@waswarda Du stehst leider unter dem Eindruck einiger Fehlinformationen, die dich dann falsche Schlüsse ziehen lassen. Ich möchte das nachfolgend im Einzelnen erläutern:
waswarda schrieb:- es gab zwei Tatwaffen, eine kleinere und eine größere, die für die tötlichen Wunden verantwortlich ist.
Gesichert ist tatsächlich nur die Existenz einer kleineren Tatwaffe, die für die kleineren Wunden verantwortlich sein
muss und für die größere verantwortlich sein
kann. Diese Waffe wurde nie sichergestellt. Die Existenz einer zweiten größeren Tatwaffe ist daher nicht zwingend notwendig. Daher ist es in der Folge ebenso entbehrlich, sich einen Einzeltäter mit zwei Waffen hantierend vorzustellen zu müssen.
waswarda schrieb:karatekundige Meredith
Meredith Kercher hat zeitweise wohl Karate betrieben, inwieweit ihre Fähigkeiten fortgeschritten waren und wie geübt sie darin war, ist aber nicht gesichert (dritter Gürtel, oder so etwas). Nicht jeder, der einmal Karate ausprobiert hat, kann sich deswegen gleich gegen einen schwereren, stärkeren Gegner mit einem Messer durchsetzen, der zudem noch das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat.
waswarda schrieb: kaum Verteidigungswunden
Wieviele Verteidigungswunden sind denn die Regel? Und was zählt überhaupt als Verteidigungswunde? Man stelle sich vor, ein Angreifer kommt überraschend von hinten und zwingt das Opfer sofort auf die Knie. Das Opfer benötigt beide Hände oder Ellenbogen um den Surz abzufangen und erleidet hier schon erste Prellungen. Mit der linken Hand umfasst der Täter das Kinn und zerrt den Kopf in den Nacken, daher die Druckstellen. Mit der Rechten hält er ihr ein Messer an die Kehle, daher die Schnitte am Hals rechts. Das Opfer auf den Knien mit dem Gewicht des Täters auf dem Rücken, benötigt die eine Hand, um sich abzustützen, mit der andern kann sie versuchen, das Messer vom Hals wegzudrängen, daher die Schnittwunden an den Händen. Wieviele Verteidigungswunden soll es denn noch geben?
waswarda schrieb:- der blutige Fußabdruck auf dem Badetuch im Badezimmer stammt nicht von Guede, ist aber mit Sollecitos Fuß kompatibel
Wer das behauptet lügt und verwendet überdies Wieselworte. "Kompatibel" heißt allenfalls, daß man Raffaele Sollecito als Verursacher des Abdrucks nicht hundertprozentig ausschließen kann. So wie hundertausende andere Männer wohl auch, einschließlich Rudy Guede. Also sagt diese Formulierung rein gar nichts aus. Sie soll nur einen falschen Eindruck erwecken. Eine Taktik, die die Staatsanwaltschaft in diesem Fall in Ermangelung besserer Indizien leider geradzu inflationär angewandt hat. Es ist geradezu verdächtig auffallend, daß alle Indizien der Staatsanwaltschaft diesen Anstrich von Ungefährem haben und tatsächlich nichts Definitives aussagen.
Und wer behauptet, der Abdruck könne definitiv nicht von Rudy Guede stammen, lügt. Hast du dir die Vergleichsabdrücke einmal selbst angesehen? So "kompatibel" wie der von Raffaele Sollecito ist er allemal.
waswarda schrieb: als Guede kurz nach der Tat vom Tatort verschwand, ist er, wie anhand der blutigen Schuhspuren zu erkennen ist, direkt durch die Eingangstür geflüchtet
Dies ist ein vorschneller Schluss. Die Fußspuren sagen nur aus, daß Rudy Guede während seines Aufenthaltes im Haus mindestens einmal diesen Weg mit einer blutbedeckten Schuhsohle gegangen ist. Die Spur setzt sich aber draußen nicht fort. Er kann also an der Tür wieder umgekehrt sein, nachdem ihm aufgegangen ist, daß sie verschlossen war. Er ist ins Schlafzimmer zurückgekehrt, hat sich die Schlüssel gegriffen, damit die Türe abgeschlossen, ohne eine weitere Spur vor dem Schlafzimmer zu hinterlassen und ist dann zur Haustüre hinaus, die er hinter sich zugezogen hat, ohne zu ahnen, daß sie defekt ist.
Ebensowenig muss die Spur entstanden sein, indem Rudy Guede sofort nach der Tat zu flüchten versuchte. Er kann sich danach noch einige Minuten im Haus aufgehalten haben (vor allem im kleinen Badezimmer), bevor er in Blut getreten ist und die Spuren hinterlassen hat.
die DNA Merediths ist auf einem von Sollecitos Messer gefunden worden...Sehr merkwürdig war Sollecitos Reaktion, als man ihm dies mitteilte: Nicht etwa "das kann nich sein", sondern "ich habe Meredith beim gemeinsamen Kochen versehentlich gestochen". Für dieses gemeinsame Kochen gibt es keinerlei Zeugen. Und wenn Sollecito Meredith gestochen hat, müsste die DNA auf der Spitze des Messers sein, nicht in dessen Mitte auf der Klinge.
Ich denke, Sollecitos erste Reaktion wird auch so etwas gewesen sein, wie "Das kann nicht sein". Nur hat er das nicht niedergeschrieben. Aber das Polizeilabor behauptet das Gegenteil und zunächst neigt man dazu Polizeibhörden für integer zu halten. Also sucht man nach anderen Erklärungen, auch wenn sie sich später als unhaltbar und mit Denkfehlern behaftet herausstellen sollten. Das bedeutet dann nicht gleich, daß es sich um eine Lügengeschichte handelt.
