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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 11:06
@Heike75

Hieber hat lobenswerter Weise auf dem Standesamt in Hohenwart bezüglich Josef Einblick in das Geburtenregister genommen und auch den entsprechenden Eintrag in seinem letzten Film gezeigt.

Dort stand zu lesen:

"Hohenwart, am 7. Oktober 1919

Laut Protokoll des Amtsgerichts Schrobenhausen vom 30.9.1919 hat sich der verwitwete Gütler L. Schl. in Gröbern als Vater des von der Gütlerswitwe Viktoria Gabriel, geborene Gruber in Gröbern am 7.9.1919 geborenen unehelichen Sohnes Josef Gruber bekannt.

Der Standesbeamte"

Damit war die Vaterschaftsanerkennung amtlich und ein Widerruf war nicht verzeichnet.

______________________________________

@Hauser hat ein interessantes Urteil des Landgerichts Neuburg a.D. erwähnt, in dem es um Abfindungsverträge geht und das am 2.3.1922 in der Zeitung veröffentlicht wurde.

Die Frage lautete, ob Abfindungsverträge für uneheliche Kinder erhöht werden können.

Dem Urteil des Landgerichts Neuburg a.D. lag ein erstinstanzliches Urteil des Amtsgerichts Geisenfeld zugrunde. Die Gerichte hatten den Vater des unehelichen Kindes zur Zahlung einer monatlichen Unterhaltsrente von 250 Mark bis zum vollendeten 16. Lebensjahr verurteilt, d.h. zusätzlich zu dem abgeschlossenen Abfindungsvertrag.

Die Gerichte waren zu der Einsicht gekommen, dass wegen der Inflation mit den in den Abfindungsverträgen festgelegten Summen nicht auszukommen ist.

Das Urteil war bitter für Väter von unehelichen Kindern, die glaubten dass durch Abschluss eines Abfindungsvertrags der Unterhalt für das Kind abschließend geregelt ist.

_______________________

L. Schl. hat angegeben, dass er ein Schriftstück gehabt habe, in dem Viktoria auf jegliche weiteren Unterhaltsansprüche für ihren Sohn Josef verzichtet habe. Das Schriftstück sei beim Brand von 1926 jedoch untergegangen.

Gehen wir mal davon aus,dass solch ein Schriftstück existiert hat, was wir ja nicht wissen, denn vorlegen konnte Schl.es ja nicht mehr. Auf weitere Unterhaltsforderungen für das Kind konnte Viktoria nicht verzichten, denn sie war nicht der Vormund des Kindes.

Vormund des Josef war Andreas Gruber und nur er konnte rechtswirksame Erklärungen für das Mündel abgeben. Somit war ein solches Schriftstück,wenn es existiert hat, vollkommen wertlos.

____________________

Nach alledem kann es doch gut möglich sein,dass angesichts des Urteils von Anfang März 1922 ein Streit über den Unterhalt zwischen L. Schl. und V. G. ausgebrochen ist.

Die Sigl Aussage über die Schrobenhausener Gerichtsfahrt gewinnt mE somit an Bedeutung.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 11:32
@AngRa,
die Eintragung vom 07. Oktober 1919 ist mir bekannt. Dieser resultiert aus dem Termin beim Vormundschaftsgericht Schrobenhausen vom 30.09.1919.
Die "Vaterschaftsanerkennung" vom 25.09.1919 ermöglichte dies.
Die erneute Anzeige wegen Inzest war am 23.10.1919 (wenn er die Vaterschaft widerrufen hat, dann im Zuge der Anzeige).

Aufgrund der Anzeige erhob die Staatsanwaltschaft am 31.12.1919 Klage gegen Andreas Gruber. Das Aktenzeichen dieses Prozesses zeigt, dass die Verhandlung und auch Urteilsverkündung im ersten Halbjahr 1920 gewesen sein muß.
Damit ist die Eintragung beim Standesamt auch frühstens in dem Zeitraum gemacht worden. Wurde dies auch kontrolliert?

Andreas Gruber wurde freigesprochen, bekam aber KEINE Haftentschädigung aus September 1919. Weiter wurde L.S. nie wegen eines Meineides (er hatte unter Eid ausgesagt) angeklagt. Da jedem Häftling, der unschuldig im Gefängnis sitzt, Haftentschädigung gezahlt wird, ist dies ein Zeichen, dass das Gericht nicht von der Unschuld Grubers überzeugt war, die Beweise aber nicht für eine Verurteilung ausreichten. Unter diesen Umständen wäre L.S. in der Lage gewesen, die Vaterschaft "zurück zu ziehen".

