Nightrider64 schrieb:Woher weis man, das Stoll keine Medikamente nahm ?
Es wäre doch gar nicht abwegig, das Stoll aufgrund seiner Unruhe irgend welche Psychopharmaka zu sich nahm.
Zur damaligen Zeit war die Rechtsmedizin ja auch noch nicht so weit, das sie alle Substanzen im Blut auch nachweisen konnte.
Vor allem, dann nicht, wenn man nicht weis, nach welchen Substanzen man eigentlich sucht.
Ganz klar, ohne Aktenkenntnis weiß man es
nicht. Also kann man sich diesem -sehr interessanten Gedankengang (!)- nur spekulativ versuchen zu nähern.
Möglichkeit 1: Wirksame Substanzen konnten tatsächlich durch die Gerichtsmedizin ausgeschlossen werden, das Ergebnis wurde aber nicht öffentlich kommuniziert.
In diesem Fall wäre für mich persönlich klar, warum man in einem Tötungsdelikt ermittelte und auch XY ins Boot holte. Denn wenn keine psychisch wirksamen Substanzen im Blut des Opfers vorhanden waren, steigen bei einem Überolltrauma (in nacktem Zustand) mit Verbringung des Sterbenden an einen anderen Ort schonmal erheblich die Zweifel an Unfall oder Suizid. Hinzu kommt, dass Stoll selbst vier (4!) beteiligte Personen benannte, die NICHT seine Freunde waren. Hätten diese Personen ihn retten wollen, hätten sie sich um ihn gekümmert, wäre dabei etwas passiert, hätte er sie EXPLEZIT als "NICHT seine Freunde" bezeichnet ? Wären sie umgekehrt Verursacher gewesen, also Personen, die nach dem Unfall eher versuchten von selbigem abzulenken und den Sterbenden irgendwie loszuwerden/Spuren zu verwischen, wären sie definitiv NICHT seine Freunde gewesen. Ebenso bei einem Tatgeschehen. Alles zusammen ergibt also in diesem Szenario für mich ganz persönlich eher den Ausschlag, vom schlimmsten Fall, also Mordfall auszugehen. Zudem gehe ich davon aus, dass Frau/Freunde/Bekannte nichts von Medikamenten wussten, aber die Frage danach gestellt bekamen. Ich ganz persönlich halte die Wahrscheinlichkeit für verdeckte/geheimgehaltene Einnahmen von Medikamenten durch Stoll für recht unwahrscheinlich. Außerdem wären diese Medikamente sicher verschreibungspflichtig gewesen. Der Hausarzt oder andere Ärzte hätten dazu möglicherweise Licht ins Dunkel bringen können, wenn auch nicht unbedingt müssen.
Möglichkeit 2: Wirksame Substanzen konnten tatsächlich durch die Gerichtsmedizin gefunden werden, das Ergebnis wurde aber nicht öffentlich kummuniziert.
Scheint für mich etwas unwahrscheinlich, weil dadurch eine Suizidtheorie, Unfall durch Psychose etc. eher nahegelegen hätte, als ein Kapitaldelikt. Außerdem hätte man die Fragen nach der skurilen Art und Weise der Durchführung des Suizidversuches erklären können. Man hätte also mMn eher in Richtung einer Unfallflucht nach Suizidversuch des Opfers ermittelt. Hätte man diese Annahme -das man von Substanzen psychologischer Wirkung im Blut und Suizid ausgeht- gleich komuniziert, hätten sich die (unfreiwilligen) Verursacher eher gemeldet, als wenn der Vorwurf eines Kapitalverbrechens im Raum steht. Das Verhalten der Ermittler wäre für mich persönlich nicht wirklich nachvollziehbar.
Möglichkeit 3: Wirksame Substanzen konnten (aufgrund beschränkter Möglichkeiten der GM) nicht gefunden werden, sind aber eben auch nicht auszuschließen. Das Ergebnis wurde nicht öffentlich kommuniziert.
In diesem Fall halte ich ein Vorgehen wie unter Möglichkeit 1 für sinnvoll. Denn wenn man etwas nicht ausschließen kann, sollte man auch in alle Richtungen ermitteln und -im Zweifel- vom Schlimmsten ausgehen, bis man es ausschließen kann. Ist das nicht möglich, wird diese Möglichkeit eben offen gelassen. Und genau das ist mMn genau hier auch passiert. Es wird unter Anderem vom Schlimmsten ausgegangen, weil man es nicht ausschließen kann und nichts anderslautendes ermitteln konnte. Cold case. Und das ist im Fall Stoll auch passiert.
Nightrider64 schrieb:Es ist natürlich reine Spekulation, aber könnte es nicht bei Stoll ähnlich gewesen sein?
Der plötzliche Blackout in der Kneipe würde dazu passen.
