Pipi.Strumpf schrieb:Also ist doch einer definitv falsch, entweder der in der Kanzlei oder der Anrufer?
Davon gehe ich aus, ja. Bin mir nur nicht sicher, ob der Blonde "echt" ist und der Anrufer nur ein Trittbrettfahrer (was es traurigerweise ja immer wieder gibt) - oder umgekehrt der Anrufer der wahre Täter ist, und der Blonde mit seinem "Ich habe Mist gebaut" etwas ganz Anderes meinte, und jetzt nur durch die zeitlichen Zusammenhänge und dadurch, dass er da häufiger in der Gegend unterwegs war, als potentieller Täter gesehen wird. Wie gesagt, der Blonde soll in der Gegend Jungen belästigt haben, vielleicht wollte er "nur" deswegen einen Anwalt sprechen, und der Mörder war aber jemand anders. Da sollen sich ja einige "komische" Leute aufgehalten haben, von Drogen ist die Rede, von Kindern, die gegen Geld sexuelle Handlungen mit Erwachsenen durchgeführt haben (oder Erwachsene, die versucht haben, sich so an Kinder ranzumachen) - da müssen, so grausig das klingt, ja wenigstens eine handvoll potentiell denkbarer Täter (sexuell bis zum Kriminellen hin deviant) unterwegs gewesen sein. Zumindest schonmal Pädosexuelle.
In die Kategorie würde ich den Mord an Tristan auch einordnen, auf jeden Fall sexuell motiviert, eine Neigung zu Jungen muss es wohl auch spezifisch gewesen sein, sonst hätte der Täter sich eher eine erwachsene Frau oder ein Mädchen als Opfer gesucht. Glaube nicht, dass Alter und Geschlecht einem solchen Täter egal sind. Sadismus spielt eine Rolle, evtl Nekrophilie, Kannibalismus?
Pipi.Strumpf schrieb:Wenn man sich die Mühe mit der Stimmanalyse des Anrufers machen würde, könnte man zumindest herausfinden, ob er vielleicht von jemandem (dem eigentlichen Täter) was zugesteckt (Geld) bekommen hat, dass er diesen Fakeanruf macht?
Ich finde den Anruf generell komisch. So nuschelig. Als er sagt "Hier ist Tristans Mörder", klingt das für mich wie "Christian Mörder" - obwohl mir der Dialekt nicht ganz fremd ist (andererseits scheint der Polizist ihn immerhin beim zweiten Anlauf zu verstehen). Was mir auch auffällt: Die Aussprache "is" (scharfes s, wie im Englischen) für "ist", außerdem höre ich zweimal bei "Tristans" gar kein S. Für einen Moment überlegte ich deswegen, ob es ggf. gar kein Deutsch-Muttersprachler ist. Es wurde ja später eine tschechischsprachige Straßenkarte gefunden. Kennt die tschechische Sprache ein Genitiv-S? Wobei es natürlich sehr viele Sprachen ohne Genitiv-S gibt... Außerdem fällt auf, dass seine Aussagen anfangs relativ "kraftvoll" klingen - bis zu dem Zeitpunkt, wo der Polizist fragt, ob er sich stellen will. Da zögert er einen Moment und antwortet deutlich leiser. Danach nimmt die Lautstärke wieder etwas zu, aber bleibt leiser, schwächer, als am Anfang. Außerdem zögert er bei der Angabe seiner Haarfarbe (da scheint er überlegen zu müssen?!), während er bei der Körpergröße und Haarlänge deutlich schneller antwortet. Ach ja, bei der Angabe der Körpergröße spricht er bei "einsachzig" das G sehr deutlich aus, also wirklich "achzig" (Richtung G, vielleicht sogar leicht Richtung K), nicht "achzich" oder "achzisch" (ich glaube, das wäre typischer für die Gegend?).
Nehmen wir an, er sei ein Komplize des Täters und würde für ihn anrufen. Was spräche dafür, was dagegen?
