@AngRa, Münchner, hab den Beitrag gefunden, hatte ihn allerdings von der Aussage her anders in Erinnerung - es geht wohl nicht darum dass auf dem Hof etwas versteckt ist sondern der Verkäufer der Uhr bemerkt dass Gold auf dem Hof ist...und es sich auch um keine gesicherte Aussage handelt.
Geschrieben von AngRa 28.1.08
Warten auf den wichtigen Brief
Ich habe jetzt beide Versionen der Ludwig Hecker Geschichten durchgelesen und zwar die von 1951 und die von 1972.
In keiner der Versionen habe ich einen Hinweis darauf gefunden, dass der alte Gruber vor der Tat den Postboten nach einem Brief gefragt hat, den er dringend erwartet hat.
In der Version von 1951 heißt es:
" 31.3.1922. Heute hat der Postbote nichts für die Hinterkaifecker, dennoch bleibt er am Wege stehen, um mit dem alten Gruber zu plaudern. Dieser unterbricht seine Schöpftätigkeit. Mit zwei Fingern der linken Hand stellt er mühelos einen gefüllten Eimer beiseite. Er ist ein bärenstarker Mann und kennt trotz der unruhigen Zeiten keine Furcht. Im vergangenen Jahr erst ist es gewesen, dass in Waidhofen eines Abends ein junges Mädchen vermisst wurde. Um Mitternacht kam der Postbote, der sich an der Suche beteiligte, an Hinterkaifeck vorüber.Da die Grubers das Mädchen abends vielleicht gesehen haben konnten, klopfte er ans Fenster, obwohl er damit rechnete, dass man ihm nicht öffnete. Aber es währte gar nicht lange und Andreas Gruber machte die Tür auf und fragte, eine Mistgabel in der Rechten, nach dem Begehr des Draußenstehenden. Hieran erinnert sich der Postbote während er mit dem Alten plaudert. Dann setzt er seinen Weg fort, nicht ahnend, dass er den alten Mann zum letzten Mal lebend gesehen hat."
In der Version von 1972 heißt es:
"Freitag 31.3.1922. "Guten Morgen Gruber-Vater. Heut hab`ich nichts". Gruber nickt und wendet sich wieder der Spur zu. "Ein richtiges Affenwetter", sagt der Postbote. Gruber hat nur Augen für die Spur. "Alles gesund auf dem Hof?" Gruber richtet den Blick auf das Scheunentor. "Wie spät ist es eigentlich? fragt der Postbote. Gruber furcht die Brauen und zieht seine Uhr aus der Westentasche. Er sieht die Uhr an, erst gleichmütig, aber plötzlich bekundet sein Gesicht eine merkwürdige Erregung. Er geht ein paar Schritte auf den Postboten zu und plötzlich bleibt er stehen. "Jetzt dämmert´s mir!" "Was denn Gruber-Vater?" fragt der Postbote. Gruber immer noch die Uhr in der Hand:"Der Kerl neulich, dem ich die Uhr abgekauft hab`für ein Zwanzigmarkstück." "Da schau her" , hat er gesagt "auf dem Hof gibt`s noch Gold!"
Gruber heftet den Blick auf die Spur im Schnee: "Ob er die Spur gemacht hat? Die Spur geht zur Scheune hin und nicht mehr zurück. Gestern habe ich schon alles gesehen und alles abgesucht."
Somit wird in keiner der Versionen etwas von einem wichtigen Brief erwähnt, den Gruber vor der Tat erwartet hat und nach dem er den Postboten gefragt hat. Da der Postbote Mayer den Brief auch nicht während seiner polizeilichen Vernehmungen im Jahre 1952 erwähnt hat, gehe ich mal davon aus, dass die Geschichte mit dem Brief nur im Leuschner-Buch erwähnt wird und somit seiner Fantasie entsprungen sein könnte.