Raffaele Sollecito hat die Küche im Haus Via della Pergola Nr. 7 benutzt (wenn auch nicht dort sein Messer). Insofern
kann ein Ereignis, ähnlich wie von ihm beschrieben geschehen sein, welches er irrtümlicherweise aber nachvollziehbar im ersten Moment für die Spur verantwortlich halten
konnte. Letztendlich muss er aber keine Erklärung finden, weil es diese Spur von Beginn an gar nicht gab.
waswarda schrieb:der Einbruch. Ob gestellt oder nicht ist die Frage. Fest steht hingegen, dass im Einbruchszimmer überhaupt keine Spur von Guede gefunden wurde, keine DNA, kein Fingerabdruck. Nicht nur das, der Raum weist so wenige Fingerabdrücke auf, dass man den Eindruck bekommt, hier sei gründlich geputzt worden. Von Guede ? Oder trug er Handschuhe ? Diese müsste er wiederholt an- und wieder ausgezogen haben, denn wie käme sonst sein blutiger Handabdruck auf Merediths Kissen ?
Man hinterlässt nicht bei jedem Schritt und Tritt DNA. Vor allem nicht, wenn es zu keiner Kraftübertragung kommt, die für einen Hautabrieb sorgen könnte. Der Einbrecher hat in Filomena Romanellis Zimmer nicht viel bewerkstelligt und sich möglicherweise sogar nur wenige Sekunden darin aufgehalten, bevor er sich zunächst vom Rest des Hauses ein Bild gemacht hat. Warum sollte also DNA zu finden sein?
Wenn Rudy Guede Handschuhe getragen hat, dann hat er sie sich sicher spätestens ausgezogen, als er die Toilette besuchte. Dort wurde er dann von der heimkehrenden Meredith Kercher überrascht.
Der Grund, warum in Frau Romanellis Zimmer so wenig Fingerabdrücke gefunden wurde, liegt wahrscheinlich hauptsächlich daran, daß nicht gründlich danach gesucht wurde. Weniger zumindest als im Schlafzimmer von Meredith Kercher, dem eigentlichen Tatort. HansM hat vor einigen Seiten einen Plan mit der Verteilung gezeigt, und ich meine, da wären auch Fingerabdrücke in diesem Zimemr aufgeführt.
waswarda schrieb:Amandas Lampe in Merediths Zimmer. Was sucht diese Lampe dort, wo Meredith doch selber eine ähnliche Lampe und zudem eine Lichtquelle an der Wand über ihrem Bett besaß ?
Das weiß ich nicht, darüber kann ich nur spekulieren, und letztlich haben Spekulationen - von wem auch immer - keine Beweiskraft. Was also soll diese Lampe beweisen?
waswarda schrieb:die Lügengeschichten sowohl von Amanda als auch Raffaele, die sie sowohl vor der Polizei, als auch vor anderen und in ihren Büchern zum besten geben. Mal war Amanda am Tatabend bei Raffaele,...
Was bitte ist daran gelogen?
waswarda schrieb:...dann hat Raffaele Amanda das Alibi entzogen, indem er behauptet hat, sie sei am Tatabend nicht bei ihm gewesen (diese Aussage war der Grund für Amandas Vernehmung am Abend des 05.11.).
Das ist so nicht ganz korrekt. Raffaele Sollecito hat in seiner Vernehmung am 5. November 2007 allenfalls zugestanden, daß er natürlich nicht mit Sicherheit ausschließen kann, daß sich Amanda Knox von ihm unbemerkt fortbegeben haben könnte, solange er geschlafen hat. Dies haben die Beamten gegenüber Frau Knox in Täuschungsabsicht so dargestellt, als habe er ihr Alibi komplett entzogen.
Bei früherer Gelegenheit hat er einen Abend beschrieben, bei dem es sich unzweifelhaft um die Nacht von Halloween handelte, an dem Amanda Knox zwischen 19:00 und 1:00 morgens tatsächlic abwesend war. Nur ist das ohne Relevanz zum Tatabend.
waswarda schrieb:Dazu die bizarre Geschichte Amandas, sie sei auf dem Badetuch voller getrocknetem Blut in ihr Zimmer gerutscht...
Das ist allenfalls bizarr, wenn man es zwanghaft für bizarr halten will. Amanda Knox war klatschnass und hat im Badezimmer unerwarteterweise keine Handtücher vorgefunden. Die Badematte war im Übrigen nicht "voller getrocknetem Blut", da war nur ein Fleck von der Größe einer Orange. Zudem fehlt mir die nähere Einsicht darüber, was denn diese vorgebliche Lüge über die Badematte bezwecken sollte.
waswarda schrieb:besonders schwerwiegend scheint mir, dass Amanda Herrn Lumumba dem Verdacht des Mordes ausgesetzt hat.
Ach hat sie das? Wo steht das bitte von ihr formuliert und in ihren eigenen Worten? Hast du dir etwa die Aufzeichnungen über das Verhör angeschaut, um zu so einer Aussage zu kommen? Oder ist es nicht vielmehr so, daß die verhörenden Polizeibeamten diesen Verdacht aufgebracht haben, und Frau Knox durch geschicktes Manipulieren dazu gebracht haben, diesen Verdacht mehr oder weniger nur zu bestätigen?
Wer kann das schon so genau sagen? Und solange wir darüber keine Sicherheit haben, sollten wir dieses illegal durchgeführte Verhör nicht zu Lasten der Angeklagten auslegen.