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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

14.03.2008 um 22:06
Weil ich es gerade zufällig überblättert habe und danach vor einigen Tagen gefragt wurde:

Zur Séance am 2.5.1922 in Nürnberg waren nicht die Schädel, sondern nur die Schädeldächer mitgebracht worden.
Aus einer in den Akten befindlichen Abschrift: "Es ist nämlich da etwas (deutet dabei auf das Paket, dass die sechs Schädeldächer enthält) als ob Leben drin wäre, ..."

Dieses "Paket mit den Schädeldächern" wird dann noch mehrfach ausdrücklich genannt, das Medium nimmt es auch in die Hand.

Später: "... (es wird nun von mir das Paket aus dem Zimmer gebracht, das Schädeldach der Marie Baumgärtner herausgenommen, einzeln verpackt und der J. übergeben) - - - das muß ich jetzt da hinauftun - - - (hält das Paket über den Kopf) - - - jetzt kommt das Wort Knierutschen, beteuern, - - - selber machen, - - - weiß ich jetzt nicht recht, was das sein soll, ja das kommt halt so, da sind Worte gekommen, die man nicht versteht, dann kommt Eisenbahnfahren - - - München - - - Straubing..."

usw.usw. (Insgesamt 15 Schreibmaschinenseiten)


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 05:45
@Badesalz

Ich danke Dir für die Mitteilung bezüglich der Schädelkalotten. Es ist höchst ärgerlich, dass Du erst umfangreich im Archiv recherchieren musst, bis wir eindeutig wissen, was denn nun mit den Köpfen der Opfer gemacht wurde.

Ich verstehe nicht, warum immer vom Abtrennen der Schädel geredet wurde, wenn es doch nur Schädelkalotten waren. Das Öffen des Schädels muss ein Gerichtsarzt auch nicht in einem Kursus lernen, sondern es ist übliches Handwerk. Die Kalotten sind also nur ausgesägt worden. Das ist ganz etwas anderes als das Abtrennen der Köpfe.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 06:04
@kcefiak

Meine ganz persönliche Meinung ist, dass der LTV nicht sonderlich unter den Verdächtigungen gelitten hat. Wenn es ihm zu bunt wurde, hat er Leute verklagt (Sigl), ansonsten denke ich, dass er ganz gerne mit der Tat kokettiert hat. Vielleicht hat er es teilweise sogar genossen, wenn er Leute damit erschrecken konnte. Diese Haltung kann man sich m.E. auch nur zulegen, wenn man sicher sein kann, dass einem keiner etwas anhaben kann.

Ich vergleiche das mit der Haltung von Strafverteidigern, die sich darauf spezialisiert haben Täter aus dem Bereich der organisierten Kriminalität zu verteidigen. Ihnen haftet auch immer an, dass sie selbst evtl. verstrickt sein könnten. Nachweisbar ist es natürlich nie, aber sie genießen es, dass die Gerichte und auch Zeugen sie als ebenfalls gefährlich einstufen. Sie genießen es vor allem, dass sie eine ganz besondere Aura umgibt, durch die sie sich von allen anderen unterscheiden.

Solche Haltung legt man sich zu, wenn man sich überlegen fühlt und ich denke, dass es beim LTV so ähnlich war.

Dass mit den "die Verdächtigungen in Demut" ertragen, hat der LTV wohl selbst immer gesagt, weil es von einer seiner Töchter im Hieber-Film so erwähnt wird.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 10:59
Ich kann @AngRa nur beipflichten, dem LTV war es nicht möglich, sich selbst vom Tatverdacht zu entlasten, indem er aktiv dazu beigetragen hätee, das Verbrechen aufzuklären.

Er lieferte uns sehr direkt sein Motiv zur Tat:
"...um die Blutschande auszurotten", denn keiner litt mehr unter dem Inzest der HKer als er selbst.

