Eins fällt mir gerade noch ein. Burke schilderte es doch so, dass er morgens noch im Bett lag, als seine Mutter plötzlich panisch in sein Zimmer stürzte "Where's my baby??" schrie und unter seinem Bett und überall im Zimmer nach JonBenet suchte. Irgendwas an dieser Darstellung hat mich irgendwie immer gestört, ohne dass ich es greifen konnte, aber jetzt fällt es mir plötzlich auf, was es war, als ich dies hier eben las von
@Whitelight:
Whitelight schrieb:Dann steht plötzlich mein -eigentlich- schlafendes Kind neben mir (-um das ich mich kurz vorher noch sorgte und nach ihm sah).
DAS war es, was mich an dieser Schilderung die ganze Zeit störte... Dass sie eben in sein Zimmer stürzte angeblich und sich aber NICHT um IHN sorgte und nach IHM sah dort, sondern ihn quasi links liegen ließ und nur nach JonBenet suchte!!! Welche Mutter würde sich so verhalten? Jede Mutter würde doch sofort nach BEIDEN Kindern gucken, findet ihn dann in seinem Zimmer, OK, Kind 1 ist in Sicherheit, check, wo ist Kind 2?? Und ihn fragen: "Bis du OK? War jemand hier? Hast du deine Schwester gesehen?" Stattdessen beachtet sie ihn gar nicht, obwohl sie in dem Moment noch nicht wissen konnte, dass er nicht auch weg ist oder in Gefahr ist oder ihm was angetan worden ist, und sucht nur panisch ihre Tochter?
Also, wenn sie sich wirklich so verhalten hat, sagt das eine Menge darüber aus, welchen Stellenwert JonBenet bei ihr hatte und welchen Burke. Oder aber, diese geschilderte Szene hat nie stattgefunden und Burke hat nur geschildert, wie er sich VORSTELLT, wie es gelaufen wäre, wenn das so gelaufen wäre - und das sagt dann eine Menge darüber aus, wie er sich von seiner Mutter wahrgenommen fühlte und welchen Stellenwert er in dem Moment hatte in dieser Situation (unwichtig, oder eben auch keine Sorge nötig, da ja auch nie irgendwer Gefährliches im Haus gewesen ist)...
Und das Bild, das er zeichnete, von der Familie, das deute ich als Ist-Zustand: Vater mit Abstand und abwesend (hat sich evtl. von ihm (Burke) abgewandt), Mutter klein und unbedeutend (durch den Tod von JonBenet jeder Kraft geraubt und dadurch vielleicht auch so, wie er sie gern haben wollte, nämlich jeglicher Dominanz beraubt), er selbst (endlich) im Mittelpunkt der Familie, allerdings auch einsam und allein.
Wieso hält ein Vater Abstand zu seinem Kind, wenn er gerade das Andere verloren hat? Müsste die Familie in der Realität ebenso wie auf dem Bild dann nicht viel eher zusammenrücken? Das Bild wirkt von der Beschreibung her auf mich, als sehe Burke sich darin als einzigen, der irgendwie okay ist mit der Situation... Und JonBenet spielt nicht mal mehr als Grabstein im Hintergrund eine Rolle, die hat er einfach komplett aus dem Leben gestrichen, als hätte es sie nie gegeben... Das schien ihm dann wohl auch so zu gefallen!