Mordfall Hinterkaifeck
06.11.2013 um 21:55
So, wo war ich, als ich rüde unterbrochen wurde?
Ah, ja, bei der Betrachtung, warum die Gabriels nicht wirklich gute Verdächtige sind. Möglich ist natürlich alles, aber die Gabriels als Täter sind sehr unwahrscheinlich, mit Sicherheit aber nicht „perfekt“ – außer natürlich in dem Sinne, dass man sie anführen kann, um von weitaus wahrscheinlicheren Täter(n) abzulenken.
Klar, Motive ließen sich finden, nur, waren diese so drängend, dass sie zur Tat führten?
Falls es Hass/Wut auf die Grubers wegen Karl war, so haben sie sich reichlich Zeit gelassen.
Hmm, Erben wollen? Nun, ja, wer will das nicht, aber geht man dabei dermaßen brutal vor? Hinzu kommt die Wahl des Mordtages. Es sieht bei dieser Tat ganz so aus, als hätten hier Täter zugeschlagen, weil sie nur zwingend an diesem Tag konnten.
Welche Art Täter wäre das?
* Auftragskiller mit Zeitplan
* Diebsgesindel, Mordbuben, ebenfalls mit Zeitplan
* Rächer? Vielleicht, aber dann mit Zeitplan
Wie wir schon öfters hatten, muss die Tat nicht geplant gewesen sein, in dem Fall hätte also ein Zeitplan durchaus eine andere Tathandlung verfolgt, wie zB:
* Einbruch
* Raub
* eventuell Rache durch bis dato noch Unbekannt
wobei eben auch die Möglichkeit besteht, dass die anschließenden Tötungen nur die, wenn auch möglicherweise ursprünglich nicht vorgesehene, Folge einer anderen, durchaus zeitlich für diesen Tag vorgenommenen, Tat war.
Folgendes Szenario ist nur eines von einigen denkbaren ähnlicher Art (alle ohne Beteiligung der Gabriels).
Die Geschehnisse im Vorfeld, Fußspuren und Schlüssel (in der Tat sollte man Dinge, die nicht geklärt sind, gerade deswegen nicht einfach als unwichtig abtun), deuten wohl eher auf ein geplantes Handeln hin. Als also die Täter vor Ort waren, hatten sie nicht mehr vor, aufzugeben. Sie mussten möglicherweile ein Weilchen stillhalten, weil ihnen ausgerechnet an diesem Tag etwas Unvorhergesehenes in die Quere kam, und das war die Ankunft der Magd, von deren Auftritt sie ja trotz Spionierens in den Tagen davor nichts wissen konnten.
Also harrten sie eine Zeitlang der Dinge, die da kommen könnten. Man beachte die Kuhlen im Heu nebst dem Haufen menschlichen Stoffwechselproduktes. Die Schwester der Magd geht, die Nacht bricht an, die Täter wähnen sich am Ziel ihrer Wünsche ...
... da werden sie bemerkt und der Gruber hat womöglich eine Waffe …
… und jetzt zum Mordszenario mit den Protogonisten, die wir mal die Gabriels (Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind wegen der gerne verlangten "Rechtstaatlichkeit" rein zufällig) nennen. Diese wollen erben. Durch einen dummen Zufall fällt die Durchführung des Entschlusses, die Verwandten vorzeitig vor dem Herrn abtreten zu lassen, ausgerechnet auf den Tag der Ankunft der neuen Magd. Ein Problem taucht auf, was nun?
Nun, da die Gabriels aber den Hof ja jederzeit unauffällig aufsuchen können, ist das nicht so schlimm. Sie müssen ja nicht an diesem Tage zuschlagen (es sei denn, es wäre fürs Erben von emminenter Bedeutung, dass die eingeplanten zukünftigen Erblasser exakt an jenem Tage sterben – was aber, wie wir in der Folge wissen, ja nicht zutraf).
Somit hatten Gabriels
*KEINEN Grund zu vorzeitigen Kurzschlusshandlungen,
*sie hätten jederzeit ein anderes Mal vorbeischauen können, wenn es weniger Leute oder Zeugen gab,
*sie hätten sich vor einer frühzeitigen Entdeckung nicht fürchten müssen, sondern einfach so tun können, als wollten sie mal „vorbeischauen“,
*sie hätten sich nicht bei niedrigen Temperaturen auf dem Dachboden aufhalten müssen,
*sie hätten nichts suchen müssen, als Motiv unterstellen wir ja Erben-Wollen,
*und falls, was immer sie gesucht hätten, hätten sie bequem ein paar Tage später, nach der Entdeckung, suchen können, statt sich länger im Mordhaus auf zu halten, um zu sehen und das Risiko erwischt zu werden, zu erhöhen,
*sie hätten nach der Tat ruhig nach Hause gehen und dort essen können, statt bei den Opfern (vorausgesetzt natürlich, die/der Täter tat/en dieses überhaupt),
*eventuelle blutverschmierte Kleidung hätten sie ebenfalls zu Hause wesentlich einfacher und sicherer entsorgen können statt in der Nähe des Tatortes – denn, merke auf: wer bei einem Mord erwischt wird, darf von seiner Missetat nicht profitieren, sprich: dann später das Erbe, trotz der „mordsmäßigen“ Mühen, die man sich vorher gemacht hatte, nicht mehr antreten.
*zu guter Letzt: wer erben will, will das auch ordentlich tun. So jemand meldet seine Besitzansprüche so bald wie möglich an, d.h. „findet“ die Leichen seiner verblichenen Verwandten so SCHNELL WIE MÖGLICH, alleine schon deshalb, weil halbverhungertes Vieh im Werte sinkt.
Und dann hätten wir noch ... weder Räuber noch Gabriels haben ein Motiv die Haue zu verstecken. :)