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Amanda Knox

11.100 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Medien, Prozess ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Amanda Knox

02.05.2014 um 23:07
Zitat von JosefK1914JosefK1914 schrieb:Nein, formal war es eben ebenfals falsch. Es geht davon aus, dass DNA von dem Opfer auf dem Messer sein soll. Die Angeklagten haben jedoch - um die Kontamentierung zu beweisen - die kompletten Rohdaten der Messungen verlangt.
ich habe mir das Urteil nicht komplett durchgelesen und hoffe du hast recht.

wenn das Gericht jedoch seine Entscheidung nicht mit der formal falschen DNA-Spur auf dem Messer begründet hat, sondern (wie ich es in den Medien gelesen habe) mit dem BH-Klip und der Aussage des Penners, der die beiden in die Wohnung gehen gesehen haben will, schaut es nicht so einfach aus.

ob sie den Penner als glaubwürdig ansieht und die Spur am BH-Klip als überzeugendes Beweismittel ansieht unterliegt nun einmal der freien Beweiswürdigung durch das Gericht.


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Amanda Knox

02.05.2014 um 23:14
was ich gelesen habe, hat man auch mit den Stichspuren argumentiert, die von verschiedenen Messern stammen sollen.

dies ist zwar ebenfalls stark zu bezweifeln, aber wohl nicht unmöglich.

das Gericht hatte es darauf angelegt, Gutachten zu bekommen, die ihre Theorie unterstützen.

so einem Gutachten kann man nur schwer etwas entgegensetzen.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 01:27
Zitat von aronsperberaronsperber schrieb:wenn das Gericht jedoch seine Entscheidung nicht mit der formal falschen DNA-Spur auf dem Messer begründet hat, sondern (wie ich es in den Medien gelesen habe) mit dem BH-Klip und der Aussage des Penners, der die beiden in die Wohnung gehen gesehen haben will, schaut es nicht so einfach aus.
Es steht schon in dem Teil, das hier gepostet wurde. Dort steht, dass DNA von dem Opfer auf dem Messer gefunden worden sein soll, was letztendlich das Gericht dazu verwendet hat, dass Frau Knox zugestochen haben soll.

Es ist ein wesentlicher Teil des Urteils. Deutlicher kann der formale Fehler nicht sein.

Zum anderen wird sich auch der EGMR damit befassen müssen, was man unter einem fairen Verfahren sich vorzustellen hat. Ob es berechtigt ist, die Schranke, ab wann man von berechtigten Zweifel sprechen muss, in unermeßliche Höhe zu treiben, dass es letztendlich denn Angeklagten nicht mehr möglich ist, ein Freispruch zu erreichen, so dass der Spruch eines jeden Rechtsstaats "Im Zweifel für den Angeklagten" ins Leere läuft.

Allein die Behauptung des obersten Gerichtshof, dass Kontamination bewiesen werden muss, sind schon Hürden, welche letztendlich bei schlampigen Ermittlungen die Verteidigung der Anklage unmöglich macht. Eine solcher Spruch bedeutet nichts anderes für die Ermittler möglichst schlampig zu arbeiten, umso leichter habe ich es später einen "Täter" zu finden. Das sind alles Dinge, die mit einem fairen Verfahren nichts zu tun haben und genau in die Kompetenz des EGMR fallen und er das dann auch entsprechend zu untersuchen und klar Stellung zu nehmen hat .

Außerdem müsste der EGMR auch untersuchen, ob die Aufhebung des Hellmann-Urteils rechtens war. Denn zu den Menschenrechten gehört auch, dass man nichtnicht zweimal in derselben Sache angeklagt werden darf. War die Aufhebung des Hellmann-Urteils nach italienischem Recht nicht rechtens, so liegt ein Verstoß gegen diesen Grundsatz vor. Hier spielt dann die freie Beweiswürdigung eine bedeutende Rolle, in die der oberste Gerichtshof nur dann hätte eingreifen dürfen, wenn diese nicht mit einem Rechtsstaat vereinbart gewesen wäre.

