Moin,
ich muss bei solchen Fällen immer irgendwie daran denken, dass viele solche Fälle, die so extrem komplex erscheinen, wie von einem kriminellen mastermind geplant in Wirklichkeit möglicherweise so erstaunlich banal abgelaufen sind und das "davonkommen" des Täters so vielen "glücklichen" Zufällen geschuldet ist, dass es kaum möglich ist das entscheidende Detail als solches zu erkennen und zwar weder den Profis bei der KriPo und folglich noch viel weniger Privatpersonen, die sich den Kopf zermatern.
Kangaroo schrieb am 15.02.2018:Sehr Abenteuerliche Vermutung .. Da erscheint es mir sinniger dass der Täter ein Ladekabel hatte
Ich halte eine Manipulation der IMEI auch für eher unwahrscheinlich. Aber auch das ihr Handy zu diesem Zeitpunkt geladen wurde glaub ich nicht wirklich. Aber das der Täter wie ihre Freundin im Pub und vermutlich reihenweise andere Leute einfach mal dieses sehr gängige Modell besaßen und kurz den Akku "umgetopft" haben wäre nu kein soooo großer Zufall und würde erklären warum ihr Handy danach wieder aus war.
Rothase schrieb am 16.02.2018:Aber dann hätte ja auch Chris zur Polizei gehen können und sagen können. So ist Frauke nicht, die bleibt einfach so nicht weg ohne Bescheid zusagen wo sie ist.
Klar hätte er, aber wenn es darum geht die Persönlichkeitsrechte einer erwachsenen Person zu schützen die selbst bestimmen darf wann sie wo ist und wo sie sich wann meldet (und natürlich auch keine extrem Ressorucenintensive Fahndung auszulösen obwohl jemand nur mal paar Tage Ruhe wollte)... da fürchte ich mal, dass der Ex-Freund und Mitarbeiter die Polizei ebenso wenig überzeugen kann wie Mutter, Schwester und sonstige Angehörige bzw generell Menschen die zu nah an der vermissten Person dran sind, so nah, dass sie sich selbst nie eingestehen würden, dass sie möglicherweise gar nicht soviel über ihre Tochter/Schwester/Freundin usw wissen wie sie glauben.
SEHR ernst genommen hingegen werden aber wohl solche Vermisstenmeldungen von Arbeitgebern "Die hat noch NIE unentschuldigt gefehlt.", Vermietern "Das die abhaut und die Miete nicht zahlt passt nicht zu dieser Person." , Nachbarn "Da bellen seit nem Tag die Hunde, das ist in den 7 Jahren die ich nebenan wohne noch nie vorgekommen."
Sowas halt, Aussagen von Leuten bei denen die Polizei sicher sein kann, dass niemand der der vermissten Person nahe steht einfach nicht akzeptieren will, dass dieser Mensch sich eine Auszeit nimmt ohne ihn einzuweihen.
Soweit ich weiß war das in Fraukes Fall ja auch nicht viel anders, als sie auf Arbeit nicht erschien wurde ihr Verschwinden trotz der sms und Telefonate durchaus ernster genommen als das sonst bei Erwachsenen üblich ist.
Rothase schrieb am 16.02.2018:Meine Vermutung ist bist heute das Frauke ein Betrug
mit bekommen hat.
Das erscheint mir doch sehr random. Hast Du irgendeinen Grund das anzunehmen?
J.Hypolite schrieb am 16.02.2018:War die IMEi Nr sofort beim vorgeschlagenen Gebrauch des handys zu ändern oder erst nachträglich?
Gibt es überhaupt Infos dazu in wie fern die IMEI Nr überhaupt abgefragt wurde? Es ist zwar immer von "Fraukes Handy" die Rede, aber wie bereits hier jemand schrieb, "Mein Akku ist leer, kann ich meine SIM-Karte kurz in Dein Handy packen?" war damals nicht unüblich und da über die IMEI Nr kaum der Name des Besitzers zu ermitteln ist wäre der Mehrwert dieser Info auch eher mäßig, bzw würde sich auf "Sie konnte ihr Handy wohl nicht laden/keinen Ersatzakku erhalten und hat deswegen über ein anderes Handy mit eigener SIM-Karte telefoniert."
Mehr Rückschlüsse gäbe das nicht.
Der Zeitpunkt von Änderung und Abfrage ist hier ja auch nicht so wichtig, da die oft in den Medien auftauchende Info Fraukes Handy/Anrufe seien "geortet" wurden irreführend ist.
