Mordfall Hinterkaifeck
07.03.2014 um 15:30
Liebe Forenfreunde,
ihr kennt bestimmt Agatha Christies "Mord im Orientexpress".
Als ich es damals las, ging es mir genauso wie bei Hinterkaifeck … viele Personen, viele von ihnen wurden verdächtigt, vieles sprach für, aber vieles auch gegen die einzelnen Personen.
Daher meine These: Es war eine Gemeinschaftstat, oder die extreme Variante, die Tat (oder zu mindestens das Mittwissen) eines ganzen Dorfes.
Ich konnte nicht ganz die über 30000 Beiträge durchlesen, in denjenigen aber die ich überflog, habe ich bisher keine mit meiner Theorie übereinstimmenden Beiträge entdeckt.
Sollte ich mich wiederholen, meine ich dennoch, dass man sich aus dieser Sicht nochmal an den Sachverhalt heranpirschen sollte.
Ich denke einiges würde für eine solche Theorie sprechen.
Zum einen die widersprüchlichen Aussagen. Die HKer sollen "hart arbeitend" und dafür geschätzt sowie vermögend gewesen sein. Sehr ehrbare Attribute. Auf der anderen Seite aber wurden sie von den Dorfbewohnern als "Blutschänder", "Gottlose" u.v.m. beschimpft.
Warum diese gespaltenen Aussagen? Etwa Heuchelei? Abwendung von der Tat, gleichzeitig aber auch klare Beschuldigungen.
Auf jeden Fall sollte das einen zum Nachdenken anregen.
Subjektiv würde ich sagen, dass wenn man selber nichts mit der Tat zutun hat, die Familie nicht in der Hinsicht gelobt hätte. Man hätte in einem anderen Wortlaut ihre vermögende Situation dargestellt. Und dass manche so dachten, beweist letztendlich auch das Sterbebild. Hier konnte sich einer nicht mehr zurückhalten und schrieb seine Ansicht anonym auf. Es blieb bei dieser Ausnahme.
Ein guter Kollege von mir ergänzte meine Theorie folgendermaßen:
Der Staatsanwalt spricht auffallend oft von "den Tätern". Ob er mehr wusste?
Zudem der verspätete Fund. Hätte LS (für die meisten ja Haupttatverdächtiger) den Hof mehrmals aufgesucht, wäre das zwingend aufgefallen. Hätten sich hingegen mehrere Täter abgewechselt, wäre dies nicht der Fall.
Wir waren uns zusätzlich einig, dass man Raubmord gänzlich ausschließen kann. Täter mit Raubmotiv hätten die Zeit genutzt um die restlichen wertvollen Besitztümer einzusammeln.
Für mich gibt es deshalb nur ein einziges Rahmenwerk für ein Tatmotiv: der persönliche Kontext.
Ganz im Gegenteil würde ich sagen, dass hier möglicherweise eine falsche Fährte gelegt werden sollte. Ein paar Sachen mitgenommen, um das Raubmotiv anzudeuten. Ein Zimmer durchwühlt, um genau den gleiche Effekt zu erzielen.
Aber mehr noch:
Zeit genug um noch mehr falsche Spuren zu legen hatten sie ja.
Ein Einfaches war es die Kuhlen im Heu zu formen, die Dachziegel zu verschieben sowie die Geschichte der mysteriösen Spuren (und der gesamten Vorgeschichte) zu erzählen oder die vermeintliche Angst des Andreas Grubers im Vorfeld der Tat anzudeuten.
Die Zeitung wurde abgelegt um den potenziellen Täterkreis deutlich zu erhöhen und gleichzeitig von sich selber abzulenken, schließlich hatte anscheinend kein Göbener eine Münchener Zeitung abonniert…
Das ganze Verhalten wirkte für mich sehr konstruiert … und in vielen Dingen unüberlegt, sporadisch und letztendlich falsch.
Des Weiteren ist mir eines aufgefallen. Ich kenne mich leider wenig mit der Ausbildung bayerischer Polizeihunde in den 20ern aus.
Fakt aber ist, dass Hunde (falls sie darauf trainiert waren) kleinste Partikel Blut auch noch nach Jahren wittern können. Auf jeden Fall hätten sie dann die Tatwaffe entdecken müssen.
Wenn das so wäre, müsste die Tatwaffe im Nachhinein platziert worden sein
Somit ein weiterer Punkt für die gelegten falschen Spuren.
Genauso sehe ich den Sachverhalt des plötzlich entdeckten Taschenmessers und der Bandeisen. Auf die Tatwaffen gehe ich später nochmals ein.