Wenn man da die Bewertung der Zeugenaussage von Curatalo sieht, war das eine Farce. Auch die Behauptung des obersten Gerichtshofs, dass Guede direkt aus der Wohnung gelaufen ist, fällt genauso darunter. Denn Hellmann musste nicht erwähnen, wann Guede in das Blut getreten ist, ob direkt nach dem Mord oder erst nachdem er sich die Handtücher aus dem Bad geholt hat, oder ob er evtl. gar nicht das Haus dabei verlassen hat.

Letztendlich ist die freie Beweiswürdigng bei sämtlichen Argumenten des obersten Gerichtshofs nicht beachtet worden.


Sollte der EGMR dieses Urteil durchwinken, wäre die Ansicht vieler Amerikaner, der rechtlich in der Steinzeit lebender Europäern, letztlich dann auch bestätigt. Kein Fall zeugt es dann deutlicher wie dieser. Daher sagte ich vor ein paar Beiträgen, dass dann die Rechtssprechung Europas auf dem Prüfstand steht.

Durch die Involvierung von Frau Knox ist es eben keine interne Angelegenheit Italiens mehr.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 05:36
Nicht zu vergessen: die formalen Entscheidungen, die im Verfahren gegegen Guede getroffen wurden, und in dem Amanda Knox und Raffaele Sollecito keine Stimme hatten, wurden als Fakten für das neuerliche Urteil zugrunde gelegt.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 05:58
@BL
Zitat von BLBL schrieb:Welchen Todeszeitpunkt gibt Nencini eigentlich an?
Lau Übersetzung von HansM bezieht Nencini sich auf die Zeugenaussagen von Capezzali und Dramis, also dürfte es 23:30 sein.
Surely the blow that caught the right side of the neck, with a modest and certainly not likely to cause death, however, was a shot that produced a sharp pain that scream and certainly occasioned excruciating the victim that was perceived by Nara Capezzal and Maria Ilaria Dramis, who reported it in the examination hearing;
Zitat von BLBL schrieb:hast Du eine Quelle zu dem Mageninhalt,
z.B. Massei Seite 115:
In the autopsy, Dr. Lalli noted the following: "... oesophagus containing a fragment apparently a piece of mushroom (page 46) ... stomach containing 500 cc alimentary bolus, green brown in which were recognizable caseosis (mozzarella?) and vegetable fibre ... empty duodenum, small intestine containing digested material in the last loop ...‛ (pages 47 and 48 of report).
Ob es sich bei dem Fragment in der Speiseröhre tatsächlich um einen Pilz handelte, konnte nicht geklärt werden. Andere vermuteten, es könne sich um Teile eines Apfels handeln.

Wichtig an der ganzen Sache ist aber der leere Zwölffingerdarm. Das legt den Tod zu einem Zeitpunkt fest, bevor der Magen begonnen hat, sich zu leeren. Darin liegt der Fehler von Massei und anderen, die immer von einer vollständigen Entleerung ausgehen.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 07:54
Zitat von QuironQuiron schrieb:Nicht zu vergessen: die formalen Entscheidungen, die im Verfahren gegegen Guede getroffen wurden, und in dem Amanda Knox und Raffaele Sollecito keine Stimme hatten, wurden als Fakten für das neuerliche Urteil zugrunde gelegt.
Richtig, auch das hat mit einem fairen Verfahren nicht im Geringsten zu tun.

Dass es durch den Rechtsgrundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" divergierende Urteile gibt, liegt im Prinzip der Sache. Ein Land, dass das vermeiden will, ist kein Rechtsstaat.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 10:12
@Quiron

Dank Dir, ich sehe schon, ich muss doch wieder etwas Zeit investieren. Ich werde mal nach den Verdauungszeiten usw. recherchieren, adhoc lese ich was von 1-4 Stunden Magenaufenthalt je nach Speise. Wahrscheinlich arbeitet Magen und Darm noch eine ganze Zeit lang nach dem Versterben weiter, was dann auch den Zeitpunkt der Tötung in frühere Abendstunden verlegt. Wobei ich immer noch von einem Tatzeitpunkt kurz nach 22.13 Uhr überzeugt bin.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 12:08
@JosefK1914 schrieb:
Außerdem müsste der EGMR auch untersuchen, ob die Aufhebung des Hellmann-Urteils rechtens war. Denn zu den Menschenrechten gehört auch, dass man nichtnicht zweimal in derselben Sache angeklagt"