Der "Blackout" mutete in der Falldarstellung von XY ziemlich seltsam an. Allein der "Irre Blick" des Stoll-Darstellers verstärkt mMn unnötigerweise beim Betrachter den Eindruck, er (Stoll) würde im Rahmen einer Psychose handeln. Evtl. (natürlich ebenfalls spekulativ) machte man bei der in der Sendung XY üblicherweise und auch auch gewollt praktizierten Dramatisierung einen folgenschweren Fehler. Denn so entstand bereits sehr früh eben jener -zumindest öffentlich- unbewiesene und damit möglicherweise falsche Eindruck. Warum Stoll kurz kollabierte, kann indes viele Gründe haben. Natürlich kann es auch eine Folge von Medikamenten sein. Es kann aber auch ein Zusammenwirken von extremen Stress, ggf. schlechter Versorgung mit Flüssigkeit/Nahrung und der schlechten/verrauchten Kneipenluft gewesen sein. Es wäre ja nicht das erste mal, dass z.B. bei Konzerten Mesnchen eine Synkope erleiden, auch ohne unter Drogen/Medikamenten zu stehen. Ggf. war es auch einfach eine temporäre Kreislaufschwäche. Wer weiß ? Wir hier zumindest nicht.
Nightrider64 schrieb:Irgendwann setzte die Wirkung mit voller Wucht ein Stoll wurde müde und steuerte einen (Autobahn)parkplatz an.
Er Zog sich aus, da er dachte er läge bereits in seinem Bett also absolut die Peilung verloren hatte.
Dann stieg er aus und legte sich vors Auto.
Er war so benommen, das er gar nicht wusste wo er überhaupt war und was er gerade tat.
In dem Moment kamen ein Wagen mit 4 (?) Insassen, die gerade aus einer Kneipe/ Disco kamen auf den Parkplatz gefahren, weil einer sich aufgrund seines Bierkonsums erleichtern wollte.
Der Fahrer sah zwar den Golf dort stehen, nicht aber den einige Meter davor liegenden nackten Stoll, so daß er diesen überrollte.
Die Insassen hatten Skrupel den Mann dort einfach liegen zu lassen, da er schwerst verletzt dringendst medizinische Hilfe brauchte.
Gut, geht man jetzt von einer handfesten Psychose aus, kann man die ganze Dramatik in der Spekulation auch reduzieren und einfach zusammenfassed festhalten: Stoll ließ sich aufgrund irrationalem Handelns bedingt durch eine akute Psychose auf der Straße überfahren/überrollen. Z.B. aus Furcht vor strafrechtlichen Folgen und/oder Panik/Skrupeln vor sofortiger Flucht, wurde Stoll durch die Verursacher kurzerhand in dessen Wagen verfrachtet und vom Unfallort wegverbracht. Die Aktion endete mit einem Unfall auf der BAB, dessen Zustandekommen letztenendes mangels Zeugen nicht mehr geklärt werden konnte. Ebenso blieb das unrsprüngliche Ziel der Fahrt unklar.
Nightrider64 schrieb:An ein Kapitalverbrechen mag ich nicht so richtig glauben, weil es eben dafür zu viele Ungereimtheiten gibt die dazu nicht passen und in all den Jahren auch nicht die geringste Spur gefunden wurde, das die Ängste des Stoll einen realen Hintergrund hatten.
Ok, ist aber eine ebenso schlüssige Geschichte, wenn man ähnlich weit ausholt und herumspekuliert. Am Ende des Tages können wir nichts ausschließen, keine Wahrscheinlichkeit seriös beziffern. Dazu fehlen eben die entscheidenden Informationen. Dennoch: Es spricht einiges dafür, dass es eben kein suizdales Handeln war. Denn dafür sind sehr viele spekulative Komponenten notwendig und Fragen offen. Ebenso bei der Variante des Kapitalverbrechens. ABER: Für einen Unfall mit versuchter Vertuschung und anschließender Flucht ist meiner persönlichen Meinung nach weit weniger an Spekulation nötig. Es müßte eigentlich nur erklärt werden, warum Stoll nackt war. Aber da kann es sicher auch eine passende und schlüssige Erklärung geben, wenn man nur die näheren Umstände kennen würde. Letztenendes ist auch ein Kapitalverbrechen eben nicht ganz auszuschließen. Zum Beispiel, wenn Stoll noch jemanden Unbekannten besuchte (nach Hellfritz) und sich aus diesem Treffen dann das Tötungsdelikt ergab. Zugegeben, klingt ersteinmal wenig plausibel. Doch auch eine unbewiesene Psychose ist nicht gerade rechtssicher. Von daher werden wir ohne entsprechende weiterführende Informationen leider nicht weiterkommen. Davon bin ich einigermaßen überzeugt. Und solange lege ich mich persönlich auch nicht fest, welche Wahrheit nun am Wahrscheinlichsten ist.