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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 19:32
Es war früher durchaus üblich, dass der Dienstherr das Gepäck des neuen Gesindes abholte und ausserdem ein "Drangeld " zahlte. Wurde das Geld angenommen, galt der Arbeitsvertrag als besiegelt. Auf dem Foto in der Magdkammer steht ja auch die Truhe oder der Korb mit dem Gepäck, abgedeckt mit einem karierten Tuch. Wenn die Dienstboten auch nicht sehr viel Besitz hatten, mehr als ein Rucksack voll war es sicher. Und Maria B. hatte ja auch nirgendwo Heimatrecht, so dass sie wahrscheinlich keine Möglichkeit hatte, irgendwas zurückzulassen. Sicher hatten ihre Eltern auch für sie etwas Aussteuer angesammelt, Bettwäsche, einen Fleckerlteppich und was halt so üblich war.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 19:51
@lesmona

Victoria Gabriel war daran interessiert zu wissen, wen sie einstellt. Für mich ist das nachvollziehbar. Man holt sich jemand Fremdes ins Haus, dem man nicht vertrauen kann. Den oder die möchte man schon etwas kennen. Sie hat ja auch Händler nur ungern ins Haus gelassen, siehe die Geschichte mit dem Benzin bzw. Ölhändler.

Maria Baumgartener hat nicht in Mühlried bei ihrer Schwester gewohnt, sondern vorübergehend in Kühbach bei Verwandten, deshalb wurde sie zweifach von Victoria Gabriel nicht angetroffen. Wahrscheinlich hat der Ehemann von Franziska Schäfer einen Aufenthalt der Schwägerin in seinem Umfeld nicht geduldet, um seine Ruhe zu haben. Das ist aber nur meine Meinung. Die Schwester Franziska wird Victoria vertröstet haben, an einer Anstellung für Maria war sie auch interessiert, sonst wäre diese ihr und ihrem Ehemann vielleicht doch noch zur Last gefallen.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 20:23
Tannöd ist kein Plagiat. Eine Zivilkammer des Landgerichts München hat eine Klage von Peter Leuschner gegen Anna Maria Schenkel abgewiesen.

Ihr Roman sei "trotz bestehender Parallelen zu dem Sachbuch "Der Mordfall Hinterkaifeck" wegen seines eigenschöpferischen Gehalts als urheberrechtlich unbedenklich anzusehen", heißt es in der nicht rechtskräftigen Entscheidung. Az.: 21O15192/07.

Ich muss wohl annehmen, dass die Kammer des Landgerichts München Leuschners Buch als reines Sachbuch angesehen hat. Dem kann ich nun ganz und gar nicht folgen, weil wir hier schon oft feststellen mussten, dass Leuschners Fantasie die Fakten durcheinander wirft und man zwischen Dichtung und Wahrheit nicht immer unterscheiden kann.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 20:31
@AngRa

Wobei ja auch im Vorwort Leuschner's steht, daß er sich zwar weitgehend an die Fakten hält, das Buch aber in allen Fällen, die nicht belegbar sind (also die meisten Fakten, bis zur Auffindung bzw. zum Monteur) reine Fiktion ist!


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 20:58
@arschimedes

Das ist wohl so. Es gibt ja keine Zeugen dafür, was in der letzten Stunde vor den Morden passiert ist. Wir sind uns deshalb sowieso uneins, wo sich die Opfer aufgehalten haben, wer wann, von wo und weshalb in den Stadel gelaufen ist. Die Szene von Victoria und ihrer Mutter in der Küche unmittelbar vor den Morden entspringt auch nur Leuschners Fantasie. Ich denke mal, dass sich die Landgerichtsrichter mit dem Mordfall Hinterkaifeck nicht aureichend bezüglich der wirklich feststehenden (wenigen) Fakten auseinandergesetzt haben.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 21:04
@AngRa

Das ist auch gen au die Ansicht von Leuschner bzw. seinem Rechtsanwalt.

Beispiel: Die Magd in der Küche, die mit dem klienen Josef Hoppe-Hoppe-Reiter spielt entspringt eindeutig der Phantasie Peter Leuschners.

Der nächste wichtige Punkt, den der Richter nicht geürdigt hat, ist der, daß Peter Leuschner seine Bücher nie als Sachbücher angegeben hat, sondern immer als Bavarica.

