HansM schrieb:Ich glaube kaum, dass das Gericht in Florenz die beiden freispricht, Nencini hat bisher nichts getan, was zur Wahrheitsfindung beitragen könnte.
Das stimmt nicht. Er hat eine entscheidende Frage an den DNA-Experten gestellt, wieviel Parallel-Messungen notwendig sind. Die Antwort: Mindestens zwei, da andernfalls das Ergebnis nicht belastbar ist.
Natürlich wissen wir nicht, ob ihm diese Auskunft wirklich in den Kram gepasst hat. Ich glaube aber schon, denn er hätte die Frage andernfalls auch erst gar nicht gestellt, da Nencini sicherlich schon vorher wusste, dass min. 2 allgemeiner wissenschaftlicher Konsens ist.
HansM schrieb:Im Gegenteil, die vermeintliche Spermaspur auf dem Kissen bleibt weiterhin un-untersucht und die Kommentare zu Sollecitos Statement und Knox e-mail lassen mich denken, dass er nur den Vorgaben aus Rom folgt...
Wenn die Untersuchung der Spermaspur nur damit begründet worden ist, dass untersucht werden soll, ob diese von Guede war, hätte diese Untersuchung nichts zur Wahrheitsfindung beigetragen, denn die Beteiligung Guedes ist so oder so schon gesichert.
Hätte die Verteidigung es anders begründet, dass diese beispielsweise von einem unbekannten Dritten stammt, sähe die Sache anders aus, dann muss das Gericht - falls es einen Schuldspruch noch in betracht zieht - diesen Beweis erheben. Da wir nicht wissen, was die Verteidigung vorgetragen hatte, ist aus der Ablehnung dieser Untersuchung nichts zu entnehmen.
Es gibt aber andere wesentlichere Elemente, welche abgelehnt wurden, das betraf die Herausgabe der kompletten Unterlagen Stefanonis bzgl. der DNA-Untersuchungen. Dies ist nicht erfolgt und ich gehe daher davon aus, dass den DNA-Spuren vom Gericht kein Wert mehr zugewiesen wird.
Man sollte wissen, in einem Rechtsstaat wird in der Regel die Beweise erhoben, die das Gericht von der bisherigen Sicht noch abbringen könnten. Eine weitere Verstärkung der Sichtweise des Gerichts durch Beweiserhebungen ist prozessökonomisch nicht sinnvoll und ist daher abzulehnen. Im Fall, dass die DNA-Untersuchungen doch für die Angeklagten negativ ausgelegt wird, läge ein Verstoß gegen rechtliches Gehör und damit gegen ein faires Verfahren vor.
Und genaugenommen sind inhaltsmäßig die Statements von Herrn Sollecito und Frau Knox ohne Belang. Es war ja im Endeffekt nur ein Versuch des Gutwettermachens vor dem Gericht.
Nencini dürfte genau wissen, dass im Fall einer Verurteilung mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl Herr Sollecito als auch Frau Knox eine Beschwerde umgehend beim EGMR einlegen werden. Den rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens dürften die Beiden nicht mehr abwarten müssen.