rayden schrieb:Aber nicht in dem Ausmaß, um den Kreis der Verdächtigen massiv einzuschränken, oder im besten Falle, den Täter zu überführen.
Ich glaube nicht, dass der Täter zu dem Kreis jener gehörte, die bei den damaligen Ermittlungen als Tatverdächtige in Frage kamen. Die Kripo ging von der Annahme aus, dass FL freiwillig in die Nieheimer Gegend gefahren sei, und das setzte eine engere Beziehung zum Täter voraus.
Ich gehe eher davon aus, dass FL zwar freiwillig in das Auto des Täters stieg - aber nur in der Absicht, sich nach Hause fahren zu lassen. Dafür hätte es nach meiner Ansicht genügt, dass FL dem Täter nur flüchtig, aber in einem von ihr als vertrauenswürdig empfundenen Kontext begegnet wäre.
Bei der Diskussion hier um die Kriterien solcher Vertrauenswürdigkeit werden von einigen nach meiner Erfahrung zu hohe Ansprüche gestellt. Wenn der Täter nicht wesentlich älter war als FL und ein Bekannter eines Freundes, wäre es nach meiner Einschätzung leicht möglich gewesen, dass FL keine Bedenken gehabt hätte.
Angesichts der Folgen mag mancher eine solche Leichtgläubigkeit für unwahrscheinlich halten, aber als ich so alt war wie FL, habe ich sie als völlig normal erlebt. Es war an der Uni üblich, sich - sofern sich die Gelegenheit ergab - von irgendwelchen Kommilitonen, die man zwar regelmäßig in Vorlesungen sah, die man aber kaum kannte, nach Hause fahren zu lassen (vor allem, wenn man lange gearbeitet hatte und müde war). Allein die Tatsache, dass man in denselben Vorlesungen saß, vermittelte diesen Eindruck von Vertrauenswürdigkeit. Das kann man als naiv bezeichnen, aber während meines gesamten Studiums habe ich von keiner einzigen Vergewaltigung in einer solchen Situation gehört.
Fl ist mit einem integren Freundeskreis aufgewachsen und PB war nun nicht gerade ein Ort, in dem die Gefahr, Opfer eines Verbrechens zu werden, präsent war. Fl hatte - wie sicher viele andere Gleichaltrige auch - kein Auto, und ich nehme an, dass es für sie und ihre Freundinnen überhaupt nicht ungewöhnlich war, nach einem Kneipenbesuch nach Hause gefahren zu werden. Und zwar keineswegs immer nur von guten Freunden, sondern auch von Leuten, die sie nicht gut kannten, die aber Freunde von Freunden waren etc.