Wenn man natürlich Leuschners Bücher als reien Sachbücher sieht und alle Abläufe in ihnen als gesicherte und bewiesene Fakten ansieht muß man, so wie der Richter, natürlich zum Schluß kommen, daß es kein Plagiat ist, weil Schenkel dies Alles auch selbst herausfinden hätte können!


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 21:13
@arschimedes

Das ist genau der Punkt. Peter Leuschners Buch ist kein reines Sachbuch. Ich habe das Buch gerne gelesen. Es hat mein Interesse am Mordfall Hinterkaifeck geweckt. Gleichzeitig würde ich mir aber ein reines Sachbuch nur mit Fakten wünschen. Ich weiß aber, dass sich ein solches Buch nicht verkaufen würde. Ähnliches ist ja von den reinen Dokumentationen zum Untergang der Titanic bekannt. Mir gefallen reine Dokumentationen, ich vertrete aber eine Mindermeinung, denn viele andere gähnen darüber.

Wie man das Buch nun als Sachbuch einstufen kann, ist mir nicht nachvollziehbar und basiert wahrscheinlich darauf, dass die Richter sich zu wenig mit den gesicherten Fakten auseinandergesetzt haben, was ja auch sehr viel Zeit gekostet hätte. Das Urteil ist aber auch noch nicht rechtskräftig.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 21:24
@AngRa

Ich bin mir aber sicher, daß Leuschner bzw. sein RA die Fakten, die wir oben genannt haben uch im Prozess angebracht hat. Vor allen Dingen ist es auf ganz einfache Art und Weise beweisbar, daß es kein reines Sachbuch ist, jeder Schriftstellewr muß sein Buch, bevor es herauskommt, nämlich unter einer Rubrik anmelden und diese Rubrik ist hier "Bavarica".


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 21:29
@arschimedes

Du weißt doch:

Auf hoher See und vor Gericht geben wir unser Schicksal allein in Gottes Hand. Vielleicht richtet es eine höhere Instanz.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 21:43
@AngRa
@arschimedes
aus meiner Sicht ist es auch so, kein reines Sachbuch.
Aber bei der Polizei wird es als "Sachbuch" geführt, das weiß ich aus zuverlässiger Quelle, ich hab meinen Leuschner auch von dort bezogen, als Sachbuch für sehr wenige €


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 22:14
@troadputzer: Laut Wikpedia waren -außerhalb des Bergbaus- Arbeitsbücher ab 1900 vorgeschrieben, aber nur für den Fall, dass minderjährige Personen beschäftigt wurden. Da aber die M. B. 1900 bereits 23 Jahre alt gewesen ist, fiel sie nicht unter diese Regelung ( Wikipedia: Arbeitsbuch ). Wenn nun in den Zeugenaussagen das Wort "Arbeitsbuch" auftaucht, so glaube ich das gerne. Das konnte man ja gut als Referenz vorzeigen.
Allerdings schliesst ein Arbeitsbuch nicht aus, dass es daneben noch einen Arbeitsvertrag gegeben haben kann, denn in den im Netz zu findenden historischen Arbeitsbüchern werden dort lediglich Informationen über Name des Arbeitgebers, Art des Betriebes, Arbeitsbeginn, Art der Beschäftigung, Arbeitsende und Unterschrift des Unternehmers gesammelt. Alle weiteren Vereinbarungen, die zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu treffen sind, fehlen. Zumindest der Umfang der Arbeiten, freie Zeiten und die Entlohnung mussten ja irgendwo geregelt werden.
Was mich wundert ist, dass wenn die M.B. ein offizielles Arbeitsbuch gehabt hat, hatte sie dann auch eine offizielle Ausbildung absolviert, oder bekam ein jeder (auf Antrag) ein solches Buch, um sich dort eben die Beschäftigungszeiten auch für ungelernte Arbeiten bestätigen zu lassen?
Grüße
Jaska


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 22:17
@jaska

Maria Baumgartner hatte ein Arbeitsbuch. Hierüber haben u.a. die einschlägigen Zeitungen berichtet.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 22:25
@jaska
@AngRa

Mein vater ist 1915 geboren und auf einem Bauernhof aufgewachsen. Als er, ich glaube mit 14 Jahren, anfing,, bei einem Bauern in Dienst zu terten, hatte er auch ein Arbeitsbuch.

Soweit ich weiss, wurden in diesem sogenannten Arbeitsbuch eben die Arbeitsstellen, aber auch die Zeugnisse der Bauern eingetragen.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 22:40
@AngRa: ich habe nicht bestritten, dass sie ein Arbeitsbuch hatte. Im Gegenteil, ich glaube das sehr gerne. Macht Sinn, zumal sie mit ihrem Handicap durch ein gut geführtes Arbeitsbuch den potentiellen Arbeitgeber überzeugen konnte.

