Grüß Gott alle zusammen - und einen gesegneten 1. Advent wünsche ich...
...denn erstens kommt es anders... - usw, usw. ...
Da wollte ich nun gestern Abend noch Stellung nehmen zu dem, was so von Euch zusammengetragen und kommentiert worden ist - und dann kam Besuch. Von einem Nachbarn. Da ging es weniger um ungeklärte Mordtaten im Badischen sondern mehr um Agrarsubventionen in Niederbayern...
Aber nun bin ich da und "durchgegrünt" und werde mal meine Gedanken aufschreiben.
Nachdem gestern das Buch "Morde vor der Haustür - Die rätselhaftesten Kriminalfälle in Südbaden" bei mir eingetroffen war und in welchem auch unser Fall behandelt wird, habe ich mir am Nachmittag kurz die Zeit genommen, einmal zu schauen, wie denn die Autoren Ummenhofer / Rieckhoff / Döbele die düstere Angelegenheit so beleuchten. Oder sollte ich besser von einem "Versuch" der Erhellung schreiben...? "Kurz" - das heißt gerade mal 12 mehr oder weniger eng bedruckte Seiten; keine Bilder, keine Zeichnungen, dafür etliche Ausschmückungen und Vermutungen der Art, wie wir sie hier auch schon oft und viel gesehen haben. Ich hatte den Eindruck, daß der Verfasser sich den Filmfall über das Schicksal des Josef L. einige Male angeschaut und dann "drum herum" geschrieben hat. Wiedergabe der Akteninhalte oder konkrete Aussagen von Fall- bzw. Zeitzeugen habe ich nicht gefunden. Im Buch wird der Frisörmeister "Johann Luchs" genannt; gleichwohl sind alle Berufs- und Ortsangaben einschließlich der lokalen Gegebenheiten in "Klartext" geschrieben. Nur beim "Schloß Königsegg" hat man sich anders entschieden und verwendet die unkorrekte Endung "ck" - was aber eher eine verzeihliche Flüchtigkeit denn einen elementaren Verstoß gegen journalistische Sorgfaltspflichten darstellen mag. Ihr merkt schon - literarische Begeisterung für ein Werk hört sich anders an...
Besonders deutlich, wie nahe sich der Schreiber am Filmfall und den nachfolgenden Fragen an die Zuschauer orientiert hat, zeigt Seite 42. Und zwar -wie es mir anfangs auch passiert ist- als gesichert dargestellt wird, daß Josef L. auch im heimischen Selbitz fast ständig einen Querbinder getragen hat:
"Luchs trägt in Zürich einen hellgrauen Anzug, plissierte Hemden und relativ auffällige, schwarz-weiße Halbschuhe. Außerdem sein Markenzeichen, mit dem man ihn auch in Selbitz kennt: Eine Fliege um den Hals."
Auch statt der Wiedergabe des "Dorfklatsch"; also jenen Gerüchten, die sich im Heimatort um das Verschwinden des damals 56-jährigen rankten, hätte ich mir lieber
gesicherte Erkenntnisse aus Ermittlungs- oder Aktenmaterial gewünscht. Statt dessen lediglich banales Hörensagen, möglicherweise aus der Logik heraus, die in der Gedankenwelt von Menschen entsteht, welche mittel- oder unmittelbar mit solchen Geschichten zu tun haben: "Er sei von zu Hause weggelaufen, mit einer anderen Frau durchgebrannt, sei im Ausland, gar tot." Vermutungen des Autors betrefflich möglicher homosexueller Neigungen oder Spielsucht dürfen dann -natürlich- auch nicht fehlen...
Da es zu einem meiner Wesenszüge gehört , sowohl in Menschen als auch Ereignisse oder materielle Dinge keine übermäßige "Erwartungshaltung" zu setzen, habe ich gemäß dieser Einstellung Buch und -insbesondere- das Kapitel bezüglich des "Bodensee-Rätsel" auf mich zukommen lassen, es registriert und... - abgehakt.
Wenn ich die Zeit dazu finde, werde ich mir die "Unterhaltung" gönnen, auch die anderen "Geschichten" (denn nicht viel mehr stellen diese Schilderungen für mich
dar), irgendwann vor dem Einschlafen durchzulesen...
So - das war der "scharfe Senf". Und alles was jetzt kommt ist lieb und nett und süß gemeint. Das sehe ich genau so, wie ich es schreibe! Ihr seid ein tolles Team; gleichwohl die Hoffnung zu einem "richtig" verwertbaren Ergebnis zu kommen auch nicht unbedingt gegeben. Aber mal sehen, was wir noch so heraus finden...
