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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 09:35
Ein Hebel für eine Erpressung kann m.E. vor allem in dem Inzestverhältnis zwischen Vater und Tochter liegen. Ich gehe davon aus, dass Victoria ihrem Vater irgendwie hörig war, aber dass sie gleichzeitig auch Angst vor ihm hatte. Dieses deutet S. irgendwo in seiner Aussage aus 1931 an, wo er erwähnt, dass Victoria ihm gegenüber gesagt hat, dass es gut sei, dass sie ihn auch als Vater nennen könnte, denn ansonsten würde ihr Vater sie totschlagen.

S. Könnte sie damit unter Druck gesetzt haben, dass er dem alten Gruber Dinge erzählt, die diesen ausrasten lassen, etwa dass Victoria sich über den Inzest beklagt hat, dass sie sich vor ihrem Vater ekelt usw., vielleicht auch, dass er während der Knastzeit schon mit ihr liiert war. Das würde auch erklären, warum Victoria über die Erpressung nicht mit ihren Eltern gesprochen hat und alles heimlich gezahlt hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 09:38
Ich habe mit der geheimen Geldleihe so meine Probleme. Die Vic musste ganz schön verzweifelt gewesen sein. Imemrhin hat sie ein enormes Risiko auf sich genommen. Möchte gar nicht wissen, wie der alte Gruber reagiert hätte, wenn er ihr dahinter gekommen wäre, wenn sie es denn ohne sein Wissen getätigt hat. Aber woher wissen wir das? Vielleicht wussten die alten Grubers ja davon. Wenn nicht, dann muss die Vic ziemlich verzweifelt gewesen sein....


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 11:12
@AngRa

Klar, der Inzest kann der Hebel für eine Erpressung gewesen sein, weil er wegen dem nichteingelösten Heiratsversprechen usw. sauer gewesen sein wird. Ich denke auch, in dieser Geschichte liegt die Ursache für das Verbrechen, aber insgesamt finde ich das schon etwas undurchsichtig.

Weißt Du eigentlich, woraus Leuschner schließt, dass die Eltern nichts davon wussten.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:00
@keller

Ich weiß nicht, woraus Leuschner dieses schließt. Evtl. aus dem Umstand, dass Gruber noch 3.000 Mark auf seinem Sparbuch hatte. Wenn er etwas gewusst hätte, hätte er dieses abheben können und Victoria hätte vielleicht keine Pfandbriefe einlösen müssen Anfang März oder Geld von der Schwester leihen müssen. Aber alles nur Vermutungen.


@alle
Die beiden von mir zuerst bestellten Zeitungskopien (6.u.8.4.1922) sind eingetroffen. Ich konnte sie aus Zeitgründen nur diagonal überfliegen. Bemerkenswert ist, dass in den beiden Ausgaben als Auffinder der Leichen der Landwirt Schrittenlocher genannt wird, der zufällig am Haus vorbeigekommen sei, weil er Viehlärm gehört hatte.

Ich muss mir in Ruhe alles durchlesen. Es handelt sich beim Schrobenhausener Wochenblatt allerdings nicht um ein ausgesprochenes Käseblatt, das ist mir schon aufgefallen. Es gibt keine Bilder, dafür aber Anzeigen, die man sich auch erst näher ansehen muss.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:01
@AngRa

Das klingt ja schon mal sehr interessant.......


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:10
@AngRa
Schrittenlocher gibts auch in Waidhofen und in der näheren und weiteren Umgebung!
Sollte das auffinden anders gelaufen sein?
Oder nur eine Verwechslung des Namens und ein falsches Wiedergeben der Auffindesituation?


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:21
Schrobenhausener Wochenblatt 6.4.1922

.....Als der Landwirt Schrittenlocher von Gröbern zufälliger Weise an dem versteckt und abgelegen im Walde liegenden Einödhof Hinterkaifeck bei Waidhofen vorbeiging, machte ihn das Brüllen des Viehes stutzig, das Haus fand er verschlossen und die mit Hilfe von herbeigeholten Leuten vorgenommenen Öffnung und Durchsuchung des Hofes ergab, dass die ganze Familie und eine weitere bisher noch unbekannte Person mit einem harten kantigen Gegenstand erschlagen dalagen....

der kleine Josef lag tot im Kinderwagen, von einem durch das Wagendach geführten Schlag im Gesichte ebenso schrecklich entstellt...

