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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 01:17
@Wertu
Das Krätzchen wurde von Mannschaften und Unteroffizieren getragen, andere Dienstgrade trugen Schirmmützen. Unteroffizieren war die Schirmmütze gestattet. Wenn im Felde statt des Helmes die Feldmütze getragen wurde was relativ häufig vorkamsollten die Schirmmützenträger die Mütze beim Sturm auf die feindliche Stellung mit dem Schirm nach hinten aufsetzen, um sich nicht als Funktionsträger den feindlichen (Scharf-) Schützen erkenntlich zu geben.


Das Krätzchen auch Feldmütze genannt hat sich aus der Lagermütze der Uniformierung der Be-
freiungskriege entwickelt.

Orginale wirst Du auf dem Flohmarkt selten finden, da werden meist nur Replikate angeboten.
Mir wollte mal so ein Gutenberg, Rangabzeichen eines Generalfeldmarschall der SS verkaufen.
Wo jeder Interessierte genau weiß, dass es diesen Dienstrang nicht gab.

Allein von der Feldmütze gab es 155 verschiedene Ausführungen, je nach Regimenter etc.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 03:10
@troadputzer, @lörner Danke für die Erklärung.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 07:50
@Dewo

Karl Gabriel sen. ist bekanntlich erst 1931 gestorben. Seine Ehefrau hat zumindest 1937 während der Inhaftierung ihrer drei Söhne noch gelebt.

Ist Dir denn seitens der von Dir erwähnten Bestatterin vielleicht bekannt wann und warum das Gabriel-Grab so früh aufgelassen worden ist? Die Nutzungsdauer beträgt doch mindestens 20 Jahre.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 09:49
Zitat von PfarrerBraunPfarrerBraun schrieb:Der Grabstein wurde in der Dokumentation Spurlos von RTL gezeigt. War natürlich eine
Requisite.
@PfarrerBraun
Irgendwas geht jetzt hier, was den Grabstein betrifft, total durcheinander.

Der Grabstein, der in der Sendereihe "Spurlos" gezeigt worden ist, ist nicht identisch mit dem Stein, den Gronefeld fotografiert hat. Auf dem Gronefeld-Foto, dass die Gedenkinschriften aller drei Gabriel-Brüder zeigt, sind im Hintergrund nicht Sand und bröckelnde Mauern zusehen sondern weitere Grabsteine.
Außerdem: Franziska Gabriel, die Ehefrau von Karl Gabriel sen. ist nach meinen Infos erst 1941 verstorben. Und da soll das Grab schon ein Jahr später eingeebnet worden sein?

Gronefeld soll damals diesen Stein "zusammengefaked" haben? Wie hat man sich das vorzustellen? Hat da ein Bühnenbildner oder ein Filmausstatter einen "Pappstein" angefertigt? Aus welchem Grund? Für eine normale Doku mit jeder Menge Bildmaterial ist das ein kleines bißchen viel Aufwand.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 09:52
@Schissler
Zitat von SchisslerSchissler schrieb:Karl Gabriel - der einzige von der Familie Gruber/Gabriel, von dem bisher ein Foto bekannt ist, der sozusagen ein "Gesicht" hat.
Martin Asam hat inzwischen auch ein Gesicht: http://ratschundtratsch.de/mediawiki/index.php?title=Martin_Asam

Und auch von den Brüdern Karl Gabriels gibts inzwischen Bilder in sehr guter Qualität im Netz: http://ratschundtratsch.de/Veteranentafel.php (Archiv-Version vom 01.08.2013) Durch Scrollen lassen sich die Bilder noch stark vergrößern.

@Dewo
Das mit dem Grabstein ist doch nicht wahr - auf dem Foto sieht man eindeutig, dass der Stein steht und nicht liegt. http://hinterkaifeck-mord.com/images/b/b7/Grabstein_Familie_Gabriel.jpg Und in dem Grab lagen ja offensichtlich die Eltern von den gefallenen Gabriel-Brüdern. Karl Gabriel sen. starb 1931, seine Frau nach ihm. Es wird mit Sicherheit eine zwanzigjährige Liegezeit gegeben haben, also müssste das Grab noch bestanden haben und kann keinesfalls 1944 aufgelöst worden sein.