@AngRaam 28.11.2009: Bernard stellt immer gute Fragen! :-) Und das, mit dem Du die Runde hier immer und immer wieder überraschst, ist auch nicht "von schlechten Eltern"; bietet fundierte Grundlage für so mancherlei nützliche Gedankenspiele! Allein einen Bogen zu spannen von dem in Zürich gekauften Mantel über die dann 4 Wochen später stattfindende Tanzveranstaltung, auf der spezielles Schuhwerk auffälliger Art teilweise getragen wird - das muß einem schon mal in den Sinn kommen! Ohne jetzt ein Stück "Sülze" verteilen zu wollen - aber da wäre ich nie drauf gekommen...
Deine Gedanken bezüglich einer psychiatrischen Behandlung in der Klinik Reichenau und das deswegen sorglose Verhalten seiner darüber informierten Ehefrau über die Wochen teile ich. Zumal ja tatsächlich die Möglichkeit bestanden hat, daß L. -zu Fuß in einem vertretbaren Zeitrahmen und auf direktem Wege ohne durch ganz Konstanz unterwegs sein zu müssen- dorthin gelangen konnte. Wie wäre die These, daß er dort in der "Anstalt" seinem Mörder begegnet ist? Wäre doch durchaus denkbar, so im Kreise von Patienten und "Leidensgenossen". Wenn er denn in Behandlung war...
@lesmonaam 28.11.2009: Natürlich kennen wir nur "emanzipierte" Frauen. Wir -jedenfalls der männliche Teil unserer Runde- sind doch "Kinder unserer Zeit" und haben es gar nicht anders kennen gelernt... ;-)
Ich schätze (warum, weshalb - ich weiß es nicht; "Bauchgefühl" vielleicht) die Frau L. selbstbewußter ein, als es aus Deinen Schilderungen, basierend auf der Grundlage von Gesprächen mit Zeitzeuginnen, hervor geht. Bin selbst in einer Kleinstadt von gerade mal 6000 Einwohnern aufgewachsen und kannte dort in den 60er- und 70er-Jahren als in mancherlei Bereichen "aktives" Kind (Vereine, Jugendfeuerwehr, DLRG usw.) eine Reihe von Geschäftsfrauen (bzw. Ehefrauen, deren Gatte im mittel- und selbstständigen Bereich tätig war) - und das waren wirklich durch die Bank alles sehr gestandene und klar denkende Damen, die sowohl im privaten wie auch im öffentlichen Leben gerne Situationen hinterfragt haben und Diskussionen führten. Mag sein, daß ich als Kind und Jugendlicher dieses stärker empfunden haben mag. Aber gerade auch durch den Kontakt mit gleichaltrigen Freunden und Klassenkameraden, der mich auch in die Häuser solcher Familien geführt hat, kann ich wirklich diese meine Einschätzung bekräftigen. Was natürlich nicht ausschließt, daß die Frau L. eben nicht so war. Gleichwohl hast Du Dir vor einiger Zeit einmal das Fahndungsbild des L. intensiv angeschaut und Deine Gedanken dazu mitgeteilt. Ich habe, soweit daß bei der nicht gerade sehr großen Aufnahme in dem "Familienpaß" nun ging, mir das Foto der Frau L. länger betrachtet. Da ist sie nämlich abgebildet gewesen. Und (Stichwort "Bauchgefühl") konnte mich dabei an einige der weiblichen Honoratioren in meiner Kinderzeit gut erinnern. Die Frau hat um das "Schicksal" ihres Gatten gewußt, welcher Art es nun auch immer gewesen sei. Und nach der Tat in ihrer/n ersten Vernehmung/en als sie merkte, wie ahnungs-, ja hilflos die Beamten ihre Ermittlungen führten, sich selbst mit ihrem Wissen sehr zurück gehalten. Der Mann war sowieso tot; die Kriminalbeamten nicht auf ewig in ihrer Nähe sondern absehbar wieder auf dem Boden der weit, weit entfernten Schweiz. Da kann frau durchaus den Mund halten, um bei der schon sowieso schlimmen Sachlage eines Mordes nicht auch noch sich, die Kinder und Enkel zusätzlich mit peinlichen Enthüllungen über das "Doppelleben" ihres Mannes arg zu belasten. "Der Tod wird erst dann interessant, wenn er in die eigene Familie kommt!" - mit dieser grausamen Erkenntnis ohnehin schon, wurde Frau L. bitter konfrontiert. Gar noch im Rahmen der Ermordung eines sehr nahen, ja des (im wahrsten Sinne des Wortes) "nächsten Angehörigen", welchen ein erwachsener Mensch in der Regel hat. Dem eigenen Partner! Daß sie da bei einer eh schon unangenehmen amtlichen Vernehmung sich im Sinne der lateinischen Weisheit "De mortuis nil nisi bene" (über die Toten nur Gutes) geäußert und Tatsachen verschwiegen hat, ist menschlich völlig erklärlich. Der Sinneswandel mag nach der Ausstrahlung von "Aktenzeichen" am 17. April 1970 gekommen sein; möglich ist, daß sie danach mit neuen Erkenntnissen der Ermittler aufgrund der Zuschauerhinweise knallhart konfrontiert worden ist. Und über das familiäre Verhältnis in der Vergangenheit berichtet hat...