Die Leiche der fremden Person fand sich in einem Dachzimmer vor, vollständig angekleidet, im Gegensatz zu den übrigen Leichen, die nur Nachtbekleidung trugen, neben ihr ein Rucksack voll alter Kleider. Bei ihr wurde eine Invalidenkarte gefunden, lautend auf den Namen Maria Baumgartner, geb. am 1.10.1902, ausgestellt am 27.März 1922 in Kühbach, ferner ein Arbeitsbuch, welches besagt, dass sie am 3. Februar bei dem Landwirt Huber in Pörnbach aus dem Dienst getreten ist...

... Die Kästen waren erbrochen und anscheinend sämtliches Geld, sicherlich aber sämtliche Wertpapiere mitgenommen.....

Irgendein blutbeflecktes Mordinstrument wurde bislang noch nicht vorgefunden..

Verdächtig erscheint auch, dass der Hofhund, der sonst regelmäßig nachts an der Kette hing, im Stalle eingesperrt sich vorfand. Heute Mittwoch ist ein Polizeihund aus München zur Verfolgung von Spuren eingetroffen.

Soweit in Auszügen der Artikel über den Mordfall


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:22
@AngRa,
@hauinolo,
aha, HOCHINTERESSANT !! ( und: also doch Viehlaerm) -- Die Familie Schrittenlocher gibts auch heute noch in Groebern ! und vielleicht kommt die aeltere dame, die das Marterl von Hinterkaifeck pflegt, sogar aus dieser Familie ?
was ist daher noch an informationen von 1922 herum in dieser familie vorhanden ?
ganz neue aspekte, ein voellig neuer zeuge kommt ans licht.
kann mir nicht vorstellen, dass sich ein lokales wochenblatt, das paar km weiter herausgegeben wird, damals voellig irrte, da es den Herrn Schrittenlocher in (mindestens) zwei ausgaben erwaehnt hatte !
*****
bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:32
Wer brachte dann das Gerücht auf, dass LTV die Leichen mit 2 Nachbarn auffand?

Das mit dem Hund habe ich auch schonmal angesprochen. Dieser müsste doch angeschlagen haben.

Wurde er vor dem Mord, von einer Person, die ihn gut kannte, weggesperrt?


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:38
Ein Brief von Dr. Sebastian Schlittenbauer ist auch abgedruckt.

Es geht um die Holzversorgung im Bezirk Schrobenhausen. Der Abgeordnete Dr. Schlittenbauer ist Klagen über mangelhafte Holzabgabe nachgegangen. Seine Erhebungen bei der Forstverwaltung des Herrn Grafen von und zu Sandizell haben dann aber ergeben, dass die Vorwürfe haltlos waren, weil genug Altholz zum Verkauf kam und sich noch nicht mal genügend Abnehmer gefunden hatten.

Immerhin man schlägt die Zeitung auf und liest etwas von Herrn Dr. Schlittenbauer.

Ich denke, dass es sich bei der Verwendung des Namens Schrittenlocher um einen Fehler handelt, da beide Namen gewisse Ähnlichkeiten aufweisen.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:42
Oder man wollte nicht schreiben "Schlittenbauer", damit die Leute keinen Zusammenhang zwischen diesem Mordfall und dem Abgeordneten herstellen.##

Dies kann aber nicht ernsthaft sein, oder?


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:46
Der Kirchenanzeiger ist für uns nicht so interessant, weil er sich auf die Stadtpfarrei Schrobenhausen bezieht.

Es gibt unter der Rubrik "Kleine Nachrichten" auch Hinweise über Gerichtsverhandlungen und Urteile, nicht sehr ausführlich, aber immerhin.

