Ich verstehe nicht, warum hier von einigen so hart gegen die Theorie argumentieren, dass es sich bei einigen der Anrufe um Aufzeichnungen gehandelt haben könnte.
Ich möchte hierzu meine Fall ganz systematisch vortragen.
Sachlage: Chris, Karen und Frank berichten übereinstimmend, dass es sich tatsächlich um Fraukes Stimme handelte und sie auf Fragen reagiert. Die Gesprächsprotokolle liegen zur Einsicht im Themenwiki vor.
Daraus ergeben sich völlig nüchtern folgende Möglichkeiten.
a. Frauke war tatsächlich live zu den Zeiten der Anrufe am Telefon. Wir gehen davon aus, dass der Täter bei ihr war und sie nicht frei in ihrer Wort- und Themenwahl war.
b. Mindestens ein Anruf, war eine Aufzeichnung, jedoch nicht alle. Begründung: Im ersten Telefonat mit Chris ruft „sie“ an, spricht im Wesentlichen nur zwei Sätze, beantwortet keine Fragen und legt sofort wieder auf.
c. Alle Anrufe waren Aufzeichnungen. Die Art und Weise der „Antworten“ ist generisch und nichtssagend. Die Anrufe enthalten unlogische Gesprächsabläufe und Wiederholungen. Während bei Möglichkeit b ein reines Diktiergerät verwendet worden sein kann, erfordert diese Möglichkeit ein etwas komplexeres technisches Setup.
Ich stelle die wissenschaftliche Behauptung auf, dass ein solches Setup, für einen mittelmäßig technisch begabten Menschen kein Problem darstellt.
Der grobe Ablauf ist so. Man erklärt dem Opfer, dass man der Familie, den Freunden und Bekannten ein Lebenszeichen zukommen lassen möchte und lässt das Opfer einen Text lesen.
Dies bietet folgende Vorteile:
1. Man kann die emotionale Färbung des Gesprochenen bestimmen. Dies ist besonders wichtig, denn ein Opfer, welches sich so sehr unter Druck gesetzt, oder in seiner Existenz bedroht fühlt, ist quasi nicht mehr kontrollierbar. Je auswegloser die Situation ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Zusammenbrüchen und oder Kurzschlussreaktionen.
2. Der Täter muss das Opfer nicht bewegen. Hierzu gibt es ja viele Theorien, im Prinzip kann man sie aber auf folgende wesentliche herunterbrechen:
- a. Der Täter war ständig mit Frauke zusammen und in einem Fahrzeug unterwegs.
- a. b. Der Täter hat Frauke in dem Fahrzeug festgehalten, ist zu bestimmten Zeiten zu ihr zurückgekehrt, um mit ihr an die Orte der Kontaktaufnahmen zu fahren.
- c. Der Täter hat Frauke in einem Versteck festgehalten und sie unter anderem für die Anrufe aus dem Versteck geholt, um sie dann anrufen zulassen.
- d. Durch die Theorie der Aufnahme wird lediglich eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen, die es dem Täter ermöglicht:
- 1. Sich unauffällig, ohne das Opfer transportieren zu müssen, und sich damit möglicherweise der Erkennung preiszugeben, zu bewegen.
- 2. Eine zeitliche und räumliche Trennung zwischen gesprochenen Wort und der Kontaktaufnahmen herzustellen.
Die unterschiedlichen Theorien implizieren unterschiedliche Zeiträume für die Überprüfung der Alibis etwaiger Verdächtiger. Es dauert natürlich wesentlich länger Frauke erst aus einem Versteck zu holen, den Anruf tätigen zu lassen, und sie dann wieder in ein Versteck zu bringen, als kurz anzuhalten, die Anrufe „abzuspielen“ und dann einfach weiterzufahren.
Weiter mit dem Ablauf. Nachdem man nun einen Gesprochenen Text hat, muss man diesen digitalisieren. Dies bedeutet einfach nur mit z.B. einem Computer aufnehmen. Hierzu gab es auch damals schon ein umfangreiches Arsenal an technischen Möglichkeiten. Die einfachste davon ist, einfach das Diktiergerät vor das Mikrofon eines Laptops z.B. zu halten und aufzunehmen.
Ist die Stimme erst einmal digitalisiert, liegt sie als darstellbare und manipulierbare Audiodatei vor. Diese kann man beliebig bearbeiten. Die einfachste form ist das Zer- und Beschneiden.
So erhält man ohne Aufwand im Handumdrehen aus einem vorgelesenen Brief entweder größere, oder viele kleine Audio-Schnipsel. Wohl am bekanntesten ist dieses Prinzip bei Stefan Raab in Form von großen Knöpfen, die dann kurze Clips (Audio oder Video) abgespielt haben.
Im Übrigen funktionieren so (ganz grob gesagt) alle Audio Sampler.
Mit vielen Programmen kann und konnte man nun diese Tonschnipsel auf die Tastatur eines Laptops legen.
Hier ein Beispiel für eine Freeware
Original anzeigen (0,3 MB)Quelle
Audio SamplerAlso ich drücke „J“ und der Computer spielt den Schnipsel „Ja“ ab.
Ich drücke „W“ und der Computer spielt ab : „Hallo Christos, ich wollte sagen, dass es mir gut geht und dass ich bald nach Hause komme. Sage Mama und Papa und den anderen Bescheid."
Kann ich dir nicht sagen, Kann ich dir erklären, Ich komme bald nach Hause, Ich bin in Paderborn, Mama, usw.
Man braucht da auch gar nicht so viele Option. Mit „frag mich bitte nicht aus“, „mir geht es gut“, „das erklär ich dir später“, und so weiter, kommt man ja schon sehr weit.
Ich behaupte, dass eine Person in enger Beziehung zum Opfer und unter den gegebenen Umständen einem so hohen emotionalen Stress ausgesetzt ist, dass es schwierig wird, so eine Option von einem realen Gespräch zu unterscheiden.
Ich stelle einen Versuch auf:
Indem ich meiner Schwester einige von mir verfasste kurze Texte zu lesen geben.
Ich formuliere den Text absichtlich so, dass einige Sätze dabei allein stehen und einige Worte mit Komma abgetrennt sind.
Ich rufe unseren Vater an, während er im Auto fährt. Sie beginnt das Gespräch noch persönlich, weil mir der Einstieg gefehlt hat und spiele dann einige Audioschnipsel ab.
Es fällt ihm bis zum Schluss nicht auf. Ich löse die Situation einfach auf. Ich erkläre ihm den Versuch. Er sagt, dass es ihm schon ein bisschen komisch vorkam.
Mein Resultat ist, bei einem höheren Stresslevel und der Möglichkeit auch einfach gar nicht zu antworten, oder auch zur Not einfach aufzulegen, halte ich das für sehr realistisch.
Die notwendigen Materialien wären in dem Fall ein Laptop eine Freeware ein Diktiergerät und ein Zettel und ein Stift.
Natürlich ist diese Theorie nicht ohne Probleme z.B. in der Beweisbarkeit. Aber ist sie machbar? Alle mal!
Das wichtigste ist doch, man kann an sie glauben oder nicht, aber sie verkürzt die Zeit für etwaige Alibis im Verhältnis zu anderen Theorien erheblich.
Vielen Dank für eure Zeit.