Dieses Argument verstehe ich eigentlich nicht so richtig. Im deut. Rechtssystem ist es auch so, dass jemand, der z.B: wegen Mord in erster Instanz freigesprochen werden könnte, die STA Revision einlegt und dann der BGH das Uteil aufhebt muß er an ein anderes Gericht veweisen. Diese Gericht kann zu einer Verurteilung kommen. Gegen dieses Urteil könnte wieder Revision eingelegt werden und wenn der BGH zu der Entscheidung käme, dass auch hier beachtliche Rechtsfehler passiert sind, müßte noch einmal verhandelt werden mit einem offenen Ergebnis. Dagegen wäre theoretisch wieder Revision möglich, bis irgendwann mal der BGH das Urteil hält und bestätigt, dass kein Verfahrensverstoß vorliegt.

Hier kann man das deut und evtl auch ital. Verfahrensrecht wohl nicht mit dem amerik oder engl. vergleichen, in denen so etwas unmöglich ist.

Oder sehe ich das falsch?


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Amanda Knox

03.05.2014 um 12:28
@JosefK1914
"eine evtl. Ablehnung der Beschwerde wird dann auf ganz Europa zurückfallen"

man kann jetzt natürlich ketzerisch fragen: Na und? was würde schon passieren? außer einem Aufschrei in der Fachwelt, einige kritische Artikel in der kritischen Presse viel Genugtuung in der Boulevard Presse und über die Zeit wird alles vergessen.

Sorry, ich bin zur Zeit einfach sehr enttäuscht, dass hoch bezahlte und eigentlich doch intelligente Leute wie diese Juristen so skrupellos bewußt hier "Fakten" konstruieren und dann einsetzen, die die beiden jungen Leute opfern. Als Film hätte ich diesen Vorgang als völlig abstrus bewertet und fern von der Wirklichkeit.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 13:31
@BL
Bitte daran denken, wir reden hier von Pizza, nicht von der Elsässer Schlachtplatte. Also bei der Zeitbestimmung vor allem Kohlehydrate zugrunde legen. Und es kommt auf den Zeitpunkt an, wenn das erste Material aus dem Magen weitertransportiert wird. Manche Zeitangaben beziehen sich nämlich auf die Zeit, die es braucht, die gesamte Mahlzeit zu verarbeiten.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 13:44
@Nscho-Tschi
Zitat von Nscho-TschiNscho-Tschi schrieb:Sorry, ich bin zur Zeit einfach sehr enttäuscht, dass hoch bezahlte und eigentlich doch intelligente Leute wie diese Juristen so skrupellos bewußt hier "Fakten" konstruieren und dann einsetzen, die die beiden jungen Leute opfern. Als Film hätte ich diesen Vorgang als völlig abstrus bewertet und fern von der Wirklichkeit.
Mir scheint, das besondere Problem in Italien liegt daran, daß der Justizapparat weitgehend die Orientierung verloren hat. Er unterliegt doch seit jahrzehnten keiner echten, unabhängigen, funktionsfähigen Kontrolle mehr. Im Gegenteil: um die Mafia zu bekämpfen, hat man Richtern und Staatsanwälten zusätzliche Freiheiten und Machtmittel in die Hand gegeben.

Macht korrumpiert nunmal. Und Giuliano Mignini ist das Paradebeispiel eines korrupten Staatsanwalts, der schon so lange ungehindert mit Freiheiten seines Amtes hantiert, daß er jegliches Maß verloren hat. Das zeigt doch gerade der Fall Narducci, der mit einem simplen Selbstmord begann, wo er aber am Ende über zwanzig Leute angeklagt hat, Teil einer Verschwörung zu sein. Die Selbstüberschätzung ging so weit, daß er meinte, er könne ander Staatsanwälte und Richter abhören, deren einziges Vergehen es war, nicht seiner Meinung zu sein. Erst da wurde er gestoppt, aber leider nicht endgültig.

