vegani schrieb:mittlerweile ist es hier aber irgendwie so, dass jeder, der nur ansatzweise den Lenz verdächtigt,ein schweres Leben hat.
@vegani:
Das stimmt, aber dafür gibt es verschiedene Gründe. Mein Grund gegen die L. Schlittenbauer-Theorie zu schreiben ist, dass ich keine schlüssige Theorie sehe, die die Tatort-Situation mit einem wütenden Einzeltäter in Einklang bringen kann. Eine sachliche Diskussion ist aber kaum möglich, weil sofort der Krieg zwischen Verdächtigern und Verteidigern ausbricht, sobald diese Thematik auf den Tisch kommt.
Generell kann man sagen, dass der L. S. ein ausreichendes Motiv gehabt hätte, grundsätzlich. Zudem ist in den Akten ein Vermerk über das auffällige Verhalten während der Anwesenheit der Polizei. Das war es allerdings dann auch, mehr Gewicht liegt objektiv nicht in der Wagschale. Wenn man sich in die Sache vertieft, kann man feststellen, wie L. Schlittenbauer aufgrund einer scheinbar unlösbaren Situation in Mordverdacht gerät und nicht mehr heraus kommt.
Dabei geht es darum, dass er bei der Auffindung die Haustür von innen geöffnet hat. Laut (eigener!) Aussage war aber der Haustürschlüssel der Familie Gruber/Gabriel an dem Morgen, an dem vermeintlich ein Einbruch stattgefunden hat (Stichwort: Spuren im Schnee zum Haus hin, aber nicht zurück) nicht mehr auffindbar.
Dieser Zusammenhang war kein Thema während die ersten Vernehmungen gemacht wurden. Erst einige Zeit später (wann?) kam diese Verdächtigung auf: Wie konnte der Schlittenbauer-Lenz die (verschlossene) Haustür öffnen, obwohl doch der Schlüssel kurz zuvor verloren gemeldet worden war?
Klar, er musste der Mörder sein. Die Vorgeschichte - und er hatte den Schlüssel. Kein Zweifel.
Er selbst vermag auf diese Frage wohl weder bei der Schlichtung 1925, noch bei seiner zweiten Vernehmung 1931 eine Antwort zu geben. Dass der Mitauffinder Pöll bereits 1924 stirbt, wird zudem ein Problem, denn ab sofort verdächtigt der dritte Mitauffinder J. Sigl den Schlittenbauer ganz offen und es gibt keine neutrale Stimme mehr. Zudem kocht die Gerüchteküche gewaltig, die Sichtung des M. Plöckl ("Licht im Backofen") bläht sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Legenden-Monster auf. Und es bleibt nicht das Einzige.
Die simple Antwort auf die Schlüsselfrage klären zwei Indizien: Eine Zeitungsnotiz vom 08.04.22 und ein Nebensatz in der zweiten Vernehmung des L. Schlittenbauer: Es wurde von A. Gruber noch kurz zuvor ein Riegel an der Haustür angebracht. Somit war der Schlüssel belanglos, die Verdächtigung hinfällig. Aber er erinnerte sich nach 9 Jahren nicht mehr daran. Und das brachte das Unglück über ihn und seine Familie
Was bleibt ? Ein grundsätzliches Motiv, aufgeregtes Verhalten bei der Auffindung und ein Tatortbild, das sich mit diesem Mann als Täter nicht in Einklang bringen lässt. Das ist wenig und zwingt zu einer Recherche in eine andere Richtung. Das ist meine Meinung dazu. Ich hoffe, ich konnte etwas Erhellendes beisteuern.