Der Fall Kampusch

@Cathryn
Das stimmt

@Leelee

Leelee schrieb: Du von wahrer Liebe?

nicht unbedingt. sie könnte auch mit Priklopl gespielt haben.

@EC145

EC145 schrieb:sie könnte auch mit Priklopl gespielt haben.

Sie war seit ihrem 10. Lebensjahr in seiner Hand - wann soll sie gelernt haben mit Maennern zu "spielen"? Sicher ist es denkbar, dass sie ihm aus reinem Selbstschutz etwas vorgemacht hat - aber das traut man auch eher Leuten zu, die NICHT 8 Jahre in Isolation gelebt haben.

Ich muss @Cathryn zustimmen.
Wenn man 8 Jahre eingesperrt wird, und immer nur Kontakt zu einer Person hat, ist man nie dazu in der Lage soziale Kometenzen zu erlangen, eben weil man keinen Kontakt zu gleichaltrigen hat. In der Pubertät, im Umgang mit Klassenkameraden, Freunden usw. lernt man doch erst wie man sich gegenüber anderen verhält. Diese Chance hatte Natascha ja gar nie.

Und erst dann ist man meiner Ansicht nach in der Lage, diese "Kometenzen" dann auch zu missbrauchen um z.B "mit Männern zu spielen"...

@EC145
Das hat für mich auch keine Logik.
Sie war ein Kind, als sie wegkam.
Sicherlich hat sie irgendwann rausgefunden, wie sie ihn in bestimmten Dingen um den Finger wickelt. Wie auch kinder das mit ihren Eltern rausfinden.
Aber das hat NICHTS mit Liebe zu tun.
Kinder finden raus, was sie erreichen können.
Aber aus kindlicher Sicht und nicht aus männermordendes Mädchen, welches mit Männern spielt oder sonstwas.

@Leelee
ich sagte nicht dass es mit Wahrer Liebe zutun hatte. meine teure :)

@EC145
Nicht unbedingt sagtest du.
Klang, als sei es für dich möglich

@Leelee
ach ja .ich habe mich unverständlich ausgedrückt. entschuldige.

"Geliebt" hat sie ihn in gewisser Weise vielleicht wirklich, aber eben weniger sexuell motiviert, sondern eher aus Gewohnheit und vielleicht auch ein wenig aus "Dankbarkeit". Immerhin haette er sie jederzeit toeten koennen - das muss ihr irgendwann auch bewusst geworden sein.

@Cathryn
vielleicht hat sie sich auch mit Prilopil arrangiert weil sie wusste das er sit töten könnte. wäre eine plausible sache oder?

@EC145

Plausibel aber nur aus Sicht einer Erwachsenen, die NICHT in Isolation lebte. Aus Sicht einer 10jaehrigen in der Hand eines Fremden eher nicht.

@Cathryn

Cathryn schrieb: Man weiss ja nicht, was Priklopil Natascha damals erzaehlt hat, als er sie in den Wagen zerrte und sie sich nicht wehrte. Angeblich hing sie ja an ihrem Vater - wenn er ihr nur gesagt haette, dass ihr Vater ihn geschickt haette, sie sollte zu ihm kommen, ganz schnell - dann kam sie vielleicht freiwillig mit. Kinder sind oft sehr naiv. Er kann sie so ja sogar in den Keller gebracht haben - wenn man einem Kind sagt: "Der Papa ist da unten, der wartet auf dich!" - wer weiss, wie viele Kinder da mitgehen wuerden ...

Auch eine mögliche Variante.

@Cathryn
hast recht. ich weiss ja nicht wass in NK vorgegangen ist damals.

@Cathryn

Cathryn schrieb: aber das traut man auch eher Leuten zu, die NICHT 8 Jahre in Isolation gelebt haben.

Ja, das ist ja das komische. 8 Jahre Isolation und die meisten Menschen sind stark gestört. Bei Natascha K. hat man den Eindruck, das Gegenteil wäre eingetroffen. Sie kommt nicht weißhaarig und komplett traumatisiert aus ihrem Verlies - nein, sie taucht übermässig selbstbewußt und normal auf. Man vermutet, daß ein Opfer dieser "Kategorie" Angst vor Menschen haben muss; sie aber sucht die Öffentlichkeit.

Nochmal fällt mir der Fall Fritzl dazu ein.

Elisabeth F. war ja wirklich die Farbe aus den Haaren gewichen aufgrund Mangels an Sonnenlicht. Sie ist scheu und leidet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an einer Angststörung. Sie ist im klassischen Sinne traumatisiert.

Ich weiss, daß man da nicht Klassifizieren kann; aber ich denke doch, daß man bei Natascha K. eher von einer gemäßigten Isolation sprechen kann.

@Cathryn
Es gibt auch Liebe die man sich einbildet, weil man von jemandem abhängig gemacht wurde...eine solche hat sie sicherlich empfunden für Priklopil.
Das sogenannte Stockholm syndrom hilft halt, irgendwie damit umzugehen.
Das tückische daran ist, daß die Opfer wirklich GLAUBEN, sie würden empfinden und es sei alles OK so....
während sie festgehalten, und schlimmeres werden.
Erschütternd auch im Fall Jaycee Lee Dugard, in dem sie entsetzt feststellte nach der Befreiung, daß das NICHT recht war alles und sie mißbraucht wurde.
Wie weit ein Opfer das Gehirn doch programmieren kann, um das alles zu ertragen.....
das ist erschütternd, und gleichzeitig echt schwierig, weil ein opfer somit mit schweren Schuldgefühlen zu kämpfen hat, da es ja denkt es sei alles in seinem Sinne passiert.
Dazu kommt dann Scham, und Angst etwas falsch gemacht zu haben.

