisse gesprochen haben, mit anderen, miteinander, mit der Familie, mit Freunden mit Anwälten und so viel darüber nachgedacht und gegrübelt haben etc, dass alles nicht mehr zu 100 % ihrer originären Erinnerung entspringen kann. Jemand, der sich mit Erinnerungen und Bewertung von Zeugenaussagen auskennt, wird dies bestätigen.
Selbst wenn also Widersprüche in beiden Schilderungen auftauchen und es tauchen sicherlich einige, wenn man sucht, auf, bedeutet dies noch lange nicht, noch ganz ganz lange nicht, dass sie etwas mit dem Mord zu tun hatten.
Wer meint, mit diesen Widersprüchen ein Indiz für ihre Schuld gefunden zu haben, kennt sich mit der menschlichen Erinnerungsfähigkeit wohl einfach nicht aus.