Das ist in der Ausgabe vom 6.4.1922 für uns irrelevant, aber vielleicht wäre es interessant für eine Ausgabe nach dem 22.5.1915 wegen der Inzestverurteilung.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:46
@schatten69,
der zeitungsbericht hat zwar paar informationsdefizite ( als fundort von Maria B. nahm man wohl mangels details die sonst uebliche dachkammer an / alter der Maria B. etwas sehr jung .... ) , aber der Bericht spricht NICHT davon, dass Schrittenlocher selbst in das haus ging, nachdem ihm die Umstaende auf HK aufgefallen waren, sondern, dass "mit hilfe herbeigeholter leute" die entdeckung der opfer getaetigt wurde. insofern ist die aktion mit Schlittenbauer(+sohn),Sigl, Poell weiterhin gueltig. wahrscheinlich hat man vorher eben noch zusaetzlich die soehne von Sch. nach HK hingeschickt, zur sicherheit, bevor man groesseres aufsehen erzeugt.
*****
bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:47
@AngRa
Danke fürs Reinstellen des Textes.. hört sich ungemein interessant an... und wie ich kürzlich geschrieben habe: Vielleicht kommen Dinge zu Sicht, die damals einfach nicht beachtet wurden, weil sie zu diesem Zeitpunkt einfach nicht wichtig waren... jetzt aber, nach so langer Zeit und vielen weiteren Recherchen und aussagen vielleicht eine ganz andere Wichtigkeit erlangen.


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:48
Aber von diesem Schrittenlocher wurde doch vorher nie etwas erwähnt. Oder habe ich das verpasst?


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:49
äh...Invalidenkarte Maria Baumgartner geb. 1902 ???


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 12:56
So sehr penibel haben die anscheinend nicht recherchiert. *g*


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 13:07
Schrobenhausener Wochenblatt 11.4.1922 ( war doch auch dabei)

....Nachdem die Gerichtskommission nach der Sezierung die Leichen der sechs Ermordeten freigegeben hatte, konnte am Samstag die Beerdigung der sechs Opfer stattfinden. Ungemein zahlreich war die Zahl der Anteilnehmenden, die den Ermordeten ihr letztes Geleite geben wollten. Aus nah und fern waren wohl 3.000 Menschen herbeigeeilt. Es war ein erschütternder Anblick, als der Brückenwagen mit den sechs Särgen angefahren kam, begleitet von der gesamten Schuljugend.

Nachden H.H. Pfarrer Haas am südlichen Eingang des Friedhofes die Aussegnung vorgenommen hatte, fanden die unglücklichen Opfer des Verbrechens in einem Massengrab Aufnahme, rechts und links die Erwachsenen, in der Mitte die beiden Kinder. Herr Pfr. Haas schilderte in ergreifenden Worten an der biblischen Erzählung von Kain und Abel, was der Mord in Gottes Augen Furchtbares sei, und wie nur ein Mensch , der keinen Funken Gottesglaube mehr im Herzen habe, zu einer solch furchtbaren Tat sich hinreißen lassen kann, da man selbst vor dem Mord unschuldiger Kinder nicht zurückschreckte.

Sofort nach der Beerdigung fand der erste hl. Seelengottesdienst für die Ermordeten in der Kirche statt. Sie erwies sich zu klein, um alle Leidtragenden aufnehmen zu können...


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 13:13
Vielleicht werden ja in den nächsten Ausgaben, die ich bestellt habe,
einige fehlerhafte Dinge richtiggestellt.
Und wie wir vermutet haben: Es ist doch alles recht ausführlich beschrieben...

@AngRa
Danke daß Du unsere Neugierde befriedigt hast!! Es ist alles hochinteressant!


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Mordfall Hinterkaifeck

14.11.2007 um 13:22
Ein letzter Hinweis noch:

In der Ausgabe vom 8.4.wird der Auffinder als der Ortsvorsteher von Gröbern Herr Schrittenlocher bezeichnet. Das Alter der Magd hingegen wird korrigiert.

Ich hoffe doch, dass ihr mir mitteilen könnt, dass der Name in den nächsten Ausgaben dann auch korrigiert wurde.


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