Der LTV machte auch Jahre nach dem Verbrechen deutlich, dass die Täter in seinen Augen nicht schuldhaft, sondern im Auftrag einer "höheren Macht" handelten.
Damit erklärte er sich solidarisch mit den Tätern und ihren Motiven.
Wenn ich diesen Faden nun weiterspinne, dann handelten die Täter in seinem Sinne, also an seiner statt.

Daher wird der LTV keinerlei Interesse daran gehabt haben, zur Ermittlung und anschliessenden Bestrafung der Täter beizutragen, obwohl er selbst vorgab, physisch nicht an der Ermordung von sechs Personen beteiligt gewesen zu sein.

Ins gleiche Horn blies übrigens auch die leibliche Tochter des LTV, als sie vor laufender Kamera äusserte, dass die HKer es büssen mussten, da sie Sünde begangen hätten. Einen alternativen Tatverdacht konnte oder wollte sie auch 70 Jahre nach dem Verbrechen nicht aussprechen.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 12:08
@AngRa und @oldschool70

Um noch einmal zum Kern des Gedankens von @kcefiak zu kommen:
Hätte sich ein unschuldiger L.S. so verhalten, oder sind das, was (bruchstückhaft) zu unserer Kenntnis gelangt ist, eher die Ansichten und Äußerungen des/eines Täters?
Oder aber ist die Sicht des LTV auf die Morde in HK unabhängig davon, ob er unschuldig oder Täter gewesen wäre?


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 12:47
@oldschool70

Da möchte ich aber anmerken, dass die andere Tochter im Hieber-Film schon einen alternativen Tatverdacht äußert, ungefähr: "Warum is der ned rangenommen worden?"

Ich teile aber trozdem Deinen Gedankengang.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 14:20
@Badesalz

....meiner Meinung nach ist das von mehreren Zeitzeugen berichtete Verhalten des LTV, das Verhalten eines Täters. Wenn er aus einer vermeintlich „sicheren Ecke“ sogar damit kokettiert, so spricht das eher gegen ihn. Er fühlt sich überlegen und hat wenig Angst vor einer Entlarvung....spielt „Katz und Maus“. Das Ganze gehört für mich zu den Verdrängungsmechanismen. Dafür spricht auch die von Yblagger beobachtete Sprunghaftigkeit in seinem Verhalten. .... die Tat beschäftigt ihn permanent... er wird nicht fertig damit...hat sich „Anfallsweise“ nicht mehr richtig im Griff.
. Ein psychologisch geschulter Fragesteller kennt diese Reaktionen bzw. kann sie einordnen und versucht einem Täter durch Fangfragen diese Sicherheit zu entreissen und ihn in die Enge zu Treiben bzw. in Widersprüche zu verwickeln.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 15:33
@keller

Ich denke, im Hieber-Film kritisiert die andere Tochter, Maria W., mit ihrer Äusserung die Arbeit der Ermittler, die den Dammerbauern Andreas Schwaiger, der über angeblich über Jahrzenhnte hinweg ihren Vater verdächtigt hatte, nicht hart genug rangenommen hätten.

Ich möchte ihr ausdrücklich zustimmen!

Allerdings: Der Dammerbauer war zum Zeitpunkt ihrer Äusserung schon mehrere Jahre tot...

@Badesölz

ich denke, vorsichtig formuliert, es sind die Worte eines Mannes, der in irgendeiner Weise in das Tatgeschehen involviert war und seine Beweggründe mit den (anderen?)Tätern teilte.

Leider eine sehr unbefriedigende Antwort, ich weiss...


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 17:13
@Badesalz

Auch ich gehe davon aus, dass es sich bei dem Verhalten, das der LTV an den Tag gelegt hat, um Täterverhalten gehandelt haben könnte, wohl aber um ein atypisches Täterverhalten.

Üblicherweise versucht ein Täter alles zu vertuschen, was ihn mit dem Mord irgendwie in Verbindung bringen könnte, er verwischt Spuren und verschafft sich ein Alibi. Auch abeitet er oftmals darauf hin, dass andere der Tat verdächtigt werden, um von seiner Tatbeteiligung abzulenken.