Pipi.Strumpf schrieb:Da ja nun aber das Phantombild wieder auf der BKA-Seite ist und nicht die Sache mit dem Anrufer weiterverfolgt wurde, muss man folgerichtig wohl eher davon ausgehen, dass man eher der Beschreibung der Damen aus der Kanzlei Glauben schenkt. Damit wäre es eben dann ein blonder Täter mit akzentfreier Sprache. Widerspricht sich das dann nicht, wenn man seitens der Ermittler den Täter ausschließlich im hessischen Einzugsgebiet vermutet? Dann könnte er ja überall her sein, wo man sehr akzentfreies Hochdeutsch erlernt, also eher aus den Gegenden im Norden Deutschlands?
Woher er kommt, ist wohl weniger wichtig, als, wo er sich jetzt aufhält. Er kann ja durchaus vor Jahren im Norden geboren worden sein, ist dann aber als Jugendlicher in die Frankfurter Gegend gezogen. (Gibt es dort eigentlich Leute, die dialektfrei aufwachsen?) Dort wurde mehrfach jemand gesichtet, der aussah, wie der Blonde. Deswegen nahm man wohl an, dialektfrei hin oder her, dass er dort irgendwo auch leben müsse. Dass er danach nicht mehr gesichtet wurde, finde ich nicht verwunderlich. Er wird von der Fahndung mitbekommen haben, ob wahrer Täter oder nicht, und sich sicher allein deswegen schon die Haare kurzgeschnitten und evtl gefärbt haben. Und eine Hasenscharte kann man ggf. mit einem Bart verdecken. Zumal ja nicht einmal sicher ist, ob das eine Hasenscharte ist. Vielleicht ja auch eine blutige bzw. schorfige Lippe von einer Schlägerei? Sowas verheilt wieder.
Was ich mir gerade noch denke: Er rief von einer Telefonzelle am Bahnhof aus an. Würde jemand, der sich ernsthaft stellen
will, das tun? Wäre es dem nicht ohnehin egal und er würde von zuhause aus anrufen, oder gleich zu einer Polizeiwache gehen und sich persönlich stellen? Es hingegen quasi-anonym von einer Telefonzelle aus zu machen, wirkt für mich wieder eher nach einem blöden Scherzanruf, oder nach einem Perversen, der sich einen Spaß daraus macht, die Polizei in die Irre zu führen (ohne dabei der tatsächliche Mörder zu sein).
Eine Frage hätte ich auch noch zu dem Rucksack, der nach einem Jahr gefunden wurde: Was war denn noch drin, außer der Straßenkarte?
Der Täter muss den Rucksack vorerst ja mitgenommen haben. Möglicherweise, um die entfernten Organe zu transportieren? Jedenfalls fehlte der Rucksack ja erst, und der Täter hatte sich auch die Mühe gemacht, Tristans Schulbücher direkt vor Ort rauszuwerfen. Er brauchte den Rucksack jedenfalls, sonst hätte er das nicht gemacht, kostet ja auch Zeit. Sollten die Organe darin transportiert worden sein, müssten nicht Blutspuren im Rucksack sein?
Frage mich halt, ob es möglich ist, dass der Täter den Rucksack später, als er ihn nicht mehr brauchte, einfach irgendwo entsorgte (ggf. vorher gewaschen, um DNA-Spuren von sich selbst zu beseitigen?). Und ihn dann jemand anders fand und nutzte, vielleicht jemand mit eher wenig Geld (ganz Arme wie Obdachlose, Junkies, vielleicht auch Geringverdiener - einer der vielen Bauarbeiter in der Gegend?). Sofern ausgeschlossen ist, dass jemand den Rucksack später fand und weiternutzte, muss die Straßenkarte ja vom Täter stammen. Kann natürlich noch immer sein, dass er damit bewusst eine falsche Spur legen wollte. Wundere mich aber, dass auch daran wohl keine Fingerabdrücke waren?