@PhilippGeorg Danke, dass Du zum Thema zurückkommst.
Deine Argumente bzw. deren Deutung, sind natürlich dann schlüssig, weil sie dann für Dich eine stimmige Geschichte ergeben.
Ich möchte mal einige alternative Sichtweisen aufzeigen, die "meine" Version rund machen.
PhilippGeorg schrieb:(+) Übertötung - Beziehungstat
Eine Übertötung ist nicht immer ein Hinweis auf eine Beziehungstat. Frau Prof. Dr. Kastner beispielsweise nennt auch die Möglichkeit, dass Opfer gerade bei Gewalt gegen den Hals/Kopf noch Geräusche von sich geben. Damit könnte ein Täter annehmen, trotz bereits tödlicher Wunden, dass das Opfer noch lebt und weitermachen. Darüberhinaus waren die Lichtverhältnisse sicher sehr ungünstig und der Täter konnte optisch keine Feststellungen treffen, ob bereits ausreichende Schläge ausgeführt wurde.
PhilippGeorg schrieb:(+) Ermorden unschuldiger, ungefährlicher Kinder - Beziehungstat
Unschuldig - da stimme ich zu. Ungefährlich - nicht zwingend. Gerade Cilli hätte sich in ihrem Alter ausreichend artikulieren können, um Hinweise auf den Täter zu geben. Sie hätte zudem wegrennen können.
Im Fall des Josefs wiederum sehe ich das anders. Der hatte während der Tat geschlafen und gar nichts mitbekommen. Bei einem Zweieinhalbjährigen wäre der Informationsgehalt ohnehin nicht sehr ergiebig gewesen.
Dass er starb hatte entweder mit Hass zu tun oder aber damit, dass der Täter durch diesen einen Hieb aus der Verantwortung stahl, sich eventuell mit einem weinenden, schreienden Kind konfrontiert zu sehen. Das gilt natürlich besonders dann, wenn der Täter den Hof nicht gleich verlassen wollte. Aber auch dann wäre das Zurücklassen eines Kindes nur dann "verantwortungsvoll" (klingt höhnisch, ich weiß), wenn für eine rasche Auffindung gesorgt wäre. Aber das wäre dann ja nicht im Interesse des Täters.
Vielleicht spielt auch ne Rolle, dass Kinder damals nicht denselben Stellenwert hatten wie heute und deren Tod anders wahrgenommen wurde.
PhilippGeorg schrieb:(+) Keine Wegnahme von Geld, Gold und Wertsachen
Das ist halt die Frage. Was war vor der Tat da, was wurde weggenommen? Wissen wir nicht. Ein Zeuge hat Jahrzehnte später ausgesagt, alle erwachsenen Opfer hätten eigene "Kassen" gehabt. Gefunden wurde nur eine versteckte Metallschatulle. Wurde also wirklich gar nichts gestohlen? Oder ein bisschen? Immerhin war auch kein Papiergeld mehr da.
PhilippGeorg schrieb:(-) Anderweitig vergeben und verheiratet
Das ist halt die Frage. War er so richtig verliebt oder ging es eher um die gegenseitige Unterstützung und Versorgung der Kinder? Letzteres ist damals wohl deutlich wahrscheinlicher gewesen. Also eher kein hormongesteuertes Glücksgefühl, das mit der Welt versöhnt hätte.
PhilippGeorg schrieb:(-) Körperlich schwache Verfassung
Er hatte Asthma und schlechte Zähne. Aber beides wohl nicht schlimm genug, um nicht doch als Hofherr den Bauernhof zu steuern und als Ortsführer zu agieren.
Das halte ich allenfalls als ergänzendes Argument für gerechtfertigt. Für sich alleine zieht das ned.
Mir fehlt bei Schlittenbauer tatsächlich das Motiv. Welchen Konflikt sollte es 1922 gegeben haben, um so einen Hass zu erzeugen. Nachdem er mit den späteren Opfern wieder normal kommunizierte und auch aushalf.
Dass ein ortsnaher Täter mit blutverschmierter Kleidung und mit einem Fehlen von einiger Zeit seinem Umfeld nicht aufgefallen sein soll, ist für mich ein weiterer Grund, den Schlittenbauer (aber auch alle Gröberner/Waidhofener) auszuschliessen. Die Menschen damals und dort hatten vielleicht 2 oder 3 Garnituren an Kleidung. Diese war vielfach aus schweren Lodenstoffen oder Leder. Blutflecken wären wenn überhaupt nur sehr mühsam rausgegangen. Und fehlende Kleidung wäre bemerkt worden.
Für mich gehört auch der Einbruch(sversuch) in der Nacht auf den Freitag zur Tat hinzu. Dass Schlittenbauer das war und zur falschen Tür einsteigen wollte, liegt für mich nicht nahe.