Wer konnte mit dieser Gnadenlosigkeit ein Kleinkind ermorden? - Nun, das gab es zuvor ja schon, so etwas hat die Bande der Schmaderer gemacht. Nach den Archivangaben ist es möglich, dass von den 13 Mitgliedern nicht alle gefasst wurden bzw. umkamen. Ignaz Schmaderer hatte übrigens für den Tatabend kein Alibi, er war 6:30 wieder an seiner Flussbaustelle. Sollte er daran beteiligt gewesen sein, spräche das sehr dafür, dass die Mörder fluchtartig das Weite gesucht hatten, da sie überrascht wurden.
Schmaderer Bande
Die Schmaderer Bande hat um die Jahrhundertwende vom Allgäu bis zum Bayerischen Wald ihr Unwesen getrieben. 1903 ist sie in München aufgeflogen. Kopf der Bande war der Familienvater Josef Schmaderer, der auch seine Söhne zu Raubzügen mit genommen hatte. Die Ehefrau und Mutter galt als Anstifterin. 1922 waren fast alle Schmaderers tot. Sie haben sich selber umgebracht oder sind von Kumpanen getötet worden. Josef Schmaderer hat sich im Polizeigefängnis aufgehängt als man ihm den vierfachen Raubmord von Salmdorf aus dem Jahr 1893 nachweisen wollte. Es handelte sich dabei um ein Verbrechen an der Bäuerin Alma Reitsberger und ihren drei Töchtern im Alter von 23, 16 und 14 Jahren. Der Fall hatte damals ungeheures Aufsehen erregt. Nach der Tat zündeten die Täter den Hof an.
Die Bande hatte nie Waffen dabei, sondern nahm als Mordwerkzeug das, was man gerade vorfand.
Sie überfielen fast ausschließlich größere bäuerliche Anwesen oder Pfarrhöfe. Meist gingen sie so vor, dass sie in den Stall eindrangen, ein Tier losbanden und damit die Opfer herbei lockten. Abgesehen hatten sie es auf Schmuck und Geld.
Regelmäßig fuhr Joseph Schmaderer nach München und ließ das die Beute dort einschmelzen. Das fiel nicht auf, denn er hatte einen Gewerbeschein für Gold-und Silberhandel.
Die Parallelen zu Hinterkaifeck sind KOI Rubner vom Erkennungsdienst der Münchner Polizeidirktion aufgefallen, der die Reuthaue nach Fingerabdrücken überprüft hat. Am 9.2.1925 hat er über die Parallelen etc. sogar ein Protokoll aufgesetzt.
Ergänzend hierzu:
Beitrag
@Badesalz vom 19.7.2010 Hinterkaifeck-DasForum aus Beständen des Münchner Staatsarchivs:
1903 Einbrecherbande in München festgenommen, Haupt ein gewisser Josef Schmaderer, *13. Sept. 1848.
Hat sich im Polizeigefängnis aufgehängt, als er verdächtigt wurde, 1893 an einem "ungeheueres Aufsehen erregenden Raubmord in Salmdorf" beteiligt gewesen zu sein, wo "7 Personen vom Greis bis zum Kind in der Wiege erschlagen wurden und das Anwesen dann in Brand gesetzt wurde".
Nach "langen Jahren" wurde ein weiterer (ungenannter) Verdächtiger festgenommen, der sich ebenfalls in U-Haft ehängt haben soll. Weiteres Mitglied (ungenannt) "später ... in der Nähe v. Salzbg. od. Kufstein" bei Festnahmeversuch erschossen.
"Die Devise des alten Schmaderer war: "Nur erschlagen, nicht erschiessen. Schlagen macht fast keine Geräusche!""
"Es waren damals ungefähr 13 Mitglieder der Bande." (Darunter auch Frau und Tochter des Schmaderer und der Sohn Ignatz Schmaderer, *10. Mai 1875 zu Metten.)
"Ignatz Schmaderer am 6. Mai 1917 aus dem Zuchthause Kaisheim entlassen worden." (verurteilt zu 15 Jahren)
gez. Rubner, Kr. Ober-Inspektor
(5 Seiten ohne Datum)
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-- Ign. Schm. wohl ausgeschlossen wg. nachgewiesener Arbeitsstelle (zumindest für Samstag, d. 1. April ab sechs Uhr (Isarregulierung bei Wolfratshausen). Fr., den 31.3. hat er allerdings gefehlt.