Der LTV aber verhält sich besonders. Er sympathisiert mit dem Täter und provoziert damit eigentlich einen Tatverdacht gegen sich selbst, denn er ist es ja als abgewiesener Heiratskandidat und Vater des kleinen Josef gewesen, der unter dem Inzest am meisten gelitten hat. Außer ihm käme für die Tat nur noch ein religiöser Eiferer in Frage, der aber im Raum Waidhofen nie aufgefallen ist. Ein solches atypisches Täterverhalten kann sich nur jemand erlauben, der sicher sein kann, dass er nicht überführt werden wird.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 17:49
„.....Üblicherweise versucht ein Täter alles zu vertuschen, was ihn mit dem Mord irgendwie in Verbindung bringen könnte, er verwischt Spuren und verschafft sich ein Alibi. Auch abeitet er oftmals darauf hin, dass andere der Tat verdächtigt werden, um von seiner Tatbeteiligung abzulenken....“

@AngRa
??....das Alles hat er doch hinlänglich versucht zu tun !!!
...und zwar so, dass er sich sogar sicher genug für ein Katz- und Mausspiel fühlte.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 18:11
@all

dieses "Katz- und Mausspiel" bzw. das kokettieren mit der Tat - das könnte Teil eines Verdrängungsmechanismus sein (@AngRa). Da kocht er aber das Thema immer wieder selber auf und belastet seine Psyche damit.

Oder was könnte er sonst damit erreichen? Worin liegt hier sein eigener "Profit" ?

Interessant wäre es einmal, das vorhandene Material über der Äußerungen und Verhaltensweisen sowie überlieferte Charakterzüge des LTV einem ausgewiesenen "Täter-Psychologen" zuzuführen, um eine Analyse durchzuführen.

Gibt es es eigentlich im deutschsprachigen Raum eine ähnlich vergleichbare Tat (geplante Tat oder Affekttat) mit anschließender Überführung des oder der Täter nebst Vernehmungen und Psychogramm ?


@Badesalz

Gut erkannt (Kern des Gedanken): Verhält sich so ein (Mit-)Täter oder ein Unschuldiger ? Vielleicht könnte man mit dieser "Kernfrage" die Schuld/Unschuld des LTV mit Hilfe "psychologischer Werkzeuge" besser herausarbeiten.


@oldschool70

Schwaiger - warum meinst Du, daß die Polizei ihn zu wenig "rangenommen" hat ?


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 19:56
@flaucher

Der LTV hat teilweise typisches Täterverhalten an den Tag gelegt, indem er möglicherweise Spuren verwischt hat. Hat er sich wirklich ein Alibi beschafft? Die Andeutungen seiner zweiten Ehefrau sprechen eine andere Sprache. Auch das Bewachen des Heubodens ist in meinen Augen eher ein dürftiges Alibi für die Tage bis zum Auffinden der Leichen.

Andere der Tat verdächtigt hat er schon gar nicht.
@schimmelchen hat schon darauf hingewiesen, dass er Yblagger gegenüber nur pauschal geäußert hat, die Täter kamen von weit her. Als der Monteur 1925 in Tatverdacht geriet, hat er diesem ein gutes Leumundszeugnis ausgestellt.

@kcefiak
Der LTV musste das Thema m.E. selbst nicht hoch kochen. Ich denke, bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges stand das Thema Hinterkaifeck sowieso an erster Stelle auf der Tagesordnung aller Dorfgespräche. Durch sein Kokettieren hat er signalisiert dass er dem Thema nicht aus dem Wege geht und selbstbewusst und offensiv mit möglichen Verdächtigungen umgeht.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.03.2008 um 23:02
Ich glaube nicht, dass Hinterkaifeck im "Heimbereich" Gesprächsstoff bis zu Beginn des ersten WK geliefert hat - zumindest nicht so, dass es darum täglich ging. Natürlich wird es immer mal wieder hochgeholt worden sein, so wie halt alte Geschichten immer wieder erzählt werden. Aber da ich auch auf einem kleinen Dorf wohne, weiß ich in etwa, welche Gespräche so geführt werden.

