Anfänger1 schrieb:Also jetzt mal ehrlich neue Ansätze sind gut ja aber davon auszugehen das das alles freiwillig war halte ich für äußerst weit her geholt.
Darf man fragen wieso? Beweise für ein Festhalten gegen ihren Willen sind objektiv betrachtet äußerst spärlich, Spekulationen darüber was passiert ist sind ohnehin nur eine Frage der Plausibilität, zumindest mit dem Kenntnisstand, den wir als Öffentlichkeit haben.
Und mir persönlich erscheint ein Szenario bei dem es keinen Entführer im klassischen Sinne gegeben hat, der sie "zwingt" Anrufe zu tätigen um Ermittlungen zu stoppen schon lange als plausibel, aus ähnlichen Gründen wie sie
TatzFatal angegeben hat (minus den Mitbewohner als Angerufener, dass kommt mit nicht seltsam vor).
Die ganze "Standard-"geschichte von Frauke L. die entführt wurde, festgehalten, gezwungen Anrufe zu machen und schließlich ermordet ist im Endeffekt aus Indizien und Intuition zusammengereimt. Ja sie hat Anrufe getätigt, ja sie ist tot. Buchstäblich alles Andere, inklusive einer Entführung und eines Tötungsdelikts, ist lediglich eine zusammenhängende Geschichte die dies erklären soll, eine Art Schluss auf die (hoffentlich) beste Erklärung. Das Problem ist, die Faktenlage ist meiner Meinung nach genau so mit einem Dutzend anderer Geschichten und verschiedenen Variationen davon in Einklang zu bringen. Und dann ist es halt eine Frage der Plausibilität, war es wohl eher so oder eher so.
Wenn die Anrufe dazu gedacht waren Ermittlungen zu stoppen und Angehörige zu beruhigen, dann waren sie äußerst ungeschickt umgesetzt und das von einem Täter, der ansonsten ja einiges an Planung und Intelligenz zeigen müsste. Wie schon im Thread ausgeführt, eine Nachricht "I
ch brauche ne Woche für mich, mir geht es gut, bin bei nem Freund, bitte gönnt mir eine kurze Auszeit, danke" an Angehörige + eine Meldung unter einem Vorwand an die Ausbildungsstelle ("krank") wäre 10x geschickter gewesen als kryptische fast tägliche Anrufe - und auch deutlich einfacher sowie mit weniger Risiko auszuführen.
Ich denke eine zweite Person war natürlich involviert, da Frauke ja offensichtlich Hilfe hatte (Distanz, Akku, wird wohl kaum in der Wildnis gelebt haben) und es unwahrscheinlich ist, dass sie unschuldig bei verschiedenen Bekannten war, die hätten sich ja sonst gemeldet. Aber ich glaube nicht, dass diese Person Frauke zu den Anrufen gezwungen hat, folglich auch nicht, dass Frauke gegen ihren Willen (zumindest nicht in dem Sinne mit Gewalt/Entführung) festgehalten wurde. Eine etwas (psychologisch) missbräuchliche oder ungesunde Beziehung zu dieser Person schließe ich nicht aus aber das ist reine Spekulation und muss nicht sein. Über den genauen mentalen Zustand von Frauke will ich nicht spekulieren, aber in dem Szenario welches mir vorschwebt war sie zumindest nicht 100% bester Dinge und rational, lernt nen Typen kennen, kommt mit ihm mit und will tatsächlich "raus" für ein paar Tage - ohne dass ihr das ein Kidnapper einredet. Sie weiß aber auch, dass sie nicht einfach untertauchen kann weil Familie, Freunde und Schule sie vermissen. Sie wusste, dass dies unvernünftig war, wollte aber emotional trotzdem noch bleiben und dieses Abenteuer vorführen, entweder weil der Typ in ihren Augen so toll war, oder er zu diesem Zeitpunkt psychologisch auf sie eingewirkt hat. Die Anrufe sind das Resultat einer gewissen Verwirrtheit und emotionalen Instabilität - sie weiß sie sollte es nicht machen, will aber und will/kann sich nicht erklären, eben weil es irrational ist. Daher der Eindruck sie wäre durch den Wind und nicht sie selbst - war halt auch so. Das Abenteuer geht schief, möglicherweise drogenbedingt, die Bekanntschaft ist leider nicht so der tolle Typ und entsorgt die Leiche aus Angst/Selbstschutz. Dass ihrer Äußerung gegenüber einem Exfreund sie sei nicht weg weil sie einen Typen kennengelernt habe hier große Bedeutung zugemessen wird finde ich sehr verwirrend - würden wir etwas anderes in so einem Szenario wirklich erwarten?
Und wie immer in solchen Fällen wäre die Nichtexistenz eines Mörders oder Entführers auch eine Erklärung für den fehlenden Ermittlungserfolg bei der Identifizierung eines Mörders oder Entführers. Das ist nicht zynisch sondern vollkommen ernst gemeint. Wenn Frauke nie entführt oder ermordet wurde, wird es schwer sein Beweise gegen einen Entführer oder Mörder zu finden. "Meine" Geschichte macht es der beteiligten Person ja einfacher unerkannt zu bleiben. Wenn Frauke freiwillig mitgekommen ist, kann es keine Zeugen geben die eine Entführung oder etwas Verdächtiges beobachtet haben. Und eines der hundert "Paare" die man jeden Tag sieht, ohne verdächtiges Verhalten, merkt man sich halt auch nicht.