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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 10:32
@AngRa, schimmelchen und "rettender Engel":

Vielen Dank für die neuen Detailinformationen. Eine tolle Arbeit.

@AngRa:
Ich verstehe die Erbgeschichte nicht ganz, hierzu eine Frage:

Nach dem Ehevertrag konnte die/der Überlebende der Eheleute Viktoria und Karl Gabriel gegen Zahlung von 2000 Mark an die Eltern der/des Verstorbenen Alleineigentümer/in des HK-Hofes werden, sofern noch keine gemeinsamen Nachkommen existierten. Als Karl Gabriel fiel ( 12.12.1914 ) war Cäzilia noch nicht auf der Welt ( *09.01.1915 ). Wäre Viktoria in dieser Zeit gegen Zahlung der 2000 Mark an die Gabriels Alleineigentümerin des Hofes geworden?

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 10:42
@AngRa,
@schimmelchen,
Ihr sprecht davon, dass diese Verträge in Sütterlin abgefasst wurden. Obwohl es kein grosser Unterschied ist, denke ich aber schon, dass diese Schrift eher KURRENT ist, da die Sütterlinschrift erst AB etwa 1915 in den Schulen gelehrt wurde, und da noch nicht einheitlich in allen Regionen Deutschlands.

Weil aber alle HK-Beteiligten inkl. des Notars (!) ihre Schulbank etliche Jahre früher gedrückt haben, gehe ich stark davon aus, dass die Dokumente in KURRENT verfasst wurden !?

Umstellen musste man auch nicht mit aller Gewalt von Kurrent auf Sütterlin, da die Unterschiede doch gering sind, somit jegliche Kurrent-Dokumente auch für Sütterlin-Schüler kein Problem darstellten.
*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 11:09
@Dew

Nein, das geht nicht.


Siehe:

§ 1923I BGB: Erbe kann nur werden, wer zur Zeit des Erbfalls lebt

§ 1923 II BGB:Wer zur Zeit des Erbfalls noch nicht lebte, aber bereits erzeugt war, gilt als vor dem Erbfalle geboren.

Daraus folgt die Fiktion, dass Cäzilia Gabriel als vor dem Erbfall geboren galt und Ansprüche als Erbin hatte.


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21.05.2008 um 11:16
@Bernie

In meinem Beitrag vom 19.05. um 18.44 h habe ich @arschimedes auf seine Frage, warum eine Übersetzung nötig war, geschrieben, daß die Veträge in Sütterlin bzw. in der damals auch verwendeten Kurrentschrift verfasst sind.


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21.05.2008 um 11:26
@schimmelchen,
Was mich immer noch etwas verwirrt, dass in diesen Verträgen dann schon auch Sütterlin MIT enthalten sein soll, neben dem zu erwartenden Kurrent, wenn diese "neuen" Dokumente vor bzw. um 1915 verfasst wurden, als Sütterlin erst in grösserem Umfang an der Grundschule gelehrt wurde.

Wollte es nur noch mal klar stellen, da auch bei älteren Dokumenten oft zu schnell von Sütterlin gesprochen wird.
*****
Bernie


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21.05.2008 um 11:39
Zu der außergerichtlichen Einigung zwischen der Familie G. und den Hkern ist es deshalb gekommen, weil alle Beteiligten eingesehen haben, dass man durch Paragraphen und zivilgerichtliche Prozesse die verzwickte erbrechtliche Angelegenheit nicht mehr befriedigend und vor allem zügig lösen kann.

Für mich ist dabei ausschlaggebend, dass ich endlich das Kaufinteresse der Familie G. nachvolllziehen kann und auch, warum der Hof zu einem günstigen Preis auf sie überging. Es lagen keine dunklen Motive vor den Hof zu besitzen, sondern es wurde wirtschaftlich eine vernünftige Regelung gefunden, mit der alle leben konnten. Geschenkt haben sich die Beteiligten dabei nichts, mit Zahlen konnten sie vermutlich alle umgehen.

Wenn die Polizei sich 1922 mit den Nachlassangelegenheiten intensiv auseinandergesetzt hätte, dann hätte sie auch nicht rätseln müssen, warum Familie G. den Hof schnell zu einem günstigen Preis übernommen hat.


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21.05.2008 um 12:00
@Bernie

mit der Kurrent-Schrift kannst Du schon recht haben. Aber es ist doch im Grunde genommen egal, hauptsache unser "rettender Engel" kann sie entziffern ;-)))


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21.05.2008 um 12:04
@all
heute um 14.00 Uhr wird das Urteil Schenkel gegen Leuschner bekanntgebeben.
Der Herr Leuschner wird diesen Prozess wahrscheinlich verlieren, da die 18 Stellen, die die Schenkel von Leuschner abgeschrieben hat, leider für einen Plagiatsvorwurf nicht ausreichen.............
tja, wenn alles so leicht ist, dann kann ja jeder mal kurz nebenbei einen Krimi schreiben, kurz vorher beim Kollegen reingeschaut und ab geht die Post und man ist reich. So einfach....man muß ja nur das Geld aufheben, das auf der Straße herumliegt.....
Ich bin sprachlos.