Wie Du geschrieben hast, war Gruber Josefchens Vormund. D.h. jedoch nicht, dass Viktoria nichts dazu sagen durfte / konnte. Sie kann ihm durchaus ein Verzichtserklärung unterschrieben haben, die zwar vor Gericht KEINE Gültigkeit gehabt, dem Gericht jedoch die Machenschaften der Parteien erläutert hätte.
Wenn also ein Gericht Viktoria nach dem Grund dieses Schreibens gefragt hätte, was hätte Viktoria antworten sollen? "Ich habe dies Herrn Schlittenbauer bestätigt, damit er den Vater macht, ich weiss nämlich selbst nicht wer der Vater ist."

Das hätte auf einen eingestandener Inzest rauslaufen können! Egal also ob das Schreiben gültig war oder nicht, es wären unangenheme Fragen auf Viktoria zugekommen. Wollte sie das wirklich riskieren? Wollte sie sich wirklich sagen lassen "wenn sie nicht wissen, wer der Vater ist, dann braucht L.S. auch nichts mehr zu zahlen"...

Die Fahrt nach Schrobenhausen hat durchaus Gewicht. Wo aber war Viktoria? Ein Anwalt "tauchte" in der Geschicht nie auf, weder vor der Tat noch nach der Tat.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 12:00
@Heike 75


Ob und wann nun Viktoria in der Unterhaltsangelegenheit beim Vormundschaftsgericht oder bei einem Anwalt vorgesprochen hat, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass sie eine solche Absicht erklärt hat und dass dieses Gerücht die Runde gemacht hat. Es ist über den Gastwirt Thomas Schwaiger ja auch Sigl zu Ohren gekommen.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 12:32
@AngRa,
das es als Gerücht "gestreut" wurde, könnte ich mir absolut vorstellen.

Zuerst war es dann "nur mal ein Gerücht" und er wusste ja, dass er am längeren "Hebel" sitzt, falls Viktoria dies in die Tat umsetzten würde.

Das er aufgrund der Gerüchte auf den Hof geht und gleich die ganze Familie tot schlägt, kann ich mir nicht vorstellen.

Muß auch ehrlich sagen, dass für mit Aussagen und Geschehnisse, welche durch so viele "Münder" übertragen wurden, fragwürdig sind. Zumal es für Sigl "Wasser auf die Mühle" war.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 13:25
@Heike75

Wer hat eigentlich Deinen Beitrag von heute, 11:32h, geschrieben?


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17.02.2010 um 13:44
@Badesalz,
wer meinen Beitrag geschrieben hat?
Ähm... ich...?


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 14:30
@Heike75
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Die Fahrt nach Schrobenhausen hat durchaus Gewicht. Wo aber war Viktoria? Ein Anwalt "tauchte" in der Geschicht nie auf, weder vor der Tat noch nach der Tat.
Die Polizei hat nie danach gesucht.

Vielleicht hätten sie Rechtsanwalt A.Schneier aus Schrobenhausen befragen sollen, der hatte schließlich Erfahrung mit "Wildernden Nachbarn".

Vielleicht war einer an der Ermordung des Jagdaufsehers M.Stuhler im Dezember 1921 beteiligt.
Weiß jemand von euch über den Mord an den Landwirtssohn Brückl von Aresing Bescheid?


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 14:44
@Hauser

Nein, die von Dir erwähnten Mordfälle sind mir ganz unbekannt.



_________________________________

Anfechtung der Vaterschaftsanerkennung

Natürlich war auch 1922 eine Anfechtung der Vaterschaftsanerkennung möglich. Das wäre das, was man als Widerruf der Anerkennung sehen könnte.

Eine solche Anfechtung hatte aber unverzüglich nach Kenntnisnahme der Gründe zu erfolgen, die gegen eine Vaterschaft sprechen. Auf eine Anfechtung ( Widerruf) konnte sich Schl. nicht mehr berufen, weil er ja die Vaterschaft gerade in Kenntnis des Inzests anerkannt hat. Er hatte vor der Anerkennung die Inzestanzeige erstattet, diese dann widerrufen und dann aber unter Eid ausgesagt, dass der Inzest seiner Kenntnis nach doch betrieben worden ist.

