Eine intensive Beschäftigung mit Riedmayrs Leben in der Zeit vor dem Krieg, während des Krieges und nach dem Krieg bis hin zu seinem Tod ist mE nicht zielführend in Sachen Hinterkaifeck.
Schreibt eine Userin zum Hinterkaifeck-Thread auf Allmystery.
Riedmayr ist sicherlich die schillerndste Figur unter allen Leitern des Landesamtes (LfV)– schon seine Amtseinführung gestaltete sich nicht sehr einfach. Noch zwei Wochen vor seiner Ernennung setzte sich Pater Dr. Rösch in einem Schreiben an den sozialdemokratischen Innenminister Hoegner für Riedmayr ein und verbürgte sich sogar für ihn.
Inwieweit dieses Schreiben Hoegner noch um-stimmen musste, ist nicht bekannt. Riedmayr jedenfalls war im weiteren Umfeld der Münchner Polizei und sonstigen Sicherheitsorgane mehr als bekannt. Er war lange Jahre ein hoher Offizier der Münchner Schutzpolizei gewesen. zuletzt im Rang eines Oberstleutnants, bald zum Führungszirkel der Münchner Schutzpolizei, gemeinsam mit Ludwig Mühe und Karl Hösl (der nach dem Krieg Leiter des Ausbildungsbetriebes der Polizeischule Fürstenfeldbruck wurde).
An seiner nationalsozialistischen Gesinnung hegten seine Vorgesetzten keine Zweifel. In einer Beurteilung durch den seiner zeitigen Vorgesetzten,Otto von Oelhafen, hieß es 1935:
„Hauptmann Riedmayr ist ein strenger, aber gerechter und für sorgender Vorgesetzter, der seinen Untergebenen in der Dienstauffassung im Sinne des nationalsozialistischen Gedankenguts mit bestem Beispiel vorangeht“. Im Herbst 1941 war Riedmayr als Kommandeur der Schutzpolizei in Smolensk vorgesehen und war auch schon vor Ort, ohne allerdings, wie er später behauptete, das Amt wirklich angetreten zu haben.Statt dessen habe er bei Generalleutnant und SS-Gruppenführer Adolf von Bomhardt vom Hauptamt Ordnungspolizei erfolgreich darauf gedrängt, wieder umgehend nach München zurückversetzt zu werden.
Riedmayr selbst gab nach dem Krieg an, bereits in den 1930er Jahren Kontakte zu Widerstandskreisen gehabt zu haben, zuerst zu der Gruppe um Ernst Niekisch, Joseph Drexel und Karl Tröger, dann während des Krieges zum konservativen Sperr-Kreis. Zahlreiche Eidesstattliche Versicherungen aus seiner Spruchkammerakte bestätigen dies zugleich erfüllte er aber weiterhin seine Funktion als hoher Offizier der Münchner Schutzpolizei, sehr zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und wurde 1943 auch Angehöriger der SS. Es ist möglich, dass sich Riedmayr durch diesen Schritt aus der Schusslinie nehmen wollte, denn abgesehen von seinem von ihm als schwierig geschilderten Verhältnis zum neuen Kommandeur der Schutzpolizei, SS-Standartenführer Friedrichs (einem „glühenden Nazi“), war er mittlerweile zum 5. Mal verheiratet – wegen seines unsteten Privatlebens mehrfach negativ aufgefallen.