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21.05.2008 um 12:22
@elfie,
klar, keine Frage, ist nicht so wichtig hinsichtlich der Information dieser Dokumente selbst !
Dank sei diesem Engel, den ich ja wunderbarerweise ebenfalls kennenlernen durfte, Gott sei's gepriesen :-)) !
Für Unsere HK-Dokumentierung allerdings ist es immer vorzuziehen, die fachlich zutreffende Bezeichnung der verwendeten Schreibschrift zu verwenden, sonst gibts evtl. paar Klugsch*sser, die später herummäkeln.
*****
Bernie


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21.05.2008 um 13:35
@topfsekret,
dass Franziska, die Schwester von Maria B., noch am Tage der Identifizierung von Maria nichts zu dem Besuch von Viktoria in Mühlried gesagt hat, mag wohl auch an der extremen Situation liegen, in der sich eine Schwester angesichts Ihrer viehisch erschlagenen eigenen Schwester befindet. Ein Anblick, dem sich Franziska ohne viel Zeit für eine "Vorbereitung" stellen musste. Da zittern einem doch die Knie, die Übelkeit steigt hoch, usw. ! Nun war sie möglicherweise ALLEIN, denn die andere Schwester Balbina war nur wenige Jahre vorher gestorben, und die Eltern schon vor etwa 20 Jahren !

Überdies mag man sich Franziska gerne in diesem Moment jeglicher Äusserungen enthalten haben, die auf engeren Kontakt zu Viktoria hingedeutet hätten !
Im Anblick der brutalen Rohheit, die der/die Täter wohl an den Tag gelegt hatten, nur wenige Tage vorher, zudem bis dato ungefasst, und mit der drohenden Möglichkeit, das diese sich noch im Umfeld von Waidhofen/Schrobenhausen aufhielten, wird auch Franziska ungern über diesen Kontakt mit Viktoria gesprochen haben: würde sie bei Bekanntwerden dieses Umstands gar selbst in den Fokus der Mörder geraten, deren Motivlage damals noch gänzlich unbekannt war !?

10 Jahre später (1932) war diese Angst natürlich nicht mehr so bei Franziska vorhanden, und das Eingeständnis über diesen Besuch von Viktoria am 30.3.1922 in Mühlried ging ihr leicher über die Lippen, die Gedanken und Erinnerungen bewegten sich längst wieder in den "geordneten" Bahnen, der Schock über Maria's grausamen Tod war sicherlich schon in den Hintergrund getreten, vom harten Alltag verdrängt.

*****
Bernie


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21.05.2008 um 16:49
Maria Baumgartner


Ich sehe nichts Geheimnisvolles am Besuch der Victoria Gabriel in Mühlried bei der Schwester der Magd. Victoria begab sich dort auf Geheiß der Verdingerin Rockesmüller hin und zwar zweimal, zuletzt am 30.3.1922. Sie wollte die neue Magd vor der Einstellung kennenlernen. Das ist verständlich, zumal die Hker für ihre Scheu Fremden gegenüber doch bekannt waren.

Dabei hatte sie jedoch kein Glück, weil die Magd sich eigentlich bei einer Verwandten, der Franziska Birner in Kühbach aufhielt und ihre Schwester aus Mühlried nur bei der Stellensuche eingeschaltet hatte, was Victoria Gabriel aber nicht wissen konnte.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 17:07
@Bernie

Die Schwester der Magd ist ganz offensichtlich von der Polizei anfangs überhaupt nicht weiter befragt worden. Sie hat nur die Tote identifiziert.

Vor Ort anwesenden Schaulustigen oder einem Journalisten muß sie aber erzählt haben, daß sie am 31.04. ihre Schwester begleitet hatte.
Ich müßte den/die Artikel heraussuchen, aber daß sie Maria Baumgartner begleitet hatte, stand im April 1922 schon in der Zeitung.


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21.05.2008 um 17:24
@AngRa,
wenn die Viktoria der neuen Magd bei Missgefallen eine Absage erteilt hätte, wäre es doch "wurscht" gewesen, ob dies am 30.3. oder dem 31.3. passiert wäre ! Der Arbeitgeber (VIC) war hier ganz eindeutig in der mächtigeren Position. Die arme Maria B. war doch dankbar für jeden armseligen Job.

Arbeitsrechtlich Unterschrieben worden, durch die Maria UND VIC, wäre doch vermutlich erst am 31.3. beim Eintreffen von Maria, denn vorher gabs offensichtlich noch keinen persönlichen Kontakt von der Bäuerin und Hofbesitzerin Viktoria G. mit der neuen Magd Maria B.