Gegen die Vaterschaftsanerkennung konnte er somit nicht mehr wirksam vorgehen. Er saß durch diese Anerkennung in der Falle.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 14:46
@Hauser,
Zitat von HauserHauser schrieb:Die Polizei hat nie danach gesucht.
Eben. Wenn sich das Gerücht nun in Gröbern (und Umgebung) verstreut hat, warum hat dann niemand der Polizei davon berichtet.

Sigl, der ja "angeblich" auch davon wusste (Vik. Fahrt nach Schrobenhausen) hat ja bekanntlich auch nichts zur Polizei gesagt. Genau dies hatte ich bei dem Beitrag
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Muß auch ehrlich sagen, dass für mit Aussagen und Geschehnisse, welche durch so viele "Münder" übertragen wurden, fragwürdig sind. Zumal es für Sigl "Wasser auf die Mühle" war.
... gemeint. Getratscht wurde viel. Keiner machte dahin gehend eine Aussage bei einer Vernehmung.

Nicht das ich es ignoriere, ich lege es mehr in der "Schublade - Wirtshausgespräch" ab.

Du, ich will Dich ja nicht nerven... aber hast Du nun Infos zu der Baustoff-Geschichte?


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 14:57
Oh, hier ist ja schon wieder eine Menge hinzugekommen! Ich kann mir jetzt leider gar nicht die Namen derer merken, die mich angesprochen haben, weil sie mir ja neu sind und entschuldige mich dafür, jetzt kaum direkten Bezug nehmen zu können. Bitte nicht böse sein :)
Ich habe @Heikes Bild angesehen, dankeschön an Dich! :) War mir sehr interessant, also 'offtopic' schon allein. Ich weiß jetzt nicht, wie ich es erklären soll, man sieht Unterschiede in der Mode. Ich will da auch gar nicht so drauf beharren bis zum Streit. Ich setze auch mal einen Link her, zu einer Seite mit diversen Schulbildern aus einem Ort. Wegen der Nebeneinanderstellung der Bilder kann man gut Vergleiche zwischen der Kaiserzeit (1915) und der Weimarer Republik (1922 und meinetwegen auch noch '24, da das '22er Bild ein bisschen schlecht zu erkennen ist) anstellen. Die Kleidung war einfach nicht mehr so ''lieblich'', und das sieht man eben auch bei dem 'Waidhofenbild'- also dass da die Kleidung noch 'verzierter' warim Vergleich zu dem Kinderbild Deiner Oma. Ich habe auch noch ein paar 'Beispielkinder' im Kopf, muss da nochmal draufsehen.
Auch bei den Haaren ist das so, nur dass hier im Gegensatz eine 'Verlieblicherung' einsetzte, also auf den alten Bildern die Haare strenger nach hinten gefasst wurden. Ich habe auch erwogen, dass es modische Unterschiede (oder eher 'Zeitverzögerungen') zwischen Nord und Süd und Ost und West gab, dafür aber keine Anhaltspunkte entdecken können, von lokaltypischen Trachten natürlich abgesehen.
http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.berel-am-ries.de/seiten/Chronik/Schule/Bilder/Schulfoto_1922-k.jpg&imgrefurl=http://www.berel-am-ries.de/seiten/Chronik/Schule/Schulklassen_in_berel.htm&usg=__Qk-pHVsYYg7ghJ4wrTJ6ArxosxI=&h=94&w=150&sz=6&hl=de&start=41&um=1&itbs=1&tbnid=ASOx8IrQ9SDOIM:&tbnh=60&tbnw=96&prev=/images%3Fq%3Deinschulung%2B1922%26ndsp%3D18%26hl%3Dde%26rlz%3D1B3GGGL_deDE245DE245%26sa%3DN%26start%3D36%26um%3D1

Da ich leider keinen Scanner habe, kann ich keine privaten Bilder einstellen, naturgemäß somit auch nicht aus einem von mir sehr geschätzten Buch (wäre ja vielleicht auch gar nicht erlaubt aufgrund der Rechte), das von einer studierten Volkskundlerin und Ethnologin geschrieben wurde. Das Titelbild habe ich leider auch nur sehr undeutlich gefunden, es ist im Buch noch mal 'in groß' und zeigt eine Schulanfängerin des Jahres 1921. Man kann es wohl durch das Anklicken des Linkes noch etwas größer bekommen, trotzdem ist es leider nicht sehr gut zu erkennen:
http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.porta24.de/markt/data/thumbnails/1308/kinder.jpg&imgrefurl=http://www.porta24.de/markt/katalog-1308.html&usg=__FIOH_xn12Y5Ye-kA-MC55IFb75s=&h=90&w=54&sz=3&hl=de&start=11&um=1&itbs=1&tbnid=0y9Zg8syHsZeWM:&tbnh=78&tbnw=47&prev=/images%3Fq%3Dder%2Bkinder%2Bneue%2Bkleider%2Bingeborg%2Bweber%2Bkellermann%26hl%3Dde%26rlz%3D1B3GGGL_deDE245DE245%26sa%3DG%26um%3D1