Es handelte sich ja keineswegs um eine "Echtzeitortung" bei der während des Gespräches ermittelt wurde wo das Handy eingebucht ist, sondern um Abfragen im Nachhinein.
J.Hypolite schrieb am 16.02.2018:Warum verlor sie das Zeitgefühl, die Orientierung
Das ist hier in der Gegend fast leichter als es nicht zu tun.
Wenn man nicht selbst fährt, die Gegend/Strecke sehr genau kennt oder weiß, dass der Fahrweg durch die hier sehr seltenen dicht besiedelten Gebiete führen sollte, dann sieht grade im Dunklen hier eine Strecke aus wie die andere.
Man fährt halt auf mittelmäßig breiten Straßen im Nirgendwo umher und am Straßenrand sind Bäume und Felder dahinter.
Wenn Du da als Beifahrer durch ein Gespräch minimal abgelenkt ist hast Du keine Chance zu sagen ob es in die richtige Richtung geht und auch die Fahrzeit ist schwer einzuschätzen, da halt in unregelmäßigen Abständen mal kleine Dörfchen oder Siedlungen vorbeifliegen, aber kaum echte Wegpunkte.
menevado schrieb am 16.02.2018: Warum durfe/sollte/musste FL anrufen? Die Meisten sind der Meinung, dass der Täter sich so einen Zeitvorteil verschaffen wollte
Das denke ich auch, weil es meiner Ansicht nach durchaus Sinn ergibt.
Auch wenn Erwachsene theoretisch das Recht haben abzuhauen gibt es sehr wohl Ausnahmefälle in denen die Polizei sehr schnell davon überzeugt ist, dass hier Gefahr im Verzug ist und alle Mittel die solch ein Vermisstenfall hergibt auspackt.
Und die Konstellation "Frauke ist ohne Wohnungsschlüssen unterwegs und es wurde im Beisein von Zeugen fest abgesprochen, dass ihr Mitbewohner auf sie wartet damit sie in ihre Wohnung kommt."
Da wäre eine Vermisstenanzeige mit hoher Wahrscheinlichkeit schon am nächsten Morgen ernst genommen wurden, wenn mehrere Zeugen sagten "Sie hätte ihn nicht einfach die ganze Nacht warten lassen obwohl es anders abgesprochen war." und vermutlich wäre eine Ermittlung umgehend eingeleitet wurden.
menevado schrieb am 16.02.2018:Fakt ist, dass nach so langer Zeit der Fall immer noch ungloest ist, es gibt anscheinend nicht den Hauch einer Spur,
Und es ist doch durchaus wahrscheinlich, dass die durch sms und Anrufe gewonnene Zeit hier ihren Beitrag geleistet hat. Wäre direkt am Tag nach ihrem Verschwinden ihr Bild durch die Medien gegangen und wäre intensiv unter den Gästen im Pub und im Viertel rings herum mit Foto nach ihr gefragt wurden, dann hätte sich vielleicht durchaus noch irgendwer erinnert gesehen zu haben wie die junge Frau in ein Auto eingestiegen ist. Ggf gar mit Details zum Wagen, Fahrer, Zahl der Insassen, Fahrtrichtung bei Aufbruch usw.
Bereits Tage und erst Recht Wochen später war ihre Beschreibung einfach nur noch die einer hübschen, jungen Frau die vermutlich auf Viele zugetroffen hat die an diesem Abend dort unterwegs waren.
menevado schrieb am 16.02.2018:Fakt ist auch, dass FL vom Täter versorgt werden musste, Wasser, Essen
Das seh ich wie bereits jemand anderes schrieb weder als Fakt noch als großen Aufwand. Da hier im Winter schon mal ne Wasserleitung einfriert und ich neue Tiere langsam an den Geschmack unseres recht eisenhaltigen Wassers gewöhnen muss hab ich selbst schon in mehreren Supermärkten für etwa einen Euro so einen 5l Kannister Tafelwasser gekauft.
Kein Aufwand, keine Investition und auch nicht auffällig.
Haben auch viele Hundehalter im Sommer gern im Auto, ist also kein Artikel an den sich nen Supermarktmitarbeiter erinnert.
So einen 5l Kanister besorgen und dort wo man sie festhält lagern ist also kein Aufwand, will man nur das Verdursten verhindern hält der auch recht lange.