Gegen Ende des Krieges wurde Riedmayr als Kommandeur der Schutzpolizei nach Köln versetzt. Spätestens 1946 war er jedoch wieder in München, wo er in einem längeren Spruchkammerverfahren trotz belastender Aussagen einer geschiedenen Ehefrau dank seiner Kontakte zum Sperr-Kreis als „entlastet“ eingestuft wurde.Die Jahre von 1945 bis zu seiner Berufung an die Spitze des bayerischen Verfassungsschutzes habe Riedmayr im Ruhestand vor den Toren Münchens verbracht, wollte ein Artikel der Süddeutschen Zeitung anlässlich der Amtsübernahme wissen. Sein Herz schlage allerdings für die bayerische Monarchie, da er sich als stellvertretender Kabinettschef des Hauses Wittelsbach bei der Bayerischen Heimat und Königspartei engagiert und auch für den Landtag kandidiert habe.Tatsächlich aber arbeitete Riedmayr seit mindestens dem unter dem Decknamen „Mühlhaus“ und„Moser“ als „S 2006“ für die Organisation Gehlen. Als persönliche Sonderverbindung Reinhard Gehlens versuchte er vor allem dessen Einfluss bei der Rekonstruktion der deutschen Nachrichtendienste in Bonn und München zur Geltung zu bringen, lieferte aber auch politische Berichte. Riedmayrs Amtszeit litt von Anfang an darunter, dass der Verfassungsschutzpräsident glaubte, weiterhin eigene Politik betreiben zu müssen:
„Er steckte überall seine Finger rein, anstatt sich auf seine eigentlich gesetzmäßig verankerten Aufgaben zu beschränken,“ wurde schon im Juli 1955 im BND kolportiert. Bayernpartei, CSU und FDP seien stark gegen Riedmayr eingestellt, er werde nur noch von der SPD und Waldemar von Knöringen gehalten. Die CSU suche bereits kein Jahr nach Riedmayrs Amtsantritt einen Nachfolger, nach den Ereignissen der letzten Wochen wackle der Stuhl des Amtschefs ganz bedenklich. Die „Ereignisse der letzten Wochen“ bezogen sich wohl auf die so genannte Spielbankenaffäre, bei der Regierungsmitglieder der Bayernpartei beschuldigt wurden, Schmiergelder angenommen zu haben. Hier hatte Riedmayr sein Amt gegen einen missliebigen Konzessionär ermitteln lassen, eine Aufgabe, die selbst wenn sie als Wirtschaftskriminalität einzustufen gewesen wäre,primär nicht in den Aufgabenbereich des Verfassungsschutzes falle.
Mit der Spielbankenaffäre war Riedmayrs Karriere im Landesamt dann auch beendet. Zunächst offiziell erkrankt, wurde er auf eigenen Antrag mit Urkunde vom 22. März 1960 in den Ruhestand versetzt.
Stimmen, „ob man sich des Mühlhaus sicher“ sei: Man habe aus zwei verschiedenen Quellen, die es wissen müssten, gehört, dass Riedmayr ein Opportunist und Intrigant sei, der sowohl seine Einsetzung in seine derzeitige Position dem Sozialisten Hoegner verdanke als auch andererseits – wenn es ihm geeignet erscheine – mit seinen Beziehungen zu den Wittelsbachern prahlte.
Hier mal ein paar Beispiele für Riedmayrs HK–Tendenzen und was er unter gründlicher Einvernahme versteht.
1930-12-24 Kriminalinspektor Riedmayr, Zwischenbericht an den Oberstaatsanwalt Neuburg a.D.
Der Gendarmerie Kommissär Goldhofer von Hohenwart gab gelegentlich einer Unterhaltung über die Mordsache der Meinung Ausdruck, dass er seit vielen Jahren den Gedanken nicht los gebracht habe, dass möglicherweise der alte Gabriel und seine Söhne als Täter in Frage kommen.
I.A.
gez. Tenner gez. Riedmayr
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Bei Würdigung des gesamten vorliegenden Materials muss festgestellt werden, dass zwar – wie bereits erwähnt – bisher zur Überführung ausreichend Anhaltspunkte für eine Täterschaft des Schlittenbauer nicht erbracht werden konnten, dass es aber auch heute noch nicht möglich ist, ihn endgültig aus dem Kreis der in Erwägung zu ziehenden Personen auszuscheiden. In den Akten findet sich zwar immer wieder der Hinweis, dass bei Schlittenbauer jeder Beweggrund zu der schauerlichen Tat fehlt, jedoch wurde nach meiner Ansicht hierbei einer Feststellung zu wenig Beachtung geschenkt, die nicht aus dem Auge gelassen werden darf. Ich meine hierbei den Umstand, dass Schlittenbauer von Frau Gabriel Geld erhalten hat, das später wieder zurückgefordert wurde. Die mir zur Verfügung stehenden Akten ....
Staatsarchiv München / Pol. Dir. 8091B / Februar 1931
1931-05-12 Aktennotiz Riedmayr über Schlittenbauer
Nach dem Eindruck, den ich bei der gründlichen Einvernahme vom 30.3.1931 gewann, halte ich jedoch eine Täterschaft des Schlittenbauer für sehr unwahrscheinlich. Ich kann mich auch des Empfindens nicht erwehren, dass es sich bei den gesamten Angaben des Maier um Schwätzereien handelt.
Gez. Riedmayr
Krim. Inspektor
II. An den Herrn Oberstaatsanwalt
Bei dem Landgerichte
Neuburg a. Donau