@AngRa: Danke für dein Lob. :) Ich bin, wie gesagt, geschichtlich 'bewandert', es war schon vor meiner Einschulung klar, dass ich einmal nur dazu gebrauchen sein würde, was ja eher ungewöhnlich ist :), und so kam es dann auch^^. Zudem entstamme ich einer Familie, die seit Generationen auf mündliche Weitergabe von kleinen Geschichten aus dem Alltag setzt, das kommt einem dann ganz unverhofft zugute. Außerdem hat meine Mutter bis kurz vor meiner Geburt Kunst und Textiles Gestalten an der HDK studiert und später unterrichtet, Schneidern interessiert mich auch privat.

Ich habe, da ich gerade so schön am Linkeposten bin :) gerade auf eBay eine Werbung für Bleyle-Kinderkleidung aus dem Jahre 1924 gesehen: http://cgi.ebay.de/BLEYLE%60S-KINDERBEKLEIDUNG-*-ORIGINAL-PRINTWERBUNG--1924_W0QQitemZ400102984538QQcmdZViewItemQQimsxZ20100213?IMSfp=TL100213126003r29924
Und noch eine, von 1928:
http://www.historische-werbeanzeigen.de/Kinder/Bleyle-Kinderkleidung-1928--4874.html

Lt. Ingeborg- Weber- Kellermann, die ja, wie ich schon schrieb, die Geschichte der Bekleidung studiert hat und nicht, wie ich, nur eine 'Allgemein-Geschichtlerin' ^^ ist, wurde die Bleylekinderkleidung bis 1977 produziert. Gestern hatte ich auch eine Seite mit Erinnerungen bezüglich Bleyle-Kleidchen einer Bekleidungs- Geschäftsinhaberin gefunden, die auch sehr interessant war; deren Link ist mir leider verlorengegangen. Ist ja auch nicht so sehr wichtig, Bleyle war ja nur ein Beispiel von mir für die typische Kleidung damals. Es fiel mir halt nur auf und ich will das gar nicht so sehr vertiefen. Ich habe das auch nicht geschrieben, um Irgendwen anzugreifen.

Hinzu (also zu der Frage, ob es 'das' Bild ist) kommt ja, wie schon gesagt, dass Cäzilie unten sitzen müsste. Das war einfach so. Der Vergleich der Kinder unten mit dem fraglichen Mädchen zeigt auch deutlichen Altersunterschied. Und, wie schon gepostet, es ist ein Dorfschulbild mit allen Schülern einer Schule, Ober- und Unterklasse (für gewöhnlich wurden die Schüler einer Dorfschule so unterteilt, manchmal auch in drei Stufen), in dem Falle (also wenn es Waidhofen 1921 mit allen Kindern wäre) müssten doch
aber viel mehr Kinder abgebildet sein.
Es kann ja einfach ein Irrtum gewesen sein, der das Bild hierher gelangen ließ.

Wer war das jetzt mit den Kaffeeverkäufern... Nein, habe ich gestern auch nicht so aufgefasst, dass Du die als Täter verdächtigst. Ich habe den Gedanken nur sozusagen laut weitergedacht :), auch Scherenschleifer war einfach nur ein Begriff, ich hätte auch Kesselflicker oder sonst Etwas schreiben können.

Mir ist noch eingefallen, dass ich, nachdem ich ja selber die 'Stern'-Tagebücher genannt habe, von einem evtl. Tagebuch sprach. Ich meinte damit, dass so ein Zufallsfund die einzige Möglichkeit wäre, noch einen Täter zu überführen, nicht, dass solche vorhanden sein MÜSSEN, noch dachte ich an 'Nachschöpfungen'. Theoretisch KÖNNTEN ja welche da sein, das war mein Gedanke, und dass der Täter nicht mehr leben kann und somit nur schriftlich reden könnte. Da sollte man Dorfbewohnern auch nicht zu wenig zutrauen (wenn es denn ein Dorfbewohner war, darauf bezog sich ja mein Satz), da gibt es nicht nur 'Unbelesene', das weiß ich eben auch aus meiner Familie.