LTVs Bemerkung über die Hand Gottes zeigt für mich eigentlich nur, dass er offensichtich ein christlicher Mensch war, der das unfassbare dadurch für ihn verständlich machen wollte. Grundgedanke ist immer, dass Gott für alles verantwortlich ist - selbst wenn der Teufel seine Hand im Spiel hat, lässt Gott das zumindest zu, denn Gott ist allmächtig und könnte, wenn er wollte, eingreifen. Und diese Aussage von LTV klingt für mich nach der Art, wie hier alte Leute sprechen würden, wenn etwas passieren würde, was quasi über ihre Vorstellungskraft geht. Ich kann daran nichts besonders verdächtiges erkennen.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.03.2008 um 05:45
@kcefiak

M. E. wurde im direkten Umfeld der Opfer unmittelbar nach der Tat zu wenig oder gar nicht ermittelt. Die Verhöre von Anwohnern und Nachbarn waren unzureichend, Verdachtsmomenten wurde nicht intensiv genug nachgegangen.
Ausserdem schienen die Ermittler keinen rechten Zugang zur Dorfbevölkerung gefunden zu haben.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.03.2008 um 10:17
Dass die Ermittler keinen Zugang zu den Dorfbewohnern gefunden haben, wird das größte Problem bei den Ermittlungen gewesen sein, aber da kann man den Ermittlern keinen Vorwurf machen, jeder, der nicht aus der dörflichen Gemeinschaft kommt, wird dort argwöhnisch beobachtet worden sein. Und es bestand ja immerhin die Möglichkeit, dass der Täter aus ihrer Mitte kam und das will kein Dorf gern ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wissen.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.03.2008 um 16:44
Hallo Leute!

Ich verfolge seit einigen Tagen die Diskussion hier und find es echt wahnsinnig spannend, was ihr so an das Tageslicht befördert! Jedenfalls lässt mir der Fall keine Ruhe, aber je mehr ich in Erfahrung darüber bringe, desto weniger blick ichs...

Dumme Frage - aber könnte es nicht vielleicht sein, dass der Täter/ die Täter Leute waren, die nicht unbedingt zu den hier diskutierten Tatverdächtigen gehören?! Bei jedem, selbst beim LTV, ergeben sich einfach ganz eklatante Widersprüche und Ungereimtheiten, die mich einfach nicht überzeugen können... Vielleicht gabs da ja doch einen anderen, der bisher noch unbedachtet im Dunkel der Geschichte steht...

Was ist beispielsweise mit dem irren Bäcker Bärtl, der ja auch immer wieder als Tatverdächtiger genannt wird, obwohl keiner so recht weiß wieso?! Angeblich ist er ja aus dem Heilanstalt ausgebrochen. Nun ist die Sache ja die, dass es Ende März/ Anfang April 1922 recht kalt war. Hätte er draußen unter freiem Himmel genächtigt, dann wäre er ziemlich schnell zu Gefrierfleisch mutiert. Also musste er sich irgendwo eine Unterkunft suchen. Und da kommt der abgelegene Hof von HK ganz recht. Im Dorf würde er leicht gesehen werden, wenn er irgendwo einsteigt. In HK nicht, wie ja der Fall zeigt... Vielleicht sind so die Einbruchspuren und die Sache mit dem Heuboden zu erklären.

Der Mord war wahrscheinlich ja nicht geplant (-> Tatwaffe!), sondern hat sich einfach irgendwie "ergeben" (ich weiß, hört sich krank an!). Ein Mörder, der mit Tötungsabsicht an den Hof geht, würde sich eine Tatwaffe mitnehmen, wie ja schon ausführlich dargelegt worden ist. Wir sind bisher immer davon ausgegangen, dass es ein Mensch gewesen sein muss, der sich mit den HKern aussprechen wollte, und dem dann der Kragen geplatzt ist.

