Hier wird ja noch im Gegensatz zu meinem Stammthread Frauke Liebs sehr rege und kontrovers diskutiert, weshalb ich mich an dieser Stelle mal kurz einklinken möchte.
In meinen Augen handelt es sich bei dem Täter um einen sehr erfahrenen Täter, der im Vorfeld eine genaue Vorstellung von der Tat entwickelt hatte und die Sequenz ähnlich einer sauber ausgearbeiteten Inszenierung Punkt für Punkt abhandelte. Man muss aufgrund der komplexen Bestialität davon ausgehen, dass der Täter bereits über einen immensen Erfahrungshorizont verfügte, gut vorbereitet war und die Tat in einer beachtlichen Routine und Selbstsicherheit abhandelte. Hier spricht in diesem Zusammenhang alles für einen Serientäter.
Ein durchgedrehter Junkie oder Pädophiler aus dem Höchster Umfeld scheidet nicht zuletzt duch o.g. Zusammenhänge aus, sondern konnte mehr oder weniger durch die Massenfingerabdrucknahme ausgeschlossen werden.
Da Seel zumindest einen beruflichen Bezug nach Höchst hatte, die Art und Weise der Tatbegehung in groben Zügen dessen Handschrift trug und dieser öffentlich in das Visier der Behörden geriet lässt diesen für mich ganz klar zum Toptätverdächtigen avancieren.
Seine Fixierung auf die inneren Geschlechtsorgane und das Verbringen von Leichenteilen in das häusliche Umfeld und die Lagerung dieser bis über seinen Tod hinaus zeigen den bizarren und sehr spezifischen Fokus des Manfred Seel auf. Möglicherweise war seine Präferenz geschlechtsneutral angelegt.
Ich bin mir insgesamt sehr sicher, dass sich der Täter viele tausend Stunden mit seinen Phantasien und Taten auseinandergesetzt hatte und somit in logistischer, anatomischer und kriminalistischer Hinsicht eine sehr hohe Expertise besaß, welche er sich über viele Jahre hinweg angeeignet hatte. Auch der Tatort wurde m.M.n. sehr gezielt gewählt und im Vorfeld akribisch ausspioniert. Somit würde ich den in seinen Phantasien und Taten endevolvierten Täter zum Tatzeitpunkt in der Altergruppe zwischen 40 u. 50 vermuten.
Der juvenile Zopfmann scheidet für mich daher in Gänze aus und spielt eben so wenig eine Rolle für meine Überlegungen wie der 25 km entfernt gefundene Rucksack.
In kriminalistischer bzw. spurentechnischer Hinsicht frage ich mich, ob im Haus der Seels nicht noch irgendwo Fingerabdrücke und sei es hinter einer Schrankrückwand auffindbar wären...
So bleibt leider alles wie immer im Kriminalistikforum reine Spekulation.
Beste Grüsse
@allPhilowl