Für mich sind die Telefonate so seltsam, so wenig interaktiv, bis auf das letzte vielleicht, wie schon mehrfach geschrieben, dass ich die Sampletheorie noch nicht ganz verwerfen möchte. Wie ja auch
@sören42 schon schrieb, würde dass ja auch nur dann eine Rolle spielen, wenn es einen Tatverdächtigen gäbe, der auf Grund von knappen Zeitabhängigkeiten im Alibi ausgeschlossen werden musste, obgleich andere Spuren klar für ihn sprechen würden.
Ich lasse mich noch nicht davon abbringen, dass der alleinige Fakt der Kontaktaufnahme, und die Art und Weise derer, zu merkwürdig ist, um nicht einen konkreten Zweck zu erfüllen. Entweder ein Alibi oder eine Art Relativierung der Tat. Will sagen der Täter hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine, vielleicht hatte er sie ja nie, Tötungsabsicht.
Drogen und Druck können beim Opfer auch zu Kurzschlussreaktionen führen. Der Täter, so er nicht weiter parallel im Kontakt mit der Familie und Freunden stand, und so über den Stand der polizeilichen Maßnahmen in gewissen Rahmen im Bilde war, konnte ja nicht wissen, dass am anderen Ende nicht die Polizei sitzt. Er konnte Umfang und Tiefe der Maßnahmen nicht wissen.
Ich kenne Frauke natürlich nicht, aber ich habe den Fall mit einer Psychologin besprochen. Auch sie hält die relativ gefasste Art für ungewöhnlich. Frauke, die Tochter von Schuldirektorin und Zahnarzt mit geradem Lebenslauf und aus festen sozialen Strukturen muss sich, unabhängig von ihren eigenen Gefühlen, über die Angst und die Ungewissheit ihrer Familie schon spätestens am nächsten Morgen im Klaren gewesen sein. Ein unentschuldigtes Fehlen ist jetzt nicht der Weltuntergang, aber wenn man sich nach der ersten SMS nicht meldet, muss dieser jungen Frau klar gewesen sein, dass man sich sehr um sie sorgt und sie Schmerzen verursacht. Die Psychologin hält es für wahrscheinlich, dass es bis vor dem letzten Gespräch weder körperliche Gewalt gab, bis auf ein Einsperren und den Kommunikationsentzug vielleicht. Aber wenn Frauke vor dem letzten Gespräch eine Eskalation der Situation wahrgenommen hat und nun zum ersten Mal die angst- und sorgenerfüllte Stimme ihrer eigenen Schwester hört, bricht sie nicht zusammen, sondern beendet das Gespräch gefasst und „optimistisch“.
Ich hege auch starke Zweifel an der Wiedergabe des letzten Gespräches. Ist aber nur ein Gefühl. Nach den Tagen der Suche, kann man nicht ausschließen, dass die Wiedergabe subjektiv gefärbt war. Außerdem habe ich keine Aussagen gelesen und die medialen Aufarbeiten von XY, Sat, den Online Print Medien variieren zum Teil. Besonders in den Punkten wo sie die Gesamte Frage als Antwort wiederholt. Wer macht das? Dann fragt Chris: „Wo bist Du?“ Es kommt kein „Hä? Alles klar Frauke? Was meinst Du? Mama ist nicht hier? Soll ich ihr was ausrichten?“ Sondern „Wo bist du?“ Was ist das für eine Reaktion? Und das 3-mal? Sorry. Ich unterstelle gar nichts und ich kann mir nicht vorstellen in welcher emotionalen Lage sich die Anrufteilnehmer befunden haben müssen, aber das ist für mich sehr fraglich.