@arschimedes: Das mit den Zeugnissen wusste ich nicht. Macht natürlich Sinn, wenn man das Arbeitsbuch dann wirklich als Referenz vorzeigen kann. Interessant wäre hier auch, ob das Mitführen eines solchen Dokumentes Pflicht war und ob es daneben noch separate Verträge/Vereinbarungen gegeben hat.

Danke für Eure Antworten,
Jaska


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 22:44
@jaska

Soweit ich Kenntnis habe, wurde im Arbeitsbuch nur festgehalte:

Einstandsdatum, Tätigkeit, Ausstandsdatum, Zeugnis.

Bezahlung und ähnliches wurde früher, soweit ich weiss, per Handschlag geregelt, schriftliche Verträge waren sogut wie nicht üblch!


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 22:45
@jaska

Entschuldige, natürlich wurde auch der Arbeitgeber(Bauer) festgehalten!


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21.05.2008 um 23:02
@arschimedes: Hätte man bei mündlichen Verträgen dann auch einen Zeugen gebraucht oder verlangt? Gerade im Falle der neuen Magd, die durch ihr leichtes körperliches Gebrechen ja (fälschlicherweise?) von manchen vielleicht als einfältig wahrgenommen wurde und die ja zumindest schwerer vermittelbar war als andere, wäre dies doch sinnvoll gewesen. Diese Rolle konnte hier ja eventuell ihre Schwester oder aber die Verdingerin wahrgenommen haben.

Die Blätter, die im Magdzimmer zu sehen sind, sind jedenfalls noch sehr "unzerknittert" und Papiere der HKler wurden bestimmt nicht dort aufbewahrt. Eine Magd, die gerade erst ihr Zimmer bezieht hätte wahrscheinlich die wichtigen Papiere genau dort abgelegt, um in Ruhe das Gepäck zu verstauen und eine Beschädigung zu vermeiden.
Wenn es also kein Arbeitsvertrag war nach einigen Meinungen hier, so kann es sich auch um die öffentliche Anmeldung in der Gemeinde gehandelt habe. Oder um ähnliche Dokumente, die bei Dienstantritt ausgefüllt werden mussten.

Reine Spekulationen und Mutmaßungen meinerseits :-)


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 23:06
@jaska

ich denke, daß man bei mündlichen Verträgen keinen Zeugen brauchte. Im Allgemeinen wurde auf die Ehrlichkeit der Leute vetrtraut, was auch die Tatsache bezeugt, daß es früher auf dem Land eigentlich nicht üblich war die Haustüre abzuschliessen.

Auch heute noch werden Verträge auf dem alnd per handschlag geschlossen, siehe Viehhandel!


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Mordfall Hinterkaifeck

21.05.2008 um 23:22
@arschimedes: Mir ist das bewußt, doch war es bei diesem besonderen Deal ja aus doppelter Sicht angebracht, vorsichtig zu sein: erstens waren die HKler ja als "betrügerisch" bekannt (das stand doch wörtlich auf dem Sterbebildchen, nicht wahr?) und es wurde ihnen wahrscheinlich auch zugetraut, andere übers Ohr zu hauen. Zweitens bot sich ja genau die neue Magd dafür an, wenn sie schwer vermittelbar war und ihr aufgrund der körperlichen Behinderung unterstellt werden konnte, nicht zu 100% arbeiten zu können. Ich sage nicht, dass es so war. Aber von außen betrachtet (ohne dass diese Tatsachen irgendwie belegt wären) hat ein per Handschlag besiegelter Vertrag zwischen einer geistig zurückgebliebenen Frau und schlitzohrigen/geizigen Arbeitgebern schon "a Gschmäggle", da hat man doch automatisch ein ungutes Gefühl dabei, oder?


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Mordfall Hinterkaifeck

22.05.2008 um 08:49
Einen schriftl. Arbeitsvertrag kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Eher per Handschlag im Beisein der Schwester oder Verdingerin. Die Arbeitsbedingungen einer Magd oder eines Knechts waren ja auf jedem Hof die selben. Mithilfe im Hof und bei landw. Arbeiten. Da ja Kost und Wohnen frei war, weiß ich nicht wie hoch der Lohn dann noch ausfiel.


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