@vernon2 danke! :-)
Ich denke mir, dass es verdammt schnell gehen kann, dass aus etwas, was vielleicht sogar ein Spass war, etwas entsteht, mit dem man nie gerechnet hat und was man nie wieder gut machen kann, an dem man sein Leben lang leidet. Darum versuche ich zumindest, nicht andere zu verurteilen für was, das ich vielleicht nicht getan hätte - es gelingt mir eh nicht immer.
Ich darf kurz ein Erlebnis meinerseits erzählen, das mich diesbezüglich geprägt hat:
es ist bereits viele Jahre her, meine Tochter war noch klein, so ca. 4 Jahre alt. Wir sind spazieren gegangen an einem Fluß, an dem es eine relativ hohe Wehr gibt, über die man gehen kann. Wir haben dort alle möglichen kleinen Äste und Zweige runtergeworfen, um zu sehen, wie sie davonschwimmen. Leider waren sie meist zu klein, um sie wirklich zu sehen (die Wehr wird ca. 8-10m hoch sein), da sind wir in den Wald und haben einen wirklich schweren Wurzelstock rausgeschleppt (also, den hab in erster Linie ich geschleppt).
Wir haben uns eine Stelle gesucht, an der ich dieses schwere Trumm über die Mauer hieven konnte, dann hab ich es nur angestupst und es ist fast senkrecht runter (nicht wie die Äste, die wir im weiten Bogen geworfen haben). Als ich dem Block nachsah, merkte ich, dass direkt darunter ein Vorsprung war, auf dem offenbar ein Fischer stand (ca. 4m tiefer als wir). Ich hörte den Wurzelstock runterkrachen, gegen eine Absperrkette prallen und den Menschen nur noch kurz zurückweichen, und mich erfasste eine Panik, die ich nicht beschreiben kann.
Ich ergriff sofort die Flucht, ich weiß nicht mehr warum ich so reagierte. Ich habe nicht nachgesehen, was wirklich passiert ist, ich war wie ferngesteuert, die Welt war nur noch grau und ich hatte eine Angst, die ich nicht kannte. Ich fürchtete mich lange vor Sirenengeheul, jetzt suchen sie mich, was ist mit dem Fischer, ist er tot, schwer verletzt, und ich feige auf der Flucht? Ich horchte im Radio die Lokalnachrichten voller Bange.
Es waren Stunden voller Grauen, ich kann es nicht genauer beschreiben, bis ich mich wieder dorthin wagte, weil es mir doch keine Ruhe ließ.
Der Bereich, wo der Fischer stand, ist mit einer Absperrkette versehen gewesen, auf dem stand, dass das Begehen dieses Vorsprungs streng verboten sei. Als ich dort stand, sprach mich ein Mann an, der mir erzählte, dass es sehr gefährlich sei, und es immer wieder vorkomme, dass dort gefischt wird. "aber heute hat einer einen ordentlichen Schrecken bekommen, weil ein Holzklotz runterfiel und ihn fast getroffen hätte. Der stellt sich da sicher nicht mehr hin und hat hoffentlich daraus gelernt."
und vor allem ich habe daraus gelernt. Man kann schneller in Situationen geraten, die man nicht wollte, mit denen man nie gerechnet hat. Man kann ganz anders reagieren, als man so aus der Ferne meinen möchte. und vor allem dieses Grauen, diese Panik, diese Angst. Sie hat mich demütig gemacht.
Hoffe, ich habe keinen gelangweilt, aber vielleicht denkt jetzt so manche(r) nochmal drüber nach. wenn jetzt jemand meint, ihm wäre das nie passiert, weil wie kann man nur so blöd sein, wo was runterzuwerfen, wo man nicht weiß, was darunter ist und dann noch feige davonlaufen, derjenige hat meine Geschichte wahrscheinlich eher nicht verstanden.