Das erste Opfer war (laut Würgemalen) wohl die alte Gruberin. Aber wer sollte sich ausgerechnet mit ihr in ihrer - wahrscheinlich etwas subordinierten Rolle - aussprechen wollen?! Der geprellte Liebhaber hätte sich wohl eher mit Vic verabredet... Dass die alte Gruberin das erste Opfer war macht meines Erachtens keinen wirklichen Sinn - war es vielleicht tatsächlich nur Zufall?!

Außerdem: Selbst wenn einer auf Vic oder die alten Grubers unheimlich wütend ist - würde er dann wirklich die Kinder auf so bestialische Weise mit abmetzeln?! Ich weiß echt nicht, ob die ganzen Umstände der Tat rein mit einer Affekthandlung zu erklären sind. Eine Person im Affekt erschlagen - ja, das lass ich mir noch eingehen - aber die ganze Familie auszuradieren?! Also diese ganze Brutalität ist evtl. nur einem Menschen zuzutrauen, der tatsächlich nicht weiß, was er tut. Und da kommt der Bäcker ins Spiel. Dass der Kerl sich selbst als "eiserner Heini" bezeichnet hat, und die Tatsache, dass er weggesperrt war, weisen ja auch darauf hin, dass seine Verrücktheit durchaus in Gewalttätigkeit ausarten konnte. Ich weiß nicht, an welcher Geisteskrankheit er gelitten hat, es wäre vielleicht sinnvoll, das in Erfahrung zu bringen.

So ein Irrer ist auch nicht unbedingt an Geld interessiert, und wer weiß schon, warum er so lange am Hof geblieben ist. Vielleicht war er sich gar nicht dessen bewusst, dass ihm im Falle einer Ergreifung das Fallbeil zulächelt...

Ich weiß, das ist natürlich hochspekulativ, und die ganzen Ungereimtheiten und Unsinnigkeiten werden nur auf die Verrücktheit des Täters abgeschoben. Aber die anderen Versionen sind ja ebenso wenig logisch...

Außerdem hab ich in diesem Forum, wenn ich mich nicht täusche, gelesen, dass der Pfarrer und "die Leute" auch einen gewissen Kasper bzw. die Gebrüder Thaler auf Vorderkaifeck verdächtigt haben. Gibts da irgendeine Begründung für die Annahme?! Ich meine, gerade der Pfarrer, dem man doch ein gewisses "Insiderwissen" unterstellen darf, der wahrscheinlich besser über die Vorgänge im Dorf bescheid wusste als irgendjemand anderes (Beichte!), wird ja durchaus seine Gründe haben, wenn er jemanden verdächtigt... Ist dieser Fährte schon nachgegangen worden?!

Liebe Grüße an alle, euer Urvogel


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Mordfall Hinterkaifeck

16.03.2008 um 20:13
@urvogel
Herzlich willkommen. Es gab über hundert Verdächtige damals. Es gab Leute, die von ihren Familien beschuldigt wurden, es gab Leute, die es von sich selbst behauptet haben. Aber nie konnte der letzte Beweis erbracht werden. Leider sind viele Akten beim Brand in Augsburg vernichtet worden, andere sind auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Aber wer weiß, was noch alles irgendwo auftaucht? Es könnte ja auch irgendwo mal ein Brief o.ä. gefunden werden. Die MÖglichkeiten sind vielfältig.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.03.2008 um 21:10
@urvogel

Im Zusammenhang mit den vielen Verdächtigen möchte ich nochmals erwähnen, dass 1922 in erster Linie Klassenjustiz geherrscht hat. Das Strafrecht und die Strafprozessordnung diente vor allem dazu arme Schlucker und umherziehende Kriminelle dingfest zu machen.

Ich gehe daher davon aus, dass die Polizei alle Spuren in Bezug auf diesen Täterkreis bis ins Letzte durchleuchtet hat. Eine heiße Spur kann nicht dabei gewesen sein.