Ach, und noch eins: In der Kinderzeit meiner Mutter in den Zwanziger Jahren wurde in ihrem Dorf auch einer Frau, der Großmutter einer Freundin meiner Mutter, der Schädel von einem umherziehenden Wanderarbeiter eingeschlagen. Ich kann dazu gar nicht Näheres mehr sagen, leider, ich war bei der Erzählung noch sehr klein und mochte sie nicht wieder hören; ich weiß nur noch, dass die 'Mutter' (damals hier der Name für die Großmutter) draußen auf dem Klo saß. Ihr langes Wegbleiben wurde bemerkt und der Mord entdeckt. Dieser Mord war einfach nur so 'nebenbei' ausgeführt worden, ohne Streit oder Raub oder sonstwas. Ich denke, der Täter wurde damals gefasst, sonst hätte meine Mutter den Täter ja nicht benennen können, ich denke auch, dass Parallelen zu anderen Taten geprüft wurden und es nicht der gleiche Täter war. War nur nochmal, um meinen Gedanken zu erklären, es könnte ein Ortsfremder gewesen sein, der vielleicht des Umherziehens im Winter müde war und sich für ein paar Tage auf dem Hof breitmachte, die Einwohner in seinen Augen 'nur aus dem Weg räumte' und das Vieh versorgte, um sich der Illusion hinzugeben, er sei ein alteingesessener Bauer und hätte ein Recht dazu. Klar, normalerweise müsste man sagen, es hätte so Jemandem klar sein müssen, dass das nicht unentdeckt bleibt, aber in die Gedanken von vorsätzlichen Mördern kann man sich wohl ohnehin nicht leicht einfühlen.
Das würde in meinen Augen auch den unvollendeten Raub erklären, der Täter WOLLTE ja gar nicht rauben und fliehen, sondern am liebsten dableiben und ganz bräsig und gemütlich ''seinen'' Hof nutzen und Geld nur entnehmen, um selber nach seinem Bedarf Ergänzungen zu machen oder so. Er mag sich vielleicht auch in dem Glauben gewiegt haben, nicht so rasch entdeckt zu werden. Falls Cilli eher zierlich war, war ihm vielleicht nicht mal klar, dass sie bereits zur Schule musste und dort fehlen würde. Vielleicht MOCHTE er auch gar nicht weiterdenken.
Dankeschön für eure Geduld beim Lesen und für eure Postings und Ergänzungen :)


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 14:59
@Hauser

Ein Rechtsanwalt Schneider aus Schrobenhausen ist mir aber bekannt.

Er hat dem Schrobenhausener Wochenblatt ( Ausgabe 11.4.1922) beispielsweise einen Vergleich mitgeteilt, in dem es um Beleidigungen ging und wo einer der Kontrahenten eine Geldbuße von 50 Mark in die Armenkasse zahlen musste.


Siehe meinen Beitrag vom 17.11.2007, 19.17 Uhr

Mordfall Hinterkaifeck (Seite 444)

War er in Schrobenhausen der einzige Rechtsanwalt? Ist Dir darüber etwas bekannt?


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 15:01
Ich muss mich für das Doppelposting entschuldigen, ich habe nicht zweimal gedrückt oder so, keine Ahnung, warum das kam. Löschen geht wohl leider nicht? :S


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 15:22
@AngRa,
ich kann dem, was Du geschrieben hast, nur zustimmen.

Hier sieht es doch etwas anders aus. Als L.S. im Oktober 1919 erneut die Inzestanzeige machte, stieß er nicht gerade auf Verständnis bei der Justiz. Er erklärte, dass es ihm leid täte, die Unwahrheit gesagt und die Vaterschaft angenommen zu haben.

Zur Begründung gab er an, dass Viktoria ihn bekniet habe. (Du selbst hast den Satz geschrieben, den Viktoria sagte): "Du bist auch dabei...". Weiter teilte er mit, dass er die Alimente, die er zahlen musste ,im voraus von Viktoria bekam.
Nun hätte die Viktoria zu ihm gesagt, dass sie und ihr Vater nicht mehr an einer Hochzeit interessiert wären, den Vater aber müsse er machen...

