@canales canales schrieb:Jetzt ist die Scheidung scho do, nachdem bekannt wurde, dass K.G. gefallen war.
Das war (und ist teilweise bis heute bei alten Leuten) die gängie Formulierung dafür, dass jemand in den Witwenstand getreten ist, denn aus kirchlicher Sicht ist ja der Tod eines Ehepartners die einzig mögliche Scheidung. Selbst bei der Trauzeremonie in der Kirche heißt es ja, bis dass der Tod euch SCHEIDE.
Diese "Wirtshausepisode" wird nach meinem Dafürhalten in ebenso falschem Kontext inzwischen wiedergegeben, wie Grubers Bemerkung über die Notwendigkeit eines Mannes für seine Tochter Viktoria, und lässt keinerlei Rückschlüsse auf die Güte der Ehe zu. Einzig die Berichte, dass Karl Gabriel zwischendruch zurück nach Laag gegangen sein soll, lassen eventuell darauf schließen, dass in der Ehe nicht alles eitel Sonnenschein war. Damals wurde aber Vernunftehen geschlossen und als solche betrachte ich auch die Ehe von Viktoria und Karl, da war es an der Tagesordnung, dass sich die Eheleute erst zusammenraufen mussten. Hat nicht
@Comtesse berichtet, dass es bei einer ihrer Uromas (?) auch so war, dass die Liebesheirat ein "Flop" war, während sich eine aus Vernunft geschlossene Ehe am Lebensende der dann betagten Eheleute als gute Gemeinschaft darstellte? Da gab es mit Sicherheit auch die einen oder anderen anfänglichen Schwierigkeiten zu überwinden.
Das nächtliche Weglaufen einer der Frauen von Hinterkaifeck widerlegt ja deine Annahme, die Frauen von HK wären dem Gruber still unterlegen gewesen, denn vorangegangen war ja wohl mit Sicherheit ein Streit. Halten wir also fest - Frau Gruber und / oder ihre Tochter waren durchaus in der Lage, Konflikte zu leben und nicht nur zu schweigend zu erdulden. Im übrigen gab es ja auch bei Schlittenbauers mal Streit, obwohl da die Familienkonstellation nicht so "dubios" war, das alleine ist also noch kein Hinweis auf eine "ungesunde" Familienstruktur.
Aber ich gebe dir recht, es wird damals erhebliche Konflikte gegeben haben. Aber eben keine wirklich außergewöhnlichen innerhalb der HKler im Vergleich zu anderen Familien. Plöckl beispielsweise soll ja dem Alkohol verfallen gewesen sein, da wird auch genügend Zündstoff vorhanden gewesen sein. Und bei Schlittenbauers hat sein Vater viel getrunken, wie er selber aussagte, auch da gab es viel Krach. Es gab damals - und das darf nicht vergessen werden - weder so etwas wie eine "Streitkultur", noch irgendwelche Sozialpädagogien, die sich kümmerten, sondern jeder lebte die Konflikte nach seiner Fasson aus und wurde damit mehr oder weniger glücklich.
Selbst wenn wir uns aber darauf einigen, dass es innerhalb der Familie Gruber/Gabriel erheblich mehr Konflikpotential gab als in vergleichbaren anderen Familien, gibt das nicht den geringsten Anhaltspunkt für die Morde. Wäre es nun tatsächlich so eine Art erweiterter Selbstmord vom Gruber, wäre es relevant, die Gesamtsituation zu beleuchten. Aber es war ganz offensichtlich ein Täter von außen, also spielen solche Überlegungen ja keine Rolle. Außer natürlich - und das habe ich auch schon in Erwägung gezogen - der Täter käme aus dem familiären Umfeld. Einer der Gruber-Erben vielleicht oder der Mann der Cäzilia Starringer oder Gabriels, wobei Gabriels mit den Familienkonflikten eher wenig Berührungspunkte hatten.
@lörner Es gibt aber einen gewaltigen Unterschied zwischen Kindsmißbrauch, Vergewaltung und Inzest. Wie würdest du freiwillig definieren? Sie wird sich ihm nicht an den Hals geworfen haben, davon gehe ich auch aus, aber das hat damals auch eine Ehefrau gegenüber ihrem Ehemann nicht getan, denn dann wäre das ja Wollust gewesen und schon sind wir wieder bei einer der sieben Todsünden. Frauen hatten möglichst keusch zu sein und Männern wurde mangelnde Körperbeherrschung unterstellt, die nahmen sich deswegen, was sie kriegen konnten, ohne gesellschaftlich dafür geächtet zu werden. Es war aber nicht im Blick der Männer, einen "guten" Liebhaber abzugeben, zumindest nicht im Blick der meisten.