Deine persönlichen "Enthüllungen" betrefflich Deiner Mutter und deren Großmutter haben bei mir für Heiterkeit gesorgt. Wobei die Oma der Mutter ja nun noch einer ganz entfernten Generation angehört hat. Entsprechend mag das "dunnemals" schon ein gängiges Moraldenken gewesen sein... ;-)
lesmona schrieb:"Ich sehe den Mord auch nicht als Unfall an, würgen, ect, gut und schön, aber plus der Badewanne ist mir das zu passend, und er ist ja definitiv ertrunken, nicht erwürft worden."
- Ganz eindeutig, nach den gesicherten Erkenntnissen, ist er aber erdrosselt (mit der eigenen Krawatte) und ertränkt worden (in klarem Wasser). Womöglich gleichzeitig. Kurz zuvor wurde ihm die (nicht genau bekannte, gleichwohl stark blutende) Wunde am Unterleib zugefügt. Auch nach dem Tode hat diese noch stark geblutet, dann erst die Prozedur mit abwaschen, ankleiden (das muß man sich jetzt mal wirklich bildlich vorstellen!) und verbringen in´s Wasser (wo auch immer - wie auch immer). Dieses ist immerhin ein Bereich der undurchsichtigen Story, welcher einigermaßen so gewesen sein mag...
Der Gedanke mit einer Ablenkung ("Schublade") über das wahre Motiv ist nicht von der Hand zu weisen.
lesmona schrieb:"Das ist doch so, als wenn ich sage, dass ich nicht der Mörder bin, aber ich stehe mit der Mordwaffen neben dem Opfer......."
- Soll es alles schon gegeben haben, geschätzte Kollegin... ;-)
@Ilviam 28.11.2009: Zu den Kosten, welche seine Reise verursacht hat, kann ich mir vorstellen, daß auch ein "kleiner Landfrisör" durchaus in dem Alter ein gutes Vermögen besessen haben kann. Das -möglicherweise- einzige Geschäft im Ort, "gut" geheiratet oder selber aus entsprechend situiertem Hause. Vielleicht heimatvertrieben aus dem Osten; da gab es nach dem Kriege viele Jahre den sogenannten "Lastenausgleich". Ich kenne auch das aus eigener Erfahrung; meine eigene -einst bäuerliche- Sippe stammt ursprünglich aus der Gegend um Bromberg in Westpreußen. Und haben sich in den Jahren und Jahrzehnten einmal durch harte Arbeit und persönliche Entbehrungen, auf der anderen Seite aber eben auch durch die erwähnten staatlichen Förderungen gute Existenzen aufgebaut.
Zu meiner Chatpartnerin kann ich nur schreiben, daß es eine Zufallsbegegnung im Internet gewesen ist. Sie war auf Partnersuche und eindeutig in diese Richtung orientiert; ich wurde "heiß", als sie mir zufällig schrieb daß sie in Hof geboren und in Selbitz aufgewachsen sei. Die unterschiedlichen Aussagen bezüglich Mutter auf der einen Seite und Ehefrau auf der anderen werte ich mittlerweile und nach entsprechenden Analysen hier, schlichtweg als Irrtum ihrerseits. Außerdem war sie in dieser Zeit ja auch noch Kind. Da muß sie was durcheinander bekommen haben und wollte wahrscheinlich über alles andere in einer Single-Börse mit mir chatten - nur nicht über einen 1969 erdrosselten und ertränkten Frisörmeister aus ihrem früheren Heimatort... :-(
Die Dame hatte mir übrigens seinerzeit ihre persönliche e-mail-Adresse gegeben, weil ich ihr angeboten (na, war schon mehr ein Drängen von meiner Seite aus) hatte, meinen schon seinerzeit (April des Jahres) verfaßten Bericht über die Sache zukommen zu lassen. Was ich auch getan habe. Allerdings nie wieder was von ihr gehört. Wenn ein wirklich gesteigertes Interesse an ihrer Person besteht, könnte ich sie über diese ladungsfähige Anschrift vorladen und nochmals zu ihrer Kindheit in Selbitz sowie die widersprüchlichen Einlassungen im Chat vernehmen. Was die wohl machen täte, wenn ich ihr das so zukommen lassen würde...? ;-) Au wei, au wei!