Ah, ich sehe gerade, AngRa schrieb das gleiche.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 10:54
@Dewo
Zitat von DewoDewo schrieb:Das Geheimnis des Grabsteines, die Aufnahme von Gronefeld entstand ja wohl um 1950, doch
da war das Grab bereits eingeebnet. Der Orginal Grabstein zwischen der bröckelnden Friedhofsmauer und einem Sandhaufen liegend zum Abtransport.
Da muss ich jetzt @topfsekre1 zustimmen, auf dem Bild steht der Grabstein eindeutig, der liegt nicht.

@Dewo
Woher stammen Deine Informationen über den Anruf bei Gronefeld im Vorfeld des "Spurlos"-Filmes? Von Kurt Hieber?


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 14:06
Zitat von PfarrerBraunPfarrerBraun schrieb:Der Grabstein wurde in der Dokumentation Spurlos von RTL gezeigt. War natürlich eine
Requisite.
@PfarrerBraun
Der im Spurlos-Film gezeigte Grabstein war zweifellos für diesen Film präpariert, also quasi "umfrisiert" worden, hat aber mit dem von Gronefeld fotografierten Grabstein absolut nichts zu tun.

Siehe hier die Filmszene ab 2:33 s
http://www.hinterkaifeck.net/index.php?menuid=20&reporeid=26

Und hier der von Gronefeld fotografierte Grabbstein:
http://www.hinterkaifeck-mord.com/index.php?title=Datei:Grabstein_Familie_Gabriel.jpg

In der von Kurt Hieber im Jahr 2009 produzierten Hinterkaifeck-Doku wurde wieder ein anderer Grabstein gezeigt, der natürlich ebenfalls für den Film präpariert war.

Auf Gronefelds Grabsteinfotos finde ich keinen Hinweis auf einen Fake.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 14:31
@topfsekret,
@drahdiwaberl,
stimme Euch da nur zu gerne zu !
@alle,
Deswegen frage ich mich seit geraumer Zeit, wohin man diesen Gedenkstein für die drei WK-I Gabriel-Brüder verlagert hat ? Diesen Stein(aufsatz) liess doch eine leidgeprüfte wie stolze Familie nicht einfach so in die PAAR-Pampa werfen, oder vom Steinmetzen wieder recyclen, an Den sogar verkaufen ? Nein, sowas kann ich mir kaum vorstellen. Das Gedenken an 3 Brüder verscherbeln: NEIN.
**
Wo also fand dieser Gedenkstein/(Pseudo)Grabstein seine endgültige "diskrete" Ruhestätte ? Gab es gar Zoff im Rahmen gewisser HK-Verdächtigungen, und die Familie Gabriel entfernte (empört und genervt) diesen Stein, verlagerte ihn an einen versteckten Ort, der aber weiterhin den internen Familienmitgliedern zugänglich war und ist !? Gar ein anderer Friedhof, wohl doch weniger glaubhaft.