Der Bäcker Bärtl ist übrigens nie in der näheren Umgebung von Hinterkaifeck gesehen worden. Erstmals ist er von einer Wahrsagerin verdächtigt worden, die ihn auf einer Fotografie als Hker Mörder erkannt haben wollte.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.03.2008 um 21:30
@urvogel

Der Brandmetzger Kaspar wurde verdächtigt, weil er sich mit seinem Sohn Andreas gestritten hat. Der Streit endete in einer Schießerei. Der Sohn drohte danach den Vater wegen der Morde in HK anzuzeigen. Auf diese Weise geriet Kaspar sen. in Verdacht. Sein Sohn Andreas geriet dann auch noch unter Verdacht.
M.E. gehören die Verdächtigungen in die Rubrik Familienstreitigkeiten.

Warum Pfarrer Haas Kaspar verdächtigt hat, kann ich nicht nachvollziehen. Aus der Beichte kann dieser Verdacht jedenfalls nicht stammen.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.03.2008 um 23:23
Hmm, ja, das klingt durchaus logisch, dass die Justiz bei ihren "Wunschkandidaten" genau nachgeforscht, wenn denn ein begründeter Verdacht bestanden hätte. Beruht der Verdacht des Bäckers denn ausschließlich auf der Geschichte mit der Wahrsagerin?! Schon klar, wenn das der Fall ist, dann ist das nicht allzu ernst zu nehmen...

In dem Zusammenhang: Es sind ja ziemliche, nennen wirs mal "Fehler" bei den Ermittlungen passiert und es darf glaub ich schon mit Berechtigung dran gezweifelt werden, ob das denn wirklich alles purer Zufall war. Vielleicht hat da der Herr Staatsanwalt Rücksicht genommen auf Sebastian S. von der Bayerischen Volkspartei... Ein unappetitlicher Vorfall in den ein Herr gleichen Namens involviert war hätte ja u.U. dessen Image beschädigt...

Aber was war mit Reingruber? Angeblich soll der ja ein äußerst gewissenhafter Beamter gewesen sein. Klar, wenn der Staatsanwalt seine Arbeit torpediert, dann kann er für den Moment wenig dagegen tun. Aber Reingruber hat ja beide, den Staatsanwalt und den Abgeordneten, um Jahre überlebt. Was hätte ihn daran gehindert hinterher auszusagen und diesen Sachverhalt aufzudecken?! Zumal der Fall in der jungen Bundesrepublik wieder aufgerollt wurde und die ganze Sache ihn zeitlebens schwer belastet hat. Oder gibts da vielleicht sogar eine Aussage von ihm? Hat er Momoiren verfasst oder in seinem Familienkreis darüber gesprochen? Ich kenne mich leider noch nicht so ganz aus in dem Fall wie richtig eingefleischte Hinterkaifeckologen ;) Wenns geht besorg ich mir in diesen Ferien aber noch das Leuschner-Buch...

Und noch was ist mir nicht ganz klar: Weder StA noch die ermittelnden Beamten konnten vorab wissen, dass ein gewisser Herr S. in die Sache involviert ist. Selbst wenn die Staatanwaltschaft wirklich etwas vertuschen wollte, konnte sie wohl kaum die Ermittlungen direkt am Tatort behindern. Vermutlich hat der StA ja erst bei der Rückkehr Rheingrubers nach München vom Tatverdacht gegen Herrn S. erfahren... Dann konnte er sicher immer noch Akten verschwinden lassen. Aber diese Akten/Photos/Obduktionsberichte etc. haben - wenigstens kurzzeitig! - existiert. Und die Leute, die diese Aufzeichungen erstellt haben, also Rheingruber, Aumüller und Co. mussten das wissen. Und sie haben hinterher wohl auch erfahren, dass diese Aufzeichungen laut Staatsanwaltschaft angeblich nie existiert haben. Mit anderen Worten - sie mussten zwangsläufig wissen, dass die StA da herumgepfuscht hat. Welchen Grund gabs für sie, da bis zum Lebensende darüber zu schweigen?! Mir fällt da keiner ein... Haben sie vielleicht sogar etwas in dieser Richtung ausgesagt oder zumindest angedeutet?


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