Heute ist der Justizapparat in Italien mehrheitlich nicht mehr an der Wahrheitsfindung interessiert. Wahrheitsfindung ist anstrengend. Eine hohe Erfolgsquote lässt sich viel besser mit Absprachen und gegenseitigen Gefälligkeiten erreichen.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 14:46
Zitat von QuironQuiron schrieb:Mir scheint, das besondere Problem in Italien liegt daran, daß der Justizapparat weitgehend die Orientierung verloren hat. Er unterliegt doch seit jahrzehnten keiner echten, unabhängigen, funktionsfähigen Kontrolle mehr. Im Gegenteil: um die Mafia zu bekämpfen, hat man Richtern und Staatsanwälten zusätzliche Freiheiten und Machtmittel in die Hand gegeben.
die italienische Justiz hat auch schon in anderen Fällen eine sehr schlechte Figur gemacht:

http://aron2201sperber.wordpress.com/2013/01/28/neues-urteil-ohne-neue-beweise/

beim Flugzeugabsturz von Ustica wurde über 20 Jahre ein Prozess gegen die Generäle der Aeronautica Militare geführt, die angebliche einen Nato-Luftkrieg vertuscht hatten.

für so einen Luftkampf fanden sich nie irgendwelche konkreten Beweise

obwohl das Verfahren mit Freisprüchen aus Mangel an Beweisen endete, wurde die Luftkampftheorie dann in einem Zivilprozess doch noch bestätigt, ohne dass auch ein einziger neuer Beweis dafür aufgetaucht wäre.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 17:40
Zitat von Nscho-TschiNscho-Tschi schrieb:Dieses Argument verstehe ich eigentlich nicht so richtig. Im deut. Rechtssystem ist es auch so, dass jemand, der z.B: wegen Mord in erster Instanz freigesprochen werden könnte, die STA Revision einlegt und dann der BGH das Uteil aufhebt muß er an ein anderes Gericht veweisen. Diese Gericht kann zu einer Verurteilung kommen. Gegen dieses Urteil könnte wieder Revision eingelegt werden und wenn der BGH zu der Entscheidung käme, dass auch hier beachtliche Rechtsfehler passiert sind, müßte noch einmal verhandelt werden mit einem offenen Ergebnis. Dagegen wäre theoretisch wieder Revision möglich, bis irgendwann mal der BGH das Urteil hält und bestätigt, dass kein Verfahrensverstoß vorliegt.
Bedeutende Rechtsfehler sind so etwas wie rechtliches Gehör oder wirklich Beweiswürdigungen, welche willkürlich sind. Fehler darf sogar eine Beweiswürdigung besitzen, sie darf nur nicht so daneben sein, dass sie nicht mehr vertretbar ist. Wirkliche Fehler hat der oberste Gerichtshof nicht wirklich nachgewiesen (siehe oben, Blutspur von Guede).

In jedem Rechtsstaat ist die freie Beweiswürdigung eines Gerichts ein hohes Gut. Sie darf nur eben in ganz wenigen Fällen eingegriffen werden.

Ein Gericht brauch seine Ansicht auch nicht in allen Einzelheiten zu begründen. Hellmann hatte beispielsweise die Unglaubwürdigkeit der Zeugenaussage von Curatalo auf verschiedene Weise begündet. Einmal bezweifelt er seine Aussage wegen des Drogenkonsums, zusätzlich bezweifelt er, dass er die Angeklagten überhaupt wirklich gesehen hat. Beides sind eigenständige Gründe. Beide Gründe hätten nachweislich falsch sein müssen und zwar so, dass es rechtssstaatlich in keiner Weise ein solcher Fehler vertretbar wäre. Dem ist jedoch nicht so. Die Begründung des obersten Gerichtshof das Hellman-Urteil in diesem Punkt aufzuheben war, dass er die Angeklagten im Gerichtssaal erkannt habe. So ein Aufhebungsgrund ist klar an den Haaren herbeigezogen, den in einem Gerichtssaal haben die Angeklagten natürlich eine besondere Position und dadurch leicht zu identifizieren. Diese Begründung des obersten Gerichtshofs kann in keiner Weise den Eingriff in die freie Beweiswürdigung begründen. Der oberste Gerichtshof ist eben kein Tatsachengericht. Er hat hier in massiver Weise in die freie Beweiswürdigung auch in den anderen Punkten eingegriffen.