Ich denke da bspw. ganz einfach an eine HK-Geschichtsträchtige grosse Scheune in L.
Lasse mich gerne belehren, bitte um weitere Vorschläge .. :-)
*******
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 15:34
Bernie, doch, ich gehe davon aus, dass der STein nach Auflassung des Grabes an den Steinmetz zurückging. Das ist allgemein so üblich, was soll man sonst mit so einem Stein machen. Wenn einem das alles noch wichtig ist, hätte man ja das Grab noch weiter halten können.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 15:56
Da muss ich @topfsekre1 zustimmen. Das ist der übliche weg und mir ist auch bisher nie ein Fall begegnet, wo man so einen Grabstein nach Ablauf der Liegezeit privat woanders wieder aufgestellt hat. Allenfalls werden die Porzellanl-Bilder mit den Porträts der Verstorbenen aufbewahrt.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 16:27
@topfsekret,
@drahdiwaberl,
ok, merci für Eure Meinung. Ich bin da halt eben etwas melancholischer, würde den Gedenkstein notfalls auf dem eigenen Grundstück "verewigen". Die Gräber selbst sind ja eh nicht "dabei" ....
*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 17:45
@AngRa
Natürlich ist es möglich, dass im Gronefeld-Nachlass auch (handschriftliche) Notizen von ihm oder von Heinz Ulrich vorhanden sind. Es ist aber schon klar in welche Richtung die gingen.
Es gibt ein kleines Manuskript von ihm. Darin taucht der Name Schlittenbauer aber noch nicht mal auf. Dafür heißt es u.a. darin:
Es scheint uns ziemlich ausgeschlossen, dass Anton Gump der Täter oder auch nur Mittäter oder Mitwisser war, ebenso sehr, wie wir ihn entlasten sollten, müssen wir den Adolf Gump belasten.
http://www.hinterkaifeck-mord.com/index.php?title=Bericht_%C3%BCber_Hinterkaifeck_von_Heinz_Ulrich

Das könnte aber natürlich auch nur eine Art "Regieanweisung" für den späteren Artikel gewesen sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 18:39
Der "Gronefeld´schen Fotokiste" liegt ein Text von Heinz Ulrich bei, der im Winter 1952/53 entstanden sein dürfte. Es handelt sich um eine erste Zusammenfassung der Recherchen bei Angehörigen der Familie Gump, die anscheinend so nie veröffentlicht wurde.

Der Journalist Heinz Ulrich hat sich intensiv mit dem Mordfall Hinterkaifeck befaßt und 1952 und 1953 zwei Artikel in der Illustrierten "Weltbild" veröffentlicht. Seine Recherchen wurden vom Bildreporter Gerhard Gronefeld unterstützt.

Ursprünglich hielt Heinz Ulrich die Brüder Gump für die möglichen Täter, wandte sich dann aber einem anderen Verdacht zu.

Im Rahmen einer für die Staatsanwaltschaft Augsburg vorgenommenen Vernehmung beim Amtsgericht München hat er - sehr wahrscheinlich im Juli 1953 - folgenden maschinenschriftlichen Text zur Verfügung gestellt, der eindeutiger gar nicht sein kann und deutlich zeigt, wen er verdächtigt hat:
"(...) Die so hoffnungsvoll aufgenommene Spur des Kaplans Anton
Hauber erwies sich als Weg in die Irre. Aber dadurch dass
die Voraussetzungen für diese Spur wegfielen, war es uns
möglich, eine andere, die wir im vergangenen Jahr liegen lassen
mussten, weil sie sich nicht mit der Kaplan Haubers deckte,
wieder aufzunehen. Wir hatten in Verdacht den nächsten
Nachbarn der Hinterkaifecker, den Ortsführer von Gröbern,
dem 500 Meter entfernten Weiler, Lorenz Schlittenbauer, als
Täter, seinen Sohn Hans Schlittenbauer, der damals 15 Jahre
alt war, als Mitwisser und in gewisser Weise auch als Mit-
täter. Dieser Verdacht hatte aber keine Stütze durch die
Behauptungen der Frau Meier, geb. Gump, die angegeben hatte,
die Mörder wohnten in Augsburg und sie wären noch niemals
verhaftet gewesen.
..... Wir haben die Punkte, die gegen Schlittenbauer sprechen
noch einmal von Zeugen erhärten lassen. Dies sind der Landwirt
Jakob Siegl, der vor der Rache der Schlittenbauers aus Gröbern
fortziehen musste, weil er seinerzeit gegen Lorenz Schlitten-
bauer ausgesagt hat. Ferner der Gemeindeschreiber Dersch. Der
Mechaniker Hofer, der noch nach dem Mord auf dem Hof gearbeitet
hat.

1. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Mörder, es sei denn,
dass er ganz in der Nähe wohnte und Gelegenheit hatte, ab und
zu unbemerkt hinüberzuschlüpfen, noch Tage nach seiner Tat
im Mordhaus verweilt, um das Vieh zu füttern. Dass das Vieh
gefüttert wurde, ist bewiesen.

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2. Lorenz Schlittenbauer wurde von Jakob Sigl nach Ent-
deckung der Tat auf sein Verlangen allein im Mordhaus
zurückgelassen, weil er angab, das Vieh füttern zu müssen,
das ihn weit mehr interessierte, als die erschlagenen Nachbarn.
Er wurde von dem Gemeindeschreiber Dersch etwas später auch
angetroffen, wie er allein in der dunklen Scheune herum-
wirtschaftete.

3. Der Schlüssel zum Haus war am Tage zuvor von dem alten
Gruber vermisst worden. Jakob Siegl hatte ihn dabei getroffen
wie er den Schlüssel suchte und von Spuren sprach, die um sein
Haus herumliefen. Angebotene Hilfe lehnte Gruber ab. Am Tag der
Entdeckung des Mordes waren Lorenz Schlittenbauer, Jakob Siegl
und ein dritter Nachbar, Pölt [sic!], der inzwischen verstorben ist,
zum Mordhaus hinaufgegangen. Schlittenbauer kannte sich genau
auf dem Hof aus. Er ging sofort durch die Scheune, deren Tür offen
stand, und durch den Stall ins Haus, dessen Tür er mit dem
Schlüssel, der fünf Tage vorher gefehlt hatte, aufschloss. Zur
Rede gestellt, behauptete er, der Schlüssel habe über
der Tür an seinem Platz gelegen.

4. Schlittenbauer war auf diesem Weg im Halbdunkel an den
Leichen, die übereinander an der Verbindungstür zwischen Stall
und Scheune lagen, vorbeigegangen, ohne sie zu sehen oder etwas
von ihnen zu merken, obwohl der Gang zwischen Wand und Heu so
schmal war, dass er zwangsläufig über die Hand der Vik-
toria Gabriel hätte stolpern müssen .... ausser er hätte etwas
davon gewusst.

5. Schlittenbauer war in der fraglichen Zeit, dem 31.3., dem
1. 2. und 3. April für keinen Nachbarn zu sprechen. Wenn man auf
seinen Hof kam, hiess es: "Der Vater ist auf dem Heuboden. Er
passt auf Diebe." Auch sein Sohn Hans war in diesen Tagen nicht
aufzufinden.

6. Im Mordhaus ging Schlittenbauer zuerst in das Zimmer, wo
der kleine Josef lag, für den er vor drei Jahren die Vater-
schaft anerkannt hatte und sagte: "Mein armer Bub ist auch

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hin." Darauf zündete er zwei Kerzen an, die er mitgebracht
hatte und stellte sie neben den Kinderwagen, in dem der
Kleine mit zertrümmertem Schädel lag. Wichtig hierbei ist,
dass Schlittenbauer überhaupt nicht der Vater des Kindes
war. Der alte Gruber hatte es in einem langdauernden blut-
schänderischen Verhältnis mit seiner Tochter gezeugt. Schlitten-
bauer hatte die Vaterschaft lediglich für 1000 Mark Vergütung
anerkannt. An die Viktoria Gabriel kam kein anderer ran. Der
alte Gruber paßte auf wie ein [Anm.: durchgestrichen ist "Schiesshund"] Othello.

7. Als Jakob Siegl den Lorenz Schlittenbauer wegen des
verlorenen und angeblich wieder aufgetauchten Schlüssels zur
Rede stellte, zeigte dieser ihn an. Siegl wurde zu einer kleinen
Geldstrafe wegen Verleumdung verurteilt. Als der andere
Nachbar Pölt [sic!] ihm in der Oeffentlichkeit ins Gesicht schrie:
"Die hat niemand anders erschlagen als du!" zeigte
Lorenz Schlittenbauer diesen nicht an, weil er zuviel wusste.