Und warum der schnelle Abriss des Tatortes? Das schreit förmlich nach schneller Beseitigung der letzten möglichen Beweise. Das Dorf wollte abschließen mit der Geschichte. Das Haus hätte die Erinnerung stets wach gehalten und eventuell noch ein paar Indizien preisgegeben
Zuletzt lohnt es sich noch einmal auf die Ermordung der einzelnen Opfer zu fokussieren.
Andreas Gruber galt als kräftiger Mann. Mehrere Personen hätten ihn demnach besser überwältigen können, eventuell ein Einziger gar nicht.
Dazu kommen die unterschiedlichen Todesursachenalternativen. Es fanden sich zusätzlich zu den Zertrümmerungen, bei manchen Opfern Spuren von Quetschungen im Halsbereich.
Fortführend kann man die verschiedene Wucht der Schläge auf die Opfer aufführen.
Josef wurde mit ungemeiner Kraft erschlagen. Ich könnte mir vorstellen, dass gerade hier einer der Täterwechsel stattfand, d.h. einer der Eindringlinge war an der Reihe. Er hatte noch nicht die Erfahrung. Also schlägt der männliche Täter kräftig zu.
Es wäre eine Alternative zur brutalen Ermordung Josefs aufgrund des persönlichen Hintergrundes (und sollte vielleicht auch eine gewünschte Verbindung zu LS verursachen).
Man sieht, dass sich Hinweise finden lassen, die darauf hindeuten, dass es eine Gemeinschaftstat war.
Dafür spricht auch die Theorie, dass mehrere Tatwaffen verwendet wurden.
Die 3 unterschiedlichen potenziellen Tatwaffen konnten mindestens 3 unterschiedliche Träger haben.
Kategorisch schließe ich aus, dass es Unbekannte, sprich Täter von weiter weg es waren. Diese Täter hätten den Tatort schlichtweg deutlich schneller verlassen. Genauso wie Raubmörder.
Das Verhalten nach der Tat lässt auf Personen aus dem Umfeld schließen. Andere hätte sich nicht die Mühe gemacht.
Zusammengefasst: Wenn die meisten/alle Täter oder mindestens Mitwisser waren, wäre keiner besonders herausgestochen. Sie könnten weiter zusammenleben, verschwiegen und keiner würde es jemals herausfinden, solange nicht einer das Schweigen bricht.
Als Motiv sehe ich v.a. Neid und Missgunst als Tatmotive par excellence. Sie haben ja schon ganz richtig festgestellt, dass ihre Nachbarn zwar gottlos aber dennoch vermögend waren. Das wird die Gröbener wohl geärgert haben. Und in der hintersten Ecke, ziemlich abgeschottet kann schon mal auf komische Ideen kommen. Der Ärger und Frust steigert sich und dann nimmt man die gerechte Strafe Gottes einfach selber in die Hand
Ich würde eventuell noch weiter gehen zu These 2: Alle außer LS!
Bei mir herrscht stets ein Zwiespalt bei ihm über schuldig oder nicht.
Es wäre doch gut möglich ihm alles in die Schuhe zu schieben Er konnte sich nicht wehren, da kein anderer wirklich zwingend tatverdächtigt war. Sich in der Situation si mit der Idee eines Komplottes zu beschäftigen ist stark unwahrscheinlich.
Außerdem kam seitens der Dorfbewohner nie eine deutliche Aussage gegenüber LS. Es hieß nur immer man könne sich das gut vorstellen… er hatte ja auch eine Affäre und da waren auch noch Josef und die Anzeige usw.
Durch seine durchwachsene Vorgeschichte mit Hinterkaifeck war er der perfekte Sündenbock.
Theorie 3:
Maria Baumgartner als Schlüsselfigur.
Wenig ist über sie bekannt. Aber trotzdem wurde sie an ihrem ersten Abend sofort erschlagen. Zufall oder nicht?
Vieles deutet darauf hin, dass der/die Täter den Hof beobachtet haben. Falls es Dorfinterne waren, hätten sie auch erfahren und weitergeben können, dass die neue Magd an dem Tag kommen würde.
Selber mal die Chose durchgespielt und mich in die Lage des Täters versetzt.
Hätte ich das erfahren und es ginge mir nicht um sie. Ich hätte es rational gesehen entweder vorher gemacht, oder gewartet bis sie den Hof kurzeitig oder gänzlich verlässt.
Die andere Möglichkeit wäre, dass es wirklich um Baumgartner ging, man sich Zutritt verschaffen musste. Bewohner und Zeugen ausschaltete um dann das eigentliche Ziel zu erreichen.
Ein etwas weit hergeholter Ansatz: Vielleicht sogar die eigene Schwester?
Über die familiäre Situation ist ja nicht massig viel Information vorhanden.
Ich distanziere mich klar davon, irgendwelche Personen des Mordes zu beschuldigen. Es sind einzig und allein Theorien, wie es hätte sein können.
Milano