azalee schrieb:Ich versteh, was du meinst, ich wohne nicht weit weg von Schrobenhausen und bin von einem ähnlichen Schlag.
Die "Schnauferei" war auch oft die Diagnose, die der Arzt dem Patienten weitergegeben hat. Es war ja oft unheilbar. Warum also eine differenzierte Diagnose?
Konkret ging es mir hier nicht um die differenzierte Diagnose (ob Lungenkrebs oder COPD), sondern dass solche Begriffe eben nicht weiter erklärt wurden und man vage, verschleiernde Alltagsbegriffe benutzt hat welche man auch nicht weiter erklärte/ bei denen man Nachfragen abwehrte.
Ich habe lange gedacht dass Opa sowas wie einen starken Schnupfen hat - und bis zum Sommer ist Opa locker wieder gesund! So konnte ich auch nicht verstehen wozu Opa die ganzen Geräte braucht (gefragt habe ich schon), warum irgendwie so "komisch" getan wird.
Ich hätte mit einer Antwort wie z.B. dass Opa sehr krank ist, nicht mehr gesund wird weil die Lunge kaputt geht/krank ist und nicht mehr heilen kann, viel mehr anfangen können.
Oder was "wiederbeleben" ist; mitbekommen dass es sowas gibt, aber dazu was das ist wurde nichts gesagt, dachte somit dass man damit tatsächlich einen Toten wieder lebendig macht. (Hätte auch meine pietätlose Kinderfrage erübrigt, ob der Arzt ihn nicht wiederbeleben kann.)
Kann mich an Autobiografien von ländlich aufgewachsenen Personen ungefähr meiner Großeltern- bis noch Elterngeneration erinnern in denen berichtet wird dass sie, obwohl ja mit Landwirtschaft aufgewachsen, völlig falsche Vorstellungen hatten wo bei einer Geburt das Baby rauskommt und wie es zur Schwangerschaft kommt. Obwohl Tiergeburten, "zulassen" (begatten lassen) x-mal gesehen, gar mitgeholfen. Da wurde dann z.B. vermutet dass die Schwangerschaft durch das Nebeneinanderliegen entsteht und das Baby beim Bauchnabel rauskommt - man ist schließlich etwas anderes als die Tiere.
Oder die Autorin von "Herbstmilch": Mutter verstarb bei Geburt des jüngeren Geschwisters - was da war, ein Tabu.
Ich gehe somit auch hier davon aus dass Kinder durchaus von dem Mordfall erfuhren, ggf. auch vage Begriffe wie "erschlagen" genutzt wurden, aber gerade Kinder keine Ahnung davon hatten was da genau ablief/ gefunden wurde und "unter Erwachsenen" blieb.
Und Suizid ist halt eine Todsünde, das war damals wirklich ein Makel für die Familie.
Ganz richtig. Mit einem allgemeinen Meiden des Themas (also auch abstrakt, andere, was heißt das in einem Buch) hat man evl. auch versucht den Charakter einer Todsünde beizubehalten.