Nehmen wir mal das angebliche Tatmesser. Hellmann hatte die weitere Untersuchung abgelehnt. Er hatte festgestellt, dass dieses Messer nicht zur Wunde passt. Damit war auch weitere Untersuchungen nicht mehr sinnvoll. Diese Feststellung hatte de oberste Gerichtshof gar nicht angegriffen. Sprich er hat Hellmanns Urteil vermutlich gar nicht komplett gelesen oder nicht begriffen. Der oberste Gerichtshof hatte in Wirklichkeit keinerlei wirkliche Gründe in die freie Beweiswürdigung einzugreifen und die Untersuchung des Messers zu verlangen.


Das alles wird u.U. der EGMR untersuchen müssen.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 19:35
Zitat von JosefK1914JosefK1914 schrieb:Das alles wird u.U. der EGMR untersuchen müssen.
ich finde deine Argumente absolut überzeugend und bin trotzdem nicht allzu optimistisch.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 19:42
Zitat von aronsperberaronsperber schrieb:ich finde deine Argumente absolut überzeugend und bin trotzdem nicht allzu optimistisch.
Kann ich verstehen. Es gibt eben immer einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Dieser Fall ist jedoch so eindeutig, dass der EGMR um ein vernünftiges Urteil fast nicht herum kommt, sollte es überhaupt soweit kommen. Zusätzlich wird das auch Thema der Gerichte in den USA werden. Auch diese werden sich das Urteil des obersten Gerichtshofs genau anschauen, da eben "Ne bis in idem" sowohl nach dem EMRK als auch in den USA Rechtsgrundlage ist.

Und wenn die Gründe des obersten Gerichtshof nicht ausreichend waren bzw. wie es aussieht nur vorgeschoben waren, war dieser Rechtsgrundsatz nicht eingehalten worden.


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Amanda Knox

03.05.2014 um 19:58
"Ne bis in idem" gilt aber nur für ein mit Rechtsmitteln nicht mehr anfechtbares Urteil, das trifft hier nicht zu.
Wikipedia: Ne bis in idem


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Amanda Knox

03.05.2014 um 20:22
Zitat von atlasmanatlasman schrieb:"Ne bis in idem" gilt aber nur für ein mit Rechtsmitteln nicht mehr anfechtbares Urteil, das trifft hier nicht zu.
Das ist eben hier zu untersuchen. Wenn der oberste Gerichtshof seine Kompetenz überschritten hat, hat er ohne berechtigten Grund ein weiteres Urteil in gleicher Sache zugelassen. Die Aufhebung des Hellmann-Urteils war dann unberechtigt gewesen. Genau das ist jedoch in einem Rechtsstaat nicht zulässig.

Es geht eben nicht an, dass ein Staat ohne wirklichen Grund Urteile aufhebt, bis ihm das genehme Urteil vorliegt.


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Amanda Knox

04.05.2014 um 11:19
Pro und Contra

Ich verfolge den Fall schon ziemlich lange und je mehr Informationen ich erhalte, desto mehr Fragen tun sich auf. Ich maße mir nicht an, zu entscheiden, ob Knox und Sollecito schuldig sind oder nicht, aber ich tendiere doch eher dahin, dass sie es sind.

Ich lasse gerne mit mir diskutieren und beobachte, dass es hier viel Fachkenntnis, aber auch Voreingenommenheit und Emotion gibt, deshalb vorab die Bitte um Sachlichkeit. Wir sollten bedenken, dass wir hier als Laien unterwegs sind und mit einer gewissen Demut an die Fakten herangehen. Natürlich kann jeder sich selbst eine Meinung bilden. Aber muss man immer eine bestimmte Meinung haben? Oder darf man sich auch trauen, kein abschließendes Urteil fällen zu können, wenn das selbst der Justiz mehr als schwer fällt?

