Raissa schrieb:Aber genau das hat er doch getan. Von seiner Seite gab es Vorwürfe und emotionalen Druck. Nur Karen telefonierte empathisch, bis er das Gespräch wieder übernahm.
@RaissaAls ich das geduckte Telefonat mit Karen las, dachte ich, wie furchtbar muss es für ein Entführungsopfer sein, wenn es hören muss:
Karen:
"Wir räumen auch die Wohnung, und keiner fragt dich, was passiert ist. Komm doch wieder."Das ist natürlich einfühlsam gemeint, das Opfer denkt doch: Sie denken, ich bin freiwillig weg. Dabei werde ich festgehalten.
Im weiteren Gespräch sagt Frauke dann, dass sie nach Hause möchte. (und macht damit klar, sie möchte kommen, aber es geht nicht)
Raissa schrieb:Vielleicht wurde er immer angerufen, weil er eher an ein freiwilliges Verschwinden glaubte und Frauke an wenigsten nahe stand. So kommt das letzte Telefonat jedenfalls für mich rüber.
Nach meiner Vorstellung hat sie Chris als Anrufpartner ausgesucht, weil Chris ruhig und besonnen ist und gut zuhören kann.
Kein Redeschwall von ihm: Wo bist du? Was machst du? Weisst du, was du uns antust? etc.
Sie kannte Chris lange und gut und wusste, wie er unter Stress reagiert. Ihr wird klar gewesen sein, dass er sich z.B. auch Gespräche gut merken kann und, dass er zwischen den Zeilen liest.
Vorausgesetzt natürlich, ich dürfte mir aussuchen, wen ich anrufe, würde ich sehr genau überlegen, wen ich nehme.
Vielleicht hat Frauke argumentieren können:
Chris ist mein Mitbewohner. Wenn ich mich nicht melde, macht er Alarm.
Genauso gut hätte sie für ihre Mutter, Schwester, eine Freundin, eine Mitschülerin Argumente finden können.
(Wir sind Morgen früh verabredet. Ich habe Bücher, die sie dringend braucht... Ich bin mit meiner Schwester verabredet. Sie ist immer super besorgt um mich usw).
Meiner Ansicht nach war Chris die Person, auf die sie gebaut hat.