Ob Frauke mit Essen versorgt wurden ist wissen wir gar nicht.
Wer mit ihr telefoniert hat beschrieb sie klänge als habe sie unter Drogen gestanden. Möglich, aber ebenso kann es auch einfach sein, dass sie unterzuckert und oder dehydriert war. Der Auffindezustand ihres Leichnahms machte soweit ich weiß ja nur klar, dass keine Substanzen im Spiel gewesen sind die langsam abgebaut werden bzw sich schnell an Haarwurzeln oder anderen Stellen anlagern. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Aber selbst wenn sie mit Essen und trinken versorgt wurde. Sie war ja nicht monatelang in den Händen des Täters. Eine Packung Brot ggf mit Margarine oder mal ne Fahrt am Drive in vorbei auf dem Weg zu ihr ist nur schwerlich Aufwand der einen Täter fürchten lassen muss aufzufliegen und auch nicht mit Kosten verbunden die nicht zu stemmen sind.
menevado schrieb am 16.02.2018:Interessant auch, dass es nach dem Fall FL keine weiteren Taten zu geben scheint.
DAS muss ich allerdings sagen ist ein Punkt der mir auch immer wieder in den Kopf kommt und für mich eigentlich immer wieder zu drei Vermutungen zurück führt:
1. Es ging dem Täter aus irgendeinem Grund wirklich nur und ausschließlich um Frauke, in welchem Zusammenhang auch immer. In dem Fall muss der Täter entweder sehr diszipliniert oder aus oben genannten ganz banalen Gründen unter dem Radar fliegen.
Sie müsste ihn gut genug gekannt haben um mit ihm mitzugehen, aber er war in ihrem Umfeld nicht so präsent, dass irgendein Angehöriger, Freund oder Zeuge diese Person auf dem Schirm hat.
So wie Fraukes Charakter geschildert wird ist ja auch (leider) anzunehmen, dass es jemand sein könnte der sich irgendwann mal in irgendeiner Sache Rat von ihr geholt hat und sie um stillschweigen gebeten hat.
So wie ihre Persönlichkeit dargestellt wird hätte sie der Bitte die Angelegenheit vertraulich zu behandeln definitiv entsprochen, sodass der Täter sich auch ausreichend sicher sein konnte, dass es keinerlei Mitwisser gibt und sie wenn sie sich überhaupt mit irgendwem darüber ausgetauscht hat dies vollständig anonymisiert getan hätte.
2. Der Täter wurde von der Angst gefasst zu werden so zerfressen, dass er sich(ggf gar ins Ausland) abgesetzt oder sich das Leben genommen hat. Auch das der Täter sich selbst das Leben genommen hat ist denkbar. Allerdings dann wohl aufgrund der Angst gefasst zu werden, denn wären Schuldgefühle der Antrieb gewesen würde ich die Chancen recht hoch ansetzen, dass der Täter dann einen Abschiedsbrief hinterlässt und sicherstellt, dass Fraukes Angehörige Antworten auf die "Was, wie, warum-Fragen" erhalten.
Allerdings nehme ich auch mal an, dass die Polizei sowas bereits in Betracht gezogen hat und durchaus untersucht hat ob es in Fraukes weiterem Umfeld eine Person gibt, die nach ihrem Verschwinden/nach dem Auffinden ihrer sterblichen Überreste selbst verschwunden ist oder unter Umständen verstorben die eine Selbsttötung nahelegen.
Aber selbst wenn es einen solchen Fall gäbe, ohne Abschiedsbrief oder Mitwisser die nicht mehr dichthalten können/wollen wäre ein Zusammenhang zu Fraukes Fall wohl fast unmöglich herzustellen.
3. Der Täter hat nie aufgehört, sondern nur nach der Tat an Frauke festgestellt, dass das erstellte Bewegungsmuster durch die Anrufe/SMS mehr Risiko als Nutzen für ihn birgt und er lässt seine Opfer seitdem nicht mehr telefonieren und versteckt auch die Leichen besser. Vermisste Personen gibt es ja durchaus massenweise.
Svensvenson schrieb am 16.02.2018:ch denke das Frauke mit nur ganz wenigen Worten( einem oder zwei vielleicht nur) gegenüber ihrer Mutter die Situation, den Ort oder die Person(en) eindeutig hätte näher bringen können, gut möglich das diese Hinweise trotzdem an Chris gingen, er diese aber als völlig belanglos einstufte.