@Lorea
Mir kommt Natascha erst recht gestört vor, gerade WEIL sie so stark tut.
Ich glaube sie ist noch nicht sehr weit in der Aufarbeitung..wenn überhaupt.

@Lorea
Klar, der Fritzl Fall ist nochmal eine Spur anders...ich will nicht messen. Aber die Tragik bei diesem Fall liegt weitaus tiefer.

http://www.nachrichten.at/nachrichten/chronik/art58,295616

H. hatte bei der Einvernahme, wie berichtet, auch plötzlich angegeben, dass Priklopil ihm die Tat vor dessen Selbstmord gestanden hätte.

Nun, "vor" dem Selbstmord ist ein sehr denbarer Zeitraum - immerhin lagen zwischen Entfuehrung und Suizid ja 8 Jahre - WANN vor dem Selbstmord kann ich der Aussage nicht entnehmen, aber an dieser Stelle sieht man mal wieder, wie ungenau man eine Aussage machen kann und wie man sie auslegen kann. Ich persoenlich kann mir gut vorstellen, dass Holzapfel indirekt in die Entfuehrung involviert war.

Eine Moeglichkeit:

H. bekam vielleicht damals von einem Kinderhaendlerring ein Angebot: beschaff uns ein blondes Maedchen. Er weihte vielleicht Priklopil ein, weil der den richtigen Keller hatte. Denn einfach so ein Kind entfuehren und dann gleich weiterreichen ist riskant - es macht mehr Sinn, das Kind erst eine Weile gefangen zu halten, den Willen zu brechen. Nachdem Priklopil das Maedchen entfuehrt hatte und es schon eine Weile in seinem Keller versteckte, machten die Auftraggeber vielleicht einen Rueckzieher. Zu alt vielleicht oder kein Interesse mehr ... das Geld musste zurueck gezahlt werden. Priklopil sass natuerlich in der Klemme: wenn er sie laufen liess, dann war er geliefert. Sie wuerde sicher plaudern. Dann eben weiter verstecken. Im Laufe der Zeit gefiel ihm vielleicht irgendwann die Gesellschaft eines Kindes. Vielleicht war er auch wirklich in sie verliebt. Vielleicht versprach er ihr wirklich, sie koennte gehen, wenn sie 18 ist ... weiss man nicht ... und als sie dann wirklich ging, da traf sich Priklopil mit Holzapfel - und der rueckte ihm den Kopf zurecht: "Du Idiot, die geht jetzt zur Polizei und du wanderst in den Bau, fuer den Rest deines Lebens!" - Vielleicht war DAS der wahre Grund, warum er sich umbrachte. Wer weiss, wie die Geschichte ausgegangen waere, wenn sich Priklopil nicht vor den Zug gelegt haette ...

Leelee schrieb:Dazu kommt dann Scham, und Angst etwas falsch gemacht zu haben.

Das erlebt Natascha Kampusch ja seit ihrer Flucht. Scham, weil man ihre Kindheit auseinander pflueckt und Angst, etwas falsch gemacht zu haben, weil man ihr vorwirft, sie haette eher fliehen koennen.

Da fallen mir immer all die Frauen an, die einst voller Liebe in eine Beziehung gingen und dann irgendwann nur noch misshandelt werden, aber nicht fliehen. Aus Angst vor dem Mann und weil sie sich einreden, dass sie schuld sind an allem und dass es sich bessern wird, wenn sie sich Muehe geben. Auch wenn sie im Grunde wissen, dass sich nichts aendern wird, halten sie an dem Gedanken fest.

Cathryn schrieb: Man weiss ja nicht, was Priklopil Natascha damals erzaehlt hat, als er sie in den Wagen zerrte und sie sich nicht wehrte. Angeblich hing sie ja an ihrem Vater - wenn er ihr nur gesagt haette, dass ihr Vater ihn geschickt haette,

das hätte sie ja dann so ausgesagt, hat sie aber nicht.


die frage ist auch warum hat sich priklopil echt umgebracht `?

aus angst vor den folgen? oder gar weil sie ihn verlassen hat und er sie liebte`? das wiederum würde auch bedeuteten dass sie ihn möglicherweise auch signale dafür gegeben hat.


auch muss ein großes vertrauen da gewesen sein, wenn er sie da überall mit hinnimmt. man kann einmal mit ner bombe drohen ect, aber nicht durchgehend, da merkt man ja dass der gar keine bombe hat.oder pistole oder was auch immer.

und das psychologisch interessanteste ist ,dass sie eben kein gebrochener mensch ist, sie ist topinformiert, wusste sofort wie sie ihre persönlichkeitsrechte schützt ( stichort erstes foto) , wirkt sehr eingebildet,fast schon verwöhnt.

wie wahrscheinlich ist so eine charakter entwicklung, wenn jemand 8 jahre lang ,im wichtigsten abschnitt des lebens, eingesperrt und erniedrigt wurde ?