Vermutlich ist die Franziska auch deswegen mitgekommen, um der Maria B. bei den letzten juristisch verbindlichen Absprachen und Verhandlungen etwas beizustehen, damit die Schwester sich nicht zu sehr übers Ohr hauen liesse bzw. etwas unterschreiben würde, was ihr im nachhinein zum Nachteil gereichen könnte !

Daher sehe ich in genau diesem Kontext weiterhin keinen so zwingend logischen Grund, warum sich die Viktoria selbst noch am Vorabend des 31.3., also Do, dem 30.3..1922, bei nasskaltem Wetter, mit Wind und Schneefall, schneeverwehten wohl schon etwas matschigen Wegen dennoch nach Mühlried begibt, sogar zu Fuss ?

So vermute ich, dass sie zumindest ein Gespräch führen wollte, dass die Anderen auf Hinterkaifeck definitiv nicht mitbekommen sollten, dass gewisse bindende Absprachen getroffen werden sollten, u. a. ein Verhaltenskodex für die Maria B., gerade im Hinblick auf gewisse Vertraulichkeiten von Viktoria mit ihrem Vater !?

Bei Nichteinhaltung bzw. Weitergabe von Beobachtungen an "Dritte" dürfte die fristlose Entlassung oder sogar Anzeige seitens VIC gedroht haben !

Eine Spekulation auf ganz anders geartete Kontakte, für die der Abstecher nach Mühlried nur als Alibi dienen sollte, bleibt freilich reine Hypothese, die nichts konkretes, uns heute zuverlässig Bekanntes als solide Basis hat.

*****
Bernie


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21.05.2008 um 17:28
@Badesalz,
Danke ......
wieder ein Beispiel für die so sehr enttäuschende Ermittungsarbeit gerade in den ersten Tagen und Wochen. Hat man die Franziska schonen wollen, an diesem Tag, und ist dann später wegen Überlastung davon abgekommen, sie ( Franziska ) eingehender zu befragen, hat sie einfach "vergessen" ? Alles so ärgerlich !
*****
ciao bis NÄCHSTEN MONTAG: Bernie
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21.05.2008 um 17:35
...wenn man schon über die Fahrt von V.G nach Mühlried spekuliert, dann wäre es doch der naheliegendste Gedanke, daß sie den Besuch in Mühlried (wohl mit dem Fahrrad - schlechtes Wetter hin oder her) mit einer Einkaufsfahrt nach Schrobenhausen verbunden hat.

Erst Einkauf, dann über Mühlried heim - kein großer Umweg.

Wenn das so war, dann würde auch die Aussage von Wenzeslaus Bley in diesem Punkt bedeutsamer. Was V.G. in welchem Geschäft wirklich erzählt hat, wissen wir zwar trotzdem nicht, aber den Sachverhalt des Einkaufs am 30.03.22 in Schrobenhausen könnte man immerhin indirekt bestätigt sehen.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 17:38
@Badesalz,
durchaus auch so denkbar ! Die VIC war sicherlich so praktisch veranlagt, dass sie eine derartige Aktion mit dem ominösen Besuch in Mühlried verbinden würde. Lag ja auf dem Weg.
*****
Bernie


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21.05.2008 um 17:45
/dateien/mt31345,1211384720,Kammer Papier
Kann zwar nichts Sachliches zur momentanen Diskussion beitragen. Aber vielleicht sehen wir ja auf dem angehängten Bildausschnitt den frisch unterzeichneten Arbeitsvertrag?
Wie so vieles - reine Spekulation,
Grüße


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 18:20
@jaska,
gut beobachtet und (optisch) bearbeitet. Könnte wohl ein derartiger Arbeits-Vertrag sein !
*****
Bernie


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21.05.2008 um 19:08
@AngRa, du schreibst Vic wäre zweimal vorab bei der Magd, bzw ihrer Schwester gewesen.

Da sich die Magd offenbar aber in Kühlbach aufhielt bis zum Stellenantritt....ja warum hat Vic denn das bei ihrem ersten Besuch von der Schwester nicht erfahren?

Hat sie beim ersten Besuch niemanden angetroffen?
Ansonsten kann ich mir einen zweiten Besuch nicht erklären.


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21.05.2008 um 19:25
@jaska, @Bernstein

Ich kann mich Eurer Vermutung, daß das ein Arbeitsvertrag ist, nicht anfreunden. Knechte und Mägde hatten das sogenannte Arbeitsbuch in dem die Eintragungen vorgenommen wurden. Der Fotoausschnitt zeigt aber kein Arbeitsbuch.

Siehe:
@AngRa: 07.03.2008; 10:33; Seite 624

@Badesalz Danke für die Ausführungen zu Maria Baumgartner.

Unterschiede gibt es wieder schon wieder hinsichtlich der letzten Arbeitsstelle der Magd. Im Schrobenhausener Wochenblatt vom 6.4.1922 war zu lesen, dass die Magd einen Eintrag in ihrem Arbeitsbuch hatte, dem zu entnehmen war, dass sie am 3.2.1922 beim Bauern Huber in Pörnbach aus dem Dienst getreten ist.



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