Was überzeugt mich persönlich? Warum halte ich das Nencini – Urteil für gerecht?
Eigentlich wollte ich diesen Gedanken schon als Antwort auf RicoNovas „Zauberformel“ schreiben, der/die diese am 20.2.2014 um 22:03 postete. Aber damals verließ mich die Lust.
erwiesen = 1
höchstwahrscheinlich = 0
Eine Verurteilung gibts bei der ersten 1 (weil zwingender Beweis oder "smoking gun").
Berechtigten Zweifel gibbet, solange wir bei 0 sind.
Regel verstanden? Also los:
Du sagst:
"höchstwahrscheinlich + höchstwahrscheinlich + höchstwahrscheinlich + ... + das ganze jetzt mindesten 20ig mal gibt irgendwann:
ÜBER JEDEN ZWEIFEL ERHABEN"
Ich sage:
0 + 0 + 0 + ... + das Ganze jetzt mindestens 20 mal = 0 -> Voila: mathematisch korrekter berechtigter Zweifel!!!
Wiki-Zitat zu "in dubio pro reo":...
Der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“ wird nicht bei der Beweiswürdigung angewendet, sondern erst dann, wenn nach abgeschlossener Beweiswürdigung noch Zweifel verbleiben.
...
Ich bin deshalb von der Schuld aller drei Täter überzeugt, weil die Beweislast erdrückend ist. Natürlich kratzt die Verteidigung mit aller Kraft an jedem einzelnen Beweis und streut Zweifel an jedem einzelnen Punkt, das ist ihr Job und die verurteilten Mörder strampeln um Ihre Freiheit und nach meiner Wahrnehmung noch mehr darum keine Mörder zu sein.
So nebenbei „alles ist möglich und alles, nur nicht RGs Spuren, könnten Verunreinigungen sein“ ist ein Kratzer, den man mit der Lupe suchen muss.
Egal, entscheidend ist: ein „angekratzter“ Beweis wird nicht während der Beweiswürdigung „genullt“.
Beispiel (wahllos einige Beweise herausgegriffen):
• Curatolos Aussage alleine ist natürlich wenig
• aber in Verbindung mit dem Messer schon glaubwürdiger
• dann kommt aber noch der BH-Verschluss
• die gemischten DNA-Spuren
• der vorgetäuschte Einbruch
• die kompatiblen Fußspuren
• die inkonsistenten Aussagen
• AK beschuldigt PL und erzählt von Merediths Schreinen
• Weitere Aussagen („Nachbarin“, Ladenbesitzer)
• Das widersprüchliche Verhalten am 2.11
• uvm.
Auch wenn Curatolos Aussage erst mal schwächer bewertet wird, sie bleibt in Ihrer Bewertung durch das Gericht erhalten und ist für die Entscheidung ein Bestandteil des Gesamtbilds.
Irgendwann geht die Schere zu und es bleibt einfach kein konsistentes und irgendwie glaubhaftes Szenario mehr, wie so viele „Zufälle“ so unglücklich zusammentreffen können.Für mich wäre die Schere auch schon bei weniger Beweisen zugegangen. Auch Crini hat dies vor Gereicht so gesagt. Alan Dershowitz hat gesagt: in den USA sitzen tausende Verurteilte in den Gefängnissen auf der Basis von weit weniger Beweisen.
Die Annullierung von Hellmann und der Auftrag des Kassationsgerichts an Nencini folgt auch dieser Tonspur (Zitat von Seite 98 der englischen Übersetzung des Kassationsgerichtsruteils):
In conclusion, the challenged judgment must be annulled due to the numerous
deficiencies, contradictions and manifest lack of logic indicated above.
Scheinbar hat der NICHTSTRAFRECHTLER Hellmann den Grundsatz „in dubio pro reo“ nicht verstanden oder wollte ihn falsch anwenden, denn das Kassationsgericht präzisiert (indirekt) was zu tun ist, wieder Zitat:
Using the broadest faculty of evaluation, the remanded judge will have to remedy the flaws in argumentation by conducting a uniform and global analysis of the evidence, through which it will have to be ascertained whether the relative ambiguity of each piece of evidence can be resolved, as
each piece of evidence sums up and integrates with the others in the overall assessment.