Das beste Beispiel für die Undurchschaubarkeit ist wohl der (simulierte?) Einbruch. Die Scherben auf der verstreuten Kleidung scheinen darauf hinzuweisen, dass erst das Zimmer verwüstet und dann das Fenster eingeworfen wurde. Allerdings fand man ja auch Scherben unter der verstreuten Kleidung…

Was mich sehr nachdenklich macht: Gemäß den Aussagen der Zeugen hat Knox in Anwesenheit der Polizei kurz vor dem Fund der Leiche gesagt, dass Kercher immer ihre Tür verschlossen habe. Vor Gericht sagte Knox aus, sie habe nur gemeint, dass Kercher manchmal ihre Tür verschlossen habe. Im Lanz-Interview 2013 äußert sie, dass es einen Übersetzungsfehler (von Sollecito?) gab und dass sie lediglich gemeint habe, dass die Tür „jetzt“ (also damals) verschlossen sei. Immer oder manchmal oder jetzt…? Oder gibt es drei Wahrheiten? Wenn man der Ansicht ist, dass Knox die Wahrheit sagt, ist halt die Frage, welche Version wahr ist.

Was mich dagegen zeitweise von Knox’ Unschuld überzeugt hat – dass sie vor der Entdeckung der Leiche die Handys des Opfers angerufen hat. Das Argument, dies sei geschehen, um herauszufinden, ob die Handys schon gefunden seien, hat mich zunächst nicht überzeugt. Allerdings soll sie erst nur eines der Handys von Kercher angerufen haben und ihrer Mitbewohnerin Romanelli nichts von diesem Anruf erzählt haben… Die Reihenfolge der Anrufe in ihrem Buch und in den Akten stimmt nicht überein.

Keine Zusammenfassung, aber ein paar Pro's und Contra's in Stichworten

Pro

- relativ unbescholtene Vergangenheit von Knox und Sollecito
- kein wirklich nachvollziehbares Motiv
- Ein Szenario, in dem Guede, Knox und Sollecito (die sich alle nur kurzfristig kannten) in den engen Räumlichkeiten gemeinsam ausrasten, ist schwer nachvollziehbar
- Knox und Sollecito kannten sich gerade mal eine Woche und Guede wohl nur flüchtig – und jetzt begeht man mal eben einen Mord?
- Sollecito und Guede haben unabhängig von einander geäußert, dass sie einander nicht kannten
- Knox und Sollecito haben die Polizei verständigt und vorher ihre Familie und auch die Wohngemeinschaft benachrichtigt; die Polizisten, die gar nicht ins Haus wollten, haben sie ausdrücklich hineingebeten
- Die wenigen Spuren sind diskutierbar
- Guede hatte eine kriminelle Vergangenheit und hier stets als Einzeltäter gehandelt; warum also nicht auch diesmal?
- Die SMS-Kontakte zwischen Knox und Kercher waren stets freundschaftlich
- Die widersprüchlichen Aussagen von Knox und Sollecito sind unter starkem Druck der Polizei entstanden
- Bei mehreren Tausend Euro auf dem Konto Knox’ ist ein als Motiv unterstellter Diebstahl von 300 Euro schwer nachvollziehbar
- Warum sind alle Festplatten der Computer der Beschuldigten bei den Untersuchungen zerstört worden?
- In einer ersten Stellungnahme wird Knox von Guede teilweise entlastet (Skype)