8. Die Familie [...] besteht aus psychopathischen
Menschen mit schlechtem Erbgut. Obwohl sie wirtschaftlich
am besten situiert sind, finden sich Diebe und Einbrecher
unter ihnen.

9. Ausspruch des Lorenz Schlittenbauer auf die Meldung
des Briefträgers, das Vieh rühre sich so und kein Mensch sei auf
Hinterkaifeck zu sehen: "Entweder haben sie die aufgehängt oder
alle erschlagen."

10. Es ist nicht anzunehmen, dass Hausierer, Hamsterer, Korb-
flechter und dergleichen Leute, wenn sie auch ab und zu auf den
Hof kamen, wirkliche Kenntnisse von den Lokalitäten gewinnen
konnten. Der alte Gruber galt als menschenscheu. Das Haus
war immer verschlossen, was auf dem Lande ungewöhnlich ist.
Der einzige, der sich in Haus und Hof auskannte, wie die
Bewohner selbst, war Lorenz Schlittenbauer.

11. Der Mörder muß bekannt gewesen sein auf dem Hof. Der
Hund hat ihn ja nicht gemeldet. Auf dem Heuboden wurden zwei
im Heu eingesessene Stellen gefunden, woraus man schloss, dass

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es sich um zwei Mörder handle. Unterstützt sollte das angeblich
dadurch werden, dass man zwei Dachziegel aufgestellt fand,
die den beiden Verbrechern dazu gedient haben sollen, nach
anderen Besuchern des Hauses auszuspähen. Verständlich wird
diese Sache aber erst dann, wenn man an eine Blickverbindung
zum Dach des nächsten sichtbaren Hofes denkt. Das war der
Schlittenbauers.

12. Schlittenbauer ist seinerzeit nicht so vernommen
worden, wie es richtig gewesen wäre. Es steht fest, dass der
untersuchende Kriminalbeamte von der Münchener Mordkommission
Rauchfleisch von ihm angenommen hat. Der Staatsanwalt
Renner wiederum hat erklärt, es sei unmöglich, dass Lorenz
Schlittenbauer der Mörder sein könnte: "Kein Vater bringt es
übers Herz, sein Kind so bestialisch zuzurichten. Das hätte er
bestimmt geschont." (Schon um sich in besonderen Ver-
dacht zu bringen) Es ist nicht notwendig, auf die Naivität die-
ser Gründe einzugehen, da ja Schlittenbauer gar nicht der Vater
des Kindes war. Gerade dieses Kind muß er ja besonders gehasst
haben. Zur Rückversicherung, falls es vielleicht doch sein Kind
sein konnte, die Kerzen.

13. Zuletzt kommt die Frage nach dem Motiv. Weder Eifer-
sucht noch Raublust hätten ein solches Verbrechen zustande
gebracht. Der Mord war genauestens vorbereitet, von jemand, der
genau Bescheid wusste im Haus, zu einer Zeit, als Regen oder
Schnee bevorstand, der die Spuren beseitigen konnte, was dann
auch eintraf. Das Wichtigste wurde bisher nicht erwähnt: Es fehl-
te weder Geld noch Geldeswert in dem Haus. Zwei Töpfe mit
Gold und Silbermünzen waren in der Zeit der Inflation ein sol-
cher Schatz, dass jeder Verbrecher diese Gelegenheit ergriffen
hätte, es sei denn, er habe aus "ehrenhaften" Motiven gehandelt.
..... Man kann nicht erwidern, die Mörder hätten vielleicht in
Hast gehandelt und diese Töpfe übersehen, denn sie haben ja
noch drei Tage nach dem Mord das Vieh gefüttert. Um die Menschen

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und ihre Güter hat man sich nicht gekümmert. Auch das
spricht dafür, dass sich die Mörder nicht drei Tage
im Haus aufgehalten haben, sondern dass das Vieh von jemand
gefüttert wurde, der ein oder zweimal am Tage extra deswegen
hinging. Wagen konnte das nur jemand, der in dieser Gegend
absolut unverdächtig war, ein Nachbar.