Ich würd bei einer erwachsenen Frau die nicht mehr daheim lebt vom Gegenteil ausgehen, selbst wenn der Beziehung zur Mutter sehr innig ist.
Das Erkennen von Abweichungen und rote Lämpchen würde ich bei dem Exfreund und Mitbewohner als sehr viel wahrscheinlicher werten.
Einfaches Beispiel:
Hätte sie mit ihrer Mutter telefoniert und als "red flag" gesagt "Grüß bitte Christos und sag ihm ich komme schon irgendwann heim."
Hätte ihre Mutter gewusst, dass Frauke Chris eigentlich nie bei vollem Namen nannte? Für ihn scheint das ja durchaus ein nicht unerhebliches Warnzeichen gewesen sein.
tisch schrieb am 17.02.2018:und dinge mitgeteilt, die ganz deutlich machen, dass sie nicht freiwillig in der situation ist
Das ist aber meiner Ansicht nach nur so "ganz deutlich", weil wir wissen, dass sie wenig später ums Leben kam.
Wäre ihre Leiche nicht gefunden wurden oder sie gar lebend wieder aufgetaucht, dann wäre das nicht so ganz klar.
Frauke war Schwesternschülerin und offenkundig ein Mensch der sich sehr für ihre Mitmenschen interessiert hat. Wäre sie lebend wieder aufgetaucht, hätte exakt der gleiche Ablauf damit erklärt werden können, dass irgendwer, der aus irgendwelchen Gründen keine Hilfe auf offiziellem Wege in Anspruch nehmen konnte oder wollte und sie sich bei dieser Person aufhielt um zu helfen und am Telefon deswegen immer so komisch war, weil sie zwar von Herzen gern helfen wollte und den Wunsch der Person nicht einfach Krankenwagen, Polizei oder wasauchimmer einzuschalten respektieren wollte, aber sich mit der Gesamtsituation hoffnungslos überfordert sah und kurz davor war emotional zusammen zu brechen.
Es ist doch oft so, dass irgendwelche Dinge ganz unglaublich klar und eindeutig wirken, aber eben erst dann, wenn man zusätzliche Infos hat die zum Zeitpunkt zu dem man diese Dinge "auswerten" und entsprechend reagieren musste noch nicht zugänglich waren.
tisch schrieb:das sind doch sehr erfreuliche nachrichten. allerdings weiß ich auch gar nicht, was das nun bedeutet, dass der fall wieder aufgenommen wird.
übrigens gab es ja immer wieder mal gerüchte, dass noch ermittelt wird. kann man davon ausgehen, dass dies dann nicht stimmte?
Das bedeutet, dass wir einfach ein anderes System haben als in den USA und es sowas wie "Cold Cases" (also das nen Fall weggepackt wird mit dem Vermerk "sorry können wir nichts mehr machen, alle Spuren kalt." ) in Deutschland nicht gibt.
Hier bleiben die Fallakten stets offen, aber mehr als die vorliegenden Hinweise abarbeiten können die Ermittler hier halt auch nicht tun. Sind alle Hinweise und Spuren abgearbeitet ohne das sich neue Ermittlungsansätze ergeben haben bleibt die Akte zwar offen, aber aktiv damit beschäftigt wird sich eben nur noch, wenn (wider Erwarten) doch noch mal nen neuer Hinweis reinkommt.
"nochmal völlig neu aufgerollt" hingegen bedeutet, dass "frische Augen", ggf oft auch Ermittler die irgendwelche Spezialausbildungen haben (wie z.b. operative Fallanalyse / sog. "Profiler") alles was mit dem Fall zu tun hat nochmal von Anfang an durchgehen um zu schauen ob irgendwo, irgendwas auffällt, das bei der Ursprungsermittlung nicht aufgefallen ist oder es irgendwelche Ansätze gibt, die z.B. die Kriminaltechnik zum Zeitpunkt der Ursprungsermittlungen noch nicht hatte.
Das kann dann unter Umständen auch bedeuten, dass nochmal Zeugen befragt und Gegenden durchsucht werden, aber ein Großteil dieser Arbeit läuft im Büro des Ermittlers ab, der die Akte auf den Tisch kriegt mit der Anweisung: "Guck das nochmal von A bis Z durch und notiere jede noch so kleine Unstimmigkeit die Dir dabei auffällt."