Deine "sehr persönliche" Frage an mich, sehe ich als gar nicht so "intim" an. Und deswegen bei mir um "Verzeihung" zu bitten, halte ich auch für nicht notwendig... ;-)
Aber ich will Dir gerne antworten. Grundsätzlich bin ich in einem Hause groß und erzogen worden, wo Fernsehen für mich eher die Ausnahme, denn eine regelmäßige Unterhaltung darstellte. Mit anderen Worten: ich wurde diesbezüglich ziemlich "kurz" gehalten. Dafür wurde viel gelesen und von den Erwachsenen (hauptsächlich meiner Großmutter mütterlicherseits) auch Geschichten erzählt oder vorgelesen. Und Rundfunk gehört! Am Montagabend fast immer im NDR das plattdeutsche Hörspiel. Hatte auch mit dem Vater einer (angeheirateten) Tante zu tun der Schriftsteller war und bisweilen als Verfasser der Stücke namentlich genannt wurde. Dann waren wir Kinder immer ganz stolz und freuten uns - obwohl er nicht mal unseren Namen trug. Aber er kam auch des öfteren zu Besuch und das war natürlich eine tolle Sache für uns, so jemanden in der Familie zu haben.
Das "Fernseh-Zeitalter" begann für mich ohnehin erst ziemlich spät; als Kind bekommt man das ja besonders gut mit, wenn im Elterhause der Spiel- und Klassenkameraden ein Gerät aufgestellt wird und man selber dann die Programme nicht verfolgen und dadurch auch nicht mitreden kann. Aber irgendwann -ich wüßte nicht genau zu sagen ab wann- kam ich dann auch in den Genuß der televisionären Unterhaltung daheim - und brauchte nicht mehr zu den Nachbarn gehen...
Allerdings wurde ich, wie schon erwähnt, "knapp" gehalten. Was sich beispielsweise darin äußerte, daß ich Wochentags außerhalb der Ferienzeit nur drei regelmäßige Sendungen anschauen durfte, die später als 20.00 Uhr begannen. Und es mußte alles seine Begründung haben: "Aktenzeichen XY ...ungelöst!" - weil´s natürlich nützlich war der Polizei zu helfen; den Professor Grzimek und seine Sendung "Ein Platz für Tiere" - weil das Thema sowieso positiv besetzt war und "Spiel ohne Grenzen" - da ging es um lustigen Wettkampf mit Schmierseife und "Leibesertüchtigung"; war also auch nicht verkehrt. Letztere Sendung stellte übrigens immer eine ganz besondere Herausforderung dar; begann sie doch erst um 21.00 Uhr am Mittwoch und endete häufig wegen langer Überziehung nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt. Klar auch, daß schulische Leistungen und persönliches Wohlverhalten bei der Gewährung von TV-Genuß einen nicht zu unterschätzenden Faktor darstellten...
Dieses, geschätzte "Ilvi", in solcher Ausführlichkeit geschildert, warum mir bestimmte Filme, Sendungen und eben auch "Filmfälle" so gut in Erinnerung geblieben sind; eine ja seit Jahren zu beobachtende "Berieselung" von Kindern und Jugendlichen als Zuschauer gab es für mich nicht. Fernsehen "dürfen" - das war ganz etwas Besonderes!
Und "Aktenzeichen" nun überhaupt! Da wurde ja das böse reale Leben draußen in die eigenen vier friedlichen Wände getragen. Dazu noch in der weitgehend "harm- und arglosen" schleswig-holsteinischen Provinz, obschon nicht wenige Fälle auch überhaupt auf dem Lande und etliche davon sogar in dem Bundesland angesiedelt waren, in welchem ich damals lebte. Und dann gab es -geografisch unabhängig- eben Fahndungen, die einem besonders im Gedächtnis geblieben sind, weil sie mir -nicht zuletzt- aus bestimmten Gründen sehr nahe gegangen sind. Beispiele wie "Yogtze" oder auch der "Daumenring" fallen mir spontan ein; je unheimlicher desto besser und ich konnte auch hinterher immer gut schlafen gehen, ohne vorher unter mein Bett geschaut zu haben. ;-) Beim "Daumenring" war es die unheimliche Brutalität des Täters einem Menschen bei lebendigem Leibe ein Körperglied abzuschneiden; ja das Opfer hinterher auch noch mit der hämischen Bemerkung "Kannst´ ihn Dir ja wieder anpappen lassen...!" grausam zu verhöhnen. Das habe ich damals wie heute meist noch schlimmer als ein "alltägliches" Tötungsdelikt angesehen...
