schluesselbund schrieb:Kann mir kaum vorstellen, dass das alles geräuschlos ablief.
Da bist Du nicht alleine mit Deiner Einschätzung:
„Ich glaub im Leben nie, daß ein Mensch neben dran da immer arbeiten könnte, wenn er sechs Menschen da umgebracht hat, denn ganz ohne Schreien und ganz ohne Dagegenhalten wird das ja auch nicht abgegangen sein, selbst wenn er sich ein leichtes Spiel gemacht hat.“
LS zu seiner Tochter Regina W. damals als Kind; zit nach Hieber-Film :
Auf den Spuren eines Mörders - Hinterkaifeck
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schluesselbund schrieb:Natürlich kann die offizielle Variante zutreffe.
Es gibt sogar mindestens zwei aktenkundig offizielle Varianten in diesem Kontext:
I.
Wie die vernommenen Zeugen Schlittenbauer, Pöll und Siegel angaben, war bei ihrer Ankunft im Stalle ein Rind losgekettet gewesen. Vielleicht ist durch diese im Stalle entstandene Unruhe eines von den Ermordeten und vielleicht die Viktoria Gabriel in den Stall gegangen, dort niedergeschlagen und in die Tenne geworfen worden. Die weiteren Personen dürften infolge längeren Ausbleibens der Ersteren nach und nach zur Nachschau in den Stall nachgefolgt sein. Gruber oder die kleine Gabriel dürften die letzten gewesen sein, da die Gabriel in der Tenne am nächsten an der Stalltüre lag.
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-06_Reingruber_Georg
Das ist ein professionell und deshalb zurückhaltend abgefasster Bericht des Kriminaloberinspektors Reingruber unter Verwendung der Begriffe "vielleicht" und "dürfte". Eine erste Annahme. Er wußte, dass man von ihm erwartete, dass er sich dazu verhält und hat mit aller Vorsicht seinen ersten Eindruck geschildert. Ich mag nicht gründlich genug gesucht haben - aber mir ist nicht bekannt, dass er selbst dieses erste Narrativ jemals aktenmäßig präzisiert, abgeändert oder ersetzt hätte.
II.
Eine gravierende Änderung trat allerdings nach seiner Pensionierung ein - als sein Nachfolger Riedmayr auf den Plan trat.
Der Paradigmenwechsel und Überlegungen von Riedmayr zum potentiellen unmittelbaren Tatauslöser:
Der Eindruck, dass es sich viel eher um einen Racheakt, als um einen Raubmord handelt, war ja wohl immer vorherrschend.
Er macht dabei auch keinen Hehl daraus, dass er dabei LS in Verdacht hat, allerdings ohne es beweisen zu können.
So scheint mir die grausige Tat immerhin erklärlich, ausgelöst wurde sie möglicherweise durch ein bis heute unbekanntes Ereignis oder vielleicht eine Aussprache mit Viktoria Gabriel, die ja auch nach dem Tatbestandsbericht wahrscheinlich als erste getötet wurde.
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1931-02_Riedmayr_Martin
Von dem Rind ist da keine Rede mehr. Und hier liegt m. E. (ich war damals im Forum noch nicht dabei) der/ein Ursprung des Narrativs im frühen Allmy, das sich allerdings m. E. dort im Ergebnis nicht expressis verbis auf LS sondern auf eine Viktoria vermutlich bekannte Person bezog.
@ErnstHellfritz hat zuletzt nochmals darauf hingewiesen.
ErnstHellfritz schrieb:Demnach könnte Vicky im Stadel eine Verabredung mit einer bekannten Person gehabt haben, von der der alte Gruber nichts wissen sollte.
III.
Das allseits bekannte Ergebnis der Einvernahme des LS. durch Riedmayr möchte ich der Vollständigkeit halber allerdings auch zitieren:
I. Anschließend an die Einvernahme wurde Schlittenbauer noch auf die an einzelnen Punkten zu Tage getretenen Unklarheiten seiner Aussagen hingewiesen. Er brachte je-doch seine Antworten in einer Weise vor, daß berechtigte Zweifel an seiner Täterschaft entstehen mußten. Wiederholt beteuerte er unter Tränen seine Unschuld, erklärte, daß er sehr wohl wisse, daß er in der dortigen Gegend als Täter angesehen werde und betonte, daß dies in erster Linie auf sein tatkräftiges Eingreifen als Ortsführer und auf seine Hilfsbereitschaft zurückzuführen sei. Er habe sich eben aus menschlichen Gründen um alles angenommen, habe sich aber nun nach den gemachten Erfahrungen zum Vorsatz gemacht, nie mehr in so selbstloser Weise einzugreifen.
Anhaltspunkte für ein weiteres Vorgehen sind nicht mehr vorhanden.
gez. Riedmayr, Krim. Inspektor.