@Nachdenklicher Der Zeuge wird am Mittwoch aussagen, die Verteidigung bat um Aufschub, da sie angeblich vorher noch mit dem Angeklagten über die neue Situation sprechen will
aus welt-online:
Martin N. sitzt regungslos da, den Blick hält er gesenkt, als lese er etwas, das vor ihm auf dem Tisch liegt. Die Momente, in denen der Mann, der sich wegen dreifachen Mordes und sexuellem Missbrauch in 20 Fällen vor dem Landgericht Stade verantworten muss, aufschaut, sind selten.
In einer Situation kämpft er geradezu damit, nicht aufzublicken, doch es gelingt ihm nicht. Der Vorsitzende Richter Berend Appelkamp bittet kurz einen Zeugen herein, der bis zum Tag der Verhandlung der Öffentlichkeit unbekannt war. Ein zierlicher Junge betritt den Saal.
Nervös knetet er die eine Hand in der anderen, sein Vater steht schützend an seiner Seite. Der Richter sagt, er werde nun doch noch nicht befragt, auch weil die Verteidigung bat, aufgrund der neuen Sachlage nochmals mit dem Angeklagten sprechen zu wollen. Man werde ihn am Mittwoch befragen, in aller Ruhe. Der Junge nickt kurz und sagt leise „Ja, ist gut.“
Als der schmächtige junge Mann da steht, wird der Blick von Martin N. nervös. Seine Augen wandern unentschlossen umher, und dann schaut er einmal kurz hin. Guckt den Jungen an, der Angst hat vor genau diesem Blick.
Der junge Mann hatte sich erst am vergangenen Donnerstag bei der Polizei gemeldet. Einen Tag zuvor hatte sein Stiefbruder, ein Opfer des Maskenmannes, vor dem Gericht ausgesagt.