Mordfall Tristan
02.10.2017 um 11:31
Nachdem ich vor einiger Zeit durch einen anderen Fall zufällig auf dieses Forum aufmerksam wurde, habe ich aus Interesse auch einige andere Fälle hier angelesen, so auch den Fall Tristan, der mich wegen seiner Grausamkeit sofort erschüttert hat und auch weil ich Ende der 90er selbst beruflich in der Taunusregion gelebt hatte.
Ich hatte mich so einige Seiten durchgelesen, irgendwann dann aber zum Ende geklickt, weil ich wissen wollte, ob man den Täter gefasst hatte. Dort las ich dann erstmals den Namen Manfred Seel und habe diesen sodann gegoogelt. In dem Moment, wo ich das Bild sah und auch noch direkt in einer Art Nebeneinanderstellung mit dem Zopfmann hat mich echter Schrecken gepackt, denn ich hatte das Gefühl beiden zusammen begegnet zu sein. Ich muss dazu sagen, dass das Phantombild des Zopfmanns in mir alleine kein deja vue ausgelöst hatte.
Wir gehen Jahre zurück, wahrscheinlich 2002, als ich an einem extrem heißen Sommertag in meinem Heimatort (nicht Hessen) joggen bin. Ich bin mit dem Auto zum Waldparkplatz gefahren, ausgestiegen, als irgendetwas in dem neben mir parkenden Fahrzeug meine Aufmerksamkeit geweckt hatte, so dass ich in das Auto reingeschaut habe. Das Auto war äußerlich in einem eher verwahrlosten Zustand, möglich, dass es auch innen so aussah und ich deswegen reingeschaut hatte…und nein, ich schaue normal nie in fremde Autos, also irgendwas war da vom ersten Moment an anders.
Auf dem Sitz und im Fußraum der Beifahrerseite sah ich dann viele Bildausschnitte, die Leichenteile zeigten. Ich war total schockiert und es lief mir ein kalter Schauer den Rücken runter. Ich versuchte zu erkennen, ob das alles „zusammen“ gehörte, weil es mal ein Bein, mal ein Kopf war und ich versuchte auch zu erkennen, ob das aus einer Zeitung stammen könnte, vielleicht irgendeine Berichterstattung, fand aber keinen Hinweis darauf und konnte das ehrlich gesagt auch alles nicht so schnell verarbeiten. Teilweise lagen die Fotos offen, aber ein paar schienen aus einer Sichthülle oder Schnellhefter gerutscht zu sein, der auf dem Fußboden des Beifahrersitzes lag. Ich dachte nur, wer sammelt denn sowas Ekliges, aber dann kamen auch Fußgänger die Straße runter und ich konnte nicht weiter wie blöd in das Fahrzeug starren. Ich habe mir dann sicherheitshalber die Autonummer notiert und bin los in den Wald.
Das erste Stück ging bergab, das bin ich immer zu Fuß gegangen, danach hatte ich gerade locker das Joggen gestartet als mein Blick auf 2 Männer fiel, die neben einer kleinen Brücke am Bach an der Böschung des Bachlaufs saßen. Die zwei hätten ungleicher nicht sein können. Der eine war bieder gekleidet (glaube kariertes Hemd und ärmellose Weste) älter mit graumelierten Haaren und ziemlich großer altmodischer Brille aus den 70ern, der andere hager und dünn, oberkörperfrei, wesentlich jünger (ca. 20 Jahre), blonde dünne kinnlange Haare, eher ungepflegte Erscheinung. Die beiden saßen irgendwie komisch da, zu nah beieinander für Freunde, aber an gemütlichen Familienausflug Vater mit Sohn habe ich bei dem Anblick auch nicht gedacht. Zumal in den 13 Jahren, wo ich dort joggen ging, nie jemand saß, man konnte dort nicht wirklich sitzen und ich hatte die beiden auch noch nie im Wald gesehen. Die beiden starrten mich an, sie saßen irgendwie sehr aufrecht, nicht entspannt, eher wie ertappt, ich starrte zurück, irgendwas im Gesicht des Blonden irritierte mich, ich hatte zunächst bewusst nur den nackten Oberkörper und die längeren Haare wahrgenommen und eine Assoziation mit Jesus gehabt, dann aber hat mich das Gesicht irgendwie abgeschreckt, weil es etwas Bösartiges hatte. Der ältere Herr dagegen sah für mich wie ein älterer liebenswerter Biologielehrer aus und ich dachte noch, was macht ein so netter Mann mit so einem Typen. Ich bin dann losgejoggt, die Bilder vom Parkplatz im Kopf, die fremden Männer im Kopf und der Meinung, dass ich mir das Auto aufm Rückweg nochmal genauer ansehe. Als ich wieder zum Parkplatz kam, war das Auto weg. Ich habe dann die Autonummer noch ganz lange aufgehoben, meinem Lebensgefährten damals davon berichtet, ob ich das wohl der Polizei melden soll, weil mir auch aufgefallen war, dass extrem viele Raben und Raubvögel 1-2 Wochen danach über einer bestimmten Stelle neben dem Bachgebiet rechts vom Weg kreisten, was mir so vorher nie (oder nie bewusst?) aufgefallen war. Ich hatte damals auch im Kopf, dass in der Gegend ein Kind sexuell zu Tode gequält wurde, dessen Leichnam man nie gefunden hatte und die Bilder von den Leichenteilen auf den Fotos im Auto waren immer in meinen Gedanken, aber es waren aus meiner Erinnerung halt auch Teile von Erwachsenen, so dass ich letzten Endes keinen Zusammenhang mit dem Vermissten Kind in meiner damaligen Wohnregion machen konnte und nichts gemeldet habe, mein Lebensgefährte mir auch davon abriet und meinte, was willst Du denen denn sagen? Es gibt so viele Perverse heutzutage, letzten Endes kann ja jeder irgendwelche Bilder in seinem Auto aufbewahren, solange nix passiert, ist das ja keine Straftat.
Alles hatte ich lange lange Zeit vergessen bis zu dem Tag, wo ich das Bild von Seel gegoogelt habe und diesen Wiedererkennungseffekt zu dem Mann im Wald hatte.
Seitdem krieg ich es nicht mehr aus dem Kopf. Was ist, wenn es wirklich Seel war? Was wenn der andere der Zopfmann war und beide sich gekannt hatten (eventuell über die Region Hessen hinaus), vielleicht über Internetforen, durch den Austausch von Filmen, die man bei Seel fand…was wenn der Zopfmann immer noch da draußen rumläuft? Es gibt noch ein paar andere Kleinigkeiten, die zusammenpassen, die aber dann eher in die Richtung Indizien oder Täterprofil gehen und da kann man auch schlecht als Laie zu viel reininterpretieren. Allerdings ist das, was ich gesehen hatte, Fakt, und mich würde eure Meinung interessieren, damit ich mich vielleicht auch wieder etwas beruhigen kann.