Sechs Menschen einen nach dem andern abzuschlachten
wie es hier geschah, ohne dass sich nicht das Gewissen regen
würde, dass der Plan nicht Fehler bekommen würde, das ist nur
möglich, wenn sich der Täter im Recht glaubt, dann also, wenn
persönliche Rache im Spiel ist.
..... Wir wissen von Schlittenbauer, dass er gedroht hat: " Ich
zeige den Alten an. Jetzt kommt er mir wegen Blutschande dran.
Dem brock ich es ein, dass er gleich drin bleibt." Trotzdem
hat er nachher die Vaterschaft anerkannt und damit seine
bereits vollzogene Anzeige selber ad absurdum geführt,
sodass der alte Gruber freikam. Die tausend Mark, die Schlitten-
bauer dafür bekam, musste er damals an die Gerichtskasse
zahlen. Er hatte daran keinen Verdienst. Warum also tat er es
trotzdem? Er hatte sich wieder mal einseifen lassen. Man hatte
ihm Viktoria versprochen, aber der alte Gruber hatte seine
Tochter dann doch nicht hergeben wollen. Wenn wir in Lorenz
Schlittenbauer den Rächer seiner Ehre und darüber hinaus
den Rächer, der diese Sippschaft der Schande auslöschte, sehen
wollen, dann haben wir ein stichhaltiges Motiv und einen
Mörder, der fähig ist, dieses ganze Blut zu vergiessen. Ein
Mann, der im Recht ist, wenn er einen anderen tötet, braucht
diese Tat auch nicht zu beichten. Sie bedrückt ihn ja nicht.
Im Gegenteil, der fühlt sich als Held.
(...)
Quelle: HK-Akten im Staatsarchiv Augsburg, 1Js 244/52


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 18:59
@Badesalz
Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Text, den zumindest ich bisher noch nicht in dieser Ausführlichkeit kannte.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 18:59
Teile dieses Textes habe ich auch schon 2009 eingestellt:

Mordfall Hinterkaifeck (Seite 1010)

Ich empfehle die Lektüre der ganzen Seite 1010.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 19:04
@Badesalz

Auf diesen Text bezog sich mein Beitrag zur Eindeutigkeit des Gronefeldschen Tatverdachts!


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 19:05
@Badesalz

Vielen Dank für das Einstellen dieses Textes.

Ich bin erstaunt darüber, wie „schnörkellos“ und „modern“ dieser Reporter damals die Motivlage zu Papier gebracht hat. Diese Zeilen sind zeitlos.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 19:57
Was die Argumentation nicht logischer macht. Schlittenbauer soll so abgebrüht gewesen sein, daß er über die Leichen stieg und sich im Haus ganz normal verhielt, andererseits soll er sich tagelang auf seinem Heuboden verkrochen haben. Der Text deutet ja selbst an, daß der Täter nachfolgend nicht die ganze Zeit auf dem Hinterkaifecker Hof anwesend gewesen sein muß, sondern nur zeitweise - insofern kann die Heubodenerklärung ja auch nicht dafür herhalten, daß Schlittenbauer gar nicht auf seinem eigenen Hof war.

Ich bin immer noch der Meinung: Schlittenbauer war nicht der Täter, aber schon vor der offiziellen Entdeckung vor Ort und gut informiert.

Spekulatius.


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 20:39
@spekulatius
Zitat von spekulatiusspekulatius schrieb: Was die Argumentation nicht logischer macht.
Das trifft den Nagel auf den Kopf...


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Mordfall Hinterkaifeck

07.02.2012 um 21:06
Wenns schon um Gronefelds Fotokiste geht, dann soll auch alles bekannt gemacht werden, was sich darin befand u.a. auch der Verdacht des Journalisten Heinz Ulrich.

Danke @Badesalz für dieses aufschlussreiche Dokument.


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