Natürlich glaubte man ihm das auch nicht einfach so. Erst als er zustimmte, diese Aussage unter Eid zu machen, kam das Verfahren ins Laufen (Erhebung der Klage am 31.12.1919).

Wenn er im Zuge dessen die Vaterschaft wieder ab erkannt hat, so war das rechtlich gesehen durchaus ok. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man zu ihm sagte: "Dumm gelaufen Herr Schlittenbauer. Sie haben die Vaterschaft angenommen, jetzt sehen sie zu, wie sie klar kommen. Weil Sie am 25.09.1919 gelogen haben, müssen sie zur Strafe die Vaterschaft beibehalten"... sicher nicht!

Selbst wenn es seit 23. Oktober 1919 bekannt war, kann es durchaus sein, dass der Eintrag beim Standesamt später gemacht wurde. Ev. bei Erhebung der Klage am 31.12.1919 oder sogar erst beim Abschluß des Verfahrens 1920.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 15:46
@seminele

Deine Links sind durchaus interessant. Und wenn man sich die unterschiedlichen Klassenfotos ansieht, dann verkünstelt man sich zeitmäßig gewaltig, weil man sich an diesen alten Fotos nicht satt sehen kann. Mir geht es jedenfalls so.

Ich teile nach diesen Klassenfoto-Vergleichen Deine Auffassung, dass die Art der Kinderkleidung auf dem Klassenfoto dagegen spricht, dass es von 1921 stammt.

Das Buch von Frau Ingeborg Weber-Kellermann über zweihundert Jahre deutsche Kindermoden ist sicher sehr aufschlussreich. Wenn man es gelesen hat, dann bekommt man schon ein Gefühl auch für die feinen Unterschiede in der Kindermode zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik. Mir war gar nicht bekannt, dass es Bücher über historische Kinderkleidung gibt.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 16:09
Kurze Frage bitte, es geht doch um das Bild, welches in der ZDF Doku gezeigt wurde?
Oder verwechsel ich da jetzt was?


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17.02.2010 um 16:15
@seminele
Rede kein Tagebuch herbei ,sonst taucht "zufälligerweise " ein Tagebuch des Mörders mit Lebenslauf ,Bildern ? Schulzeugnissen usw auf. Mit schönen Geschichten halt, manche glauben das sogar. Haupsächlich Bilder sind gefragt, die sind so schön aussagekräftig


Ich weiss jetzt nicht mehr wer mich wegen des Hundes angesprochen hat. Nicht- Fremde hätten keinen Grund gehabt sich auf den Dachboden zu verstecken. die hätten die Grubers auch so ausspionieren können.

Es gibt auch die Geschichte das der Alte Gruber am Dachboden Geräusche gehört hat. Er ging nachsehen, fand aber nichts. Vielleicht hat er daraufhin am Dachboden Wache gehalten und eine Heukuhle war von ihm ?
Heuwachen waren anscheinend sehr beliebt ( L.S. )


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Mordfall Hinterkaifeck

17.02.2010 um 17:37
@Heike75

Es gibt einen Akt M.Stegmeier und ich werde dich zu gegebener Zeit informieren, bis dahin noch etwas Geduld.


@AngRa

Zum Thema Rechtsanwälte in Schrobenhausen fällt mir ein besonderes Buch von den Autorinnen Eleonore Wöhrle und Mechtild Hofmann ein.

Josef Natzer, der Baumeister der kleinen Leute, hat dort genauso einen Platz wie die Villen von Rechtsanwälten und Ärzten. Jedes Kapitel ist verflochten mit den Lebensgeschichten der Menschen.

http://www.donaukurier.de/lokales/schrobenhausen/Schrobenhausen-Heimatgeschichte-einmal-ganz-anders;art603,2225704


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17.02.2010 um 18:22
@Hauser,
DANKE!!! Damit kann ich was anfangen! ;-)


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18.02.2010 um 07:05
@Hauser

Was meinst Du denn mit einem Akt M. Stegmeier? Es kann jetzt sein, dass ich da etwas völlig falsch verstanden habe.

Unter Akt M.Stegmeier verstehe ich, dass gegen ihn ein Ermittlungsverfahren geführt wurde. Sehe ich das richtig? Dann wäre es natürlich interessant zu wissen, wegen welcher Delikte gegen ihn ermittelt wurde.

Dein Hinweis auf das Buch von Eleonore Wöhrle und Mechthild Hofmann ist durchaus interessant.


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