Der Fall L. hatte es mir seinerzeit besonders "angetan", weil er mehrere Todesursachen der grausamsten Art repräsentierte; also erdrosseln, ertränken und verstümmeln. Ohne nun gerade auch darin einen sexuellen oder homosexuellen Hintergrund zu sehen. Ich glaube mit 14 Jahren habe ich das noch nicht einmal gewußt, was "schwul" -außer einem Schimpfwort- nun so richtig und konkret bedeutete. Und die Umstände der Geschichte, über die wir ja auch hier ausführlich debattieren. Ich hatte vor einigen Jahren Gelegenheit, eine ganze Reihe der "historischen" ZDF-Fahndungssendungen im privaten Rahmen anzusehen. Lange vor "YouTube" wo jedermann/frau sich heute die meisten davon anschauen und herunter laden kann. Die Bekanntschaft mit jemandem, der Kontakte zu entsprechenden Archiven hatte, war für mich wie eine Reise in die Jugend! Mit der "Aktenzeichen-Sendung" als Reiseführer! Nächtelang haben wir uns die alten Filmfälle und Studiofahndungen angeschaut und an wie vieles davon konnte ich mich noch wirklich gut erinnern. Nicht immer den ganzen Fall oder wo er sich zugetragen hatte, aber eben besonders einprägsame Szenen der Handlung. Die Begegnung auf der Lindauer Uferpromenade unseres Frisörs mit den Bekannten aus seinem Heimatort war eine solche Schlüsselszene. Das war mir, der ich entsprechend erzogen wurde und es verinnerlicht hatte, dem bekannten Mitmenschen (oder -warum nicht- auch einem nicht bekannten) natürlich die Tageszeit zu entbieten wenn man sich sieht, vollkommen wesensfremd, wort- und achtlos (also im eigentlichen Sinne "verachtend"), an dem anderen vorüber zu gehen. Oder aus welchen Gründen dann plötzlich nichts mehr über den Fortgang des Falles verlautbart wurde? Ich hatte ja als Kind wirklich (fast) jede Sendung gesehen und war, was Fahndungserfolge anbelangte, dementsprechend zumeist auf aktuellem Stand. Das war mir ganz total unerklärlich und hatte ja mit dem unheimlichen Hergang der Geschichte auch nichts mehr zu tun. Wenn Du mich nach "Gefühlen" so direkt fragst, war es wohl tatsächlich diese "unheimliche" Stimmung, welche von dem Fall ausging. Ja, unheimlich habe ich das empfunden - ohne jetzt direkt Angst zu haben...
Das mir -über meine "Verkleidung" als "Commisaire Bernard" hinaus- der Fall schon auch Herzblut abverlangt, gebe ich gerne zu. Es ist, meine ich mal, nicht der schlechteste Zug im Wesen eines Menschen, sentimental oder engagiert zu sein. Stimmungen lassen sich da viel besser erkennen, Strömungen viel schöner "einfangen". Und es sind nicht die schlechtesten Menschenkinder, welche mit dieser Gabe auf unserem Erdball herum krabbeln... ;-)
Ja "Ilvi" - so war das damals wohl in unserer Wohnstube, wenn Du mich danach fragst...
lorea, heute um 12:08 h: ...oder jemand, der aus einer gesellschaftlichen Schicht oder Gruppierung kam, wo das Tragen einer Krawatte eher als absolute Ausnahme gilt. Das müssen nun nicht immer irgendwelche assoziale oder gesellschaftlich ausgegrenzte Personenkreise sein. Auch auf dem Lande in bäuerlichen Bereichen habe ich schon des öfteren Menschen kennen gelernt, die noch nie in ihrem Leben einen "Binder" getragen haben. Ganz zu schweigen von den ja wirklich sehr vielen, die sowieso keinen Krawatten-Knoten beherrschen und sich dazu im "Notfall" auch schon mal an den Nachbarn wenden... ;-)
So; bedanke mich für die Aufmerksamkeit und nun wende ich mich erstmal meinen Katzenkindern zu, die schon lautstark nach ihrem "Dosenöffner" rufen...
Bis nachher, Euer Bernard! ;-)