@Malinka @tisch Malinka schrieb:Warum gehst du so felsenfest davon aus, dass eine Ablenkung von Nieheim von
Nöten gewesen wäre? Nur weil die Operative Fallanalyse damals aufgrund ihrer
Recherchen davon ausgegangen ist bedeutet dies nicht, das dem auch wirklich so war.
Es ist ja auch die Frage, ob so ein Täter überhaupt sein Opfer bei sich am Wohnort unterbringen konnte. Es
ist ja nicht so, dass man dort (sei es Nieheim, speziell Entrup, ...) nicht mit Chance von einem Nachbarn beobachtet
werden könnte - wenn man mal von einigermaßen normalen Wohnverhältnissen ausgeht. Es könnte also sein, dass
es sowieso notwendig war, dass der Täter FL an einen anderen Ort brachte, der in dieser Hinsicht bessere Möglichkeiten
bot. Wahrscheinlich würde man sich so oder so nicht vor die eigene Haustür auf die Strasse
stellen und dort sein zukünftiges Opfer telefonieren lassen.
Nach wie vor würde ich so denken, dass es dem Täter insbesondere darauf ankam, die Orte der
Kontaktaufnahme möglichst schnell erreichen und wieder verlassen zu können. Also: Nähe zur Autobahn oder
Nähe zur B64. So oder so wäre Nieheim und Umgebung eigentlich rausgefallen.
Gleichzeitig würde ich aber auch denken, dass es schon um eine Art Ablenkungsmannöver ging. Vll. ist "Ablenkung"
auch der falsche Begriff. Ich würde es eher "Zerstreuung" nennen. Selbst wenn der Täter in Nieheim eigentlich
anwohnend war, so könnte man wohl davon ausgehen, dass er in Nieheim und Umgebung in der Zeit nicht mehr aktiv
war.
Schließlich besteht natürlich die Möglichkeit, dass er überhaupt nichts mit Nieheim zu tun hat. FL und/oder der Täter
wären dann am 20.06. rein zufällig vor Ort gewesen. FL hätte ihr Handy vorher irgendwo anders aufgeladen, dann
wäre man gefahren und im Raum Nieheim wäre ihr plötzlich eingefallen, dass es noch etwas länger dauert, so dass
man Chris noch schnell Bescheid gab. Nimmt man wieder die Uhrzeit 0:49h für die SMS her und berücksichtigt eine
Fahrzeit von ca. 40minuten nach PB, fehlt etwa eine Stunde, rechnet man 23:00h als Zeitpunkt des Einsteigens in
ein Auto. Es ist also wahrscheinlich, dass man sich beim Absenden der SMS schon auf einer Art Rückfahrt befand.
Der maximale Radius, wenn man nur mal reine Fahrerei ansetzt, erweitert sich also um etwa
30 Minuten maximal, wodurch man vll. noch bis Höxter oder Blomberg und zurück gekommen wäre. Die Frage, die
man sich stellen müsste, wäre, ob so reine Fahrerei durch die Nacht überhaupt irgendeinen Sinn ergibt. Wenn die erste
SMS noch freiwillig war, also noch alles in Ordnung war: kann man so eine Tour durch die Dunkelheit bei aller
Vernunft noch nachvollziehen? Wer setzt sich in ein Auto und gurkt fast 2h ohne Ziel durch die Nacht?
Ich denke, die fehlende Stunde kann man besser nutzen. Überhaupt gäbe es meiner Meinung nach nicht viele
Gründe, sich in der Nacht nochmal freiwillig auf den Weg aufs Land zu machen. Wenn einem Fahrerei eigentlich
eher als lästig vorkommt, dann würde man doch versuchen, die Zeit, sich seinen eigentlichen Interessen zu widmen,
möglichst groß zu halten.
Von daher halte ich es eher für warhscheinlich, dass FL die SMS genau (oder kurze Zeit später) in dem Augenblick
absetzte, als das "Ausüben der Interessen vor Ort" zuende war, und man sich dem Rückweg und den nun absehbaren
Konsequenzen (langer Heimweg) thematisch zuwandte.
Ich denke also, es ist vernünftig anzunehmen, dass FL
tatsächlich nicht zufällig vor Ort im Raum Nieheim war und dementsprechend der Täter einen eher engen Bezug
zu Nieheim hat. Den er dann später durch die Telefonate zerstreuen versuchte.