Contra
- „Immer – manchmal – jetzt“: Knox liefert drei Versionen zur geschlossenen Tür („immer geschlossen“ sei die Tür laut Aussage am 2. November in Gegenwart der Polizei, „manchmal geschlossen“ laut Aussage vor Gericht und in ihrem Buch und „jetzt“ (also damals) in der Talkshow von Lanz Mitte 2013; Glaubwürdigkeit sieht anders aus
- In ihrem Buch und bei Lanz berichtet Knox, dass sie anfangs glaubte, das Blut im Waschbecken komme von ihren Ohrringen (merkt man das wirklich nicht, wenn die Ohren bluten?)
- Warum hat Knox nach der Entdeckung des dreckigen WCs eigentlich nicht einfach gespült? Oder wollte sie einen Beleg haben, dass jemand im Haus war? Wenn ja – warum?
- Die Verleumdung gegen Lumumba ist auch nach der Lektüre von Knox’ Autobiografie immer noch nicht schlüssig; sie erwähnt Anschreien von Polizisten und zwei Hiebe einer Polizistin gegen ihren Kopf (nicht schön, aber keine exzessive Gewaltanwendung), niemand hat ihr den Namen Lumumba in den Mund gelegt; niemand hat sie gezwungen, in einem späteren schriftlichen Statement diese Aussage teilweise zu bestätigen
- Sollecito hatte zunächst von einer gemeinsam besuchten Party zur Tatzeit gesprochen und dann behauptet, man habe den Abend gemeinsam zuhause verbracht und bald darauf, dass Knox ihn zum Lügen überredet habe (Aussage kann durchaus unter Druck erfolgt sein, aber Frage ist, wie dieser Druck motiviert ist)
- Sollecito hatte im Knast-Tagebuch die Spuren von Kercher auf dem Messer in seiner Wohnung damit erklärt, dass er sie beim gemeinsamen Kochen in seiner Wohnung aus Jux gepiekt habe; Kerchers Freundinnen erklärten übereinstimmend, dass Kercher nie in Sollecitos Wohnung war; das Messer beunruhigte auch Knox im Gespräch mit ihrer Mutter
- Knox hat den ersten Anruf bei ihrer Mutter später völlig vergessen; dieser war zu einem Zeitpunkt erfolgt, als es immerhin im Haus ihrer Mutter 3 Uhr morgens war und als noch nicht viel passiert war, worüber sich ihre Mutter später selbst gewundert hatte
- Die Freundinnen von Kercher haben übereinstimmend ausgesagt, dass Knox keinerlei Trauer, sondern schrilles Verhalten an den Tag gelegt habe und dass sie von Kercher wussten, dass es Spannungen gab
- Die eigenen Mitbewohnerinnen glaubten offenbar auch an Knox’ Schuld, denn in ihren Aussagen wird deutlich, dass die Simulation des Einbruchs möglich war und dass es Konflikte über die Hygenie gab
- Guede und Sollecito wohnten in unmittelbarer Nachbarschaft; es ist möglich, dass sie sich doch gekannt haben
- Im Knast-Tagebuch erwähnt Sollecito die Freude seines Vaters, als Guede verhaftet wird; Sollecito befürchtet, dass dieser unangenehme Dinge berichten könnte; warum diese Furcht, wenn man sich nicht kennt und unschuldig ist?
- Es gab offenbar keine Spuren von anderen; und der Mord kann nur von mehreren verübt worden sein und mit 2 Messern; gegen einen Angreifer allein hätte sich Kercher mit ihren Karate-Kenntnissen wohl verteidigen können, wie ihr Vater meinte
- Sollecito ist ständiger Messer-Spazierenträger
- Sollecito versucht sich inzwischen von Knox zu distanzieren und berichtet, dass er keine Antworten erhalten habe, warum sie so lange am Tatort gewesen sei

Also ich kann mir immer noch keine Meinung bilden... was meint ihr dazu?


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Amanda Knox

04.05.2014 um 11:47
Sie sehen letztlich, die wirklichen Fakten sprechen für die Angeklagten.

Nur das Verhalten ist fraglich. Und hier sind die Umstände und auch dass jeder Mensch anders reagiert zu berücksichtigen.

Wesentlich ist schlicht und einfach dei richtige Betrachtung des Mageninhalts, dann erübrigen sich solche Aufstellungen.
Zitat von SiegfriedenSiegfrieden schrieb:- Es gab offenbar keine Spuren von anderen; und der Mord kann nur von mehreren verübt worden sein und mit 2 Messern
Nein, hier sahen die meisten Experten, dass die Anzahl der Täter nicht feststellbar sei. Und auch 2 Messer ist unrichtig. Bei 2en wären niemals die Einstichstellen parallel. Die Breite der Wunde sagt nichts in diesem Fall aus, da durch ein schmales Messer durch reißen die Wunde auch beliebig verbreitert weden kann.


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Amanda Knox

04.05.2014 um 13:35
Ich habe leider gar keine Vorstellung davon, wo sich der Platz befindet, auf dem der Zeuge AK und RS am Tatabend gesehen haben wollte. Gibt es dazu eine Skizze oder Fotos, wo man die Entfernung zu den jeweiligen Wohnhäusern erkennen kann?


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