@tatverdachtDa die Strafakten aus dem Jahr 1915 nicht mehr vorhanden sind, weiß man nicht, wie das erste Strafverfahren in Gang gekommen ist.
Ich nehme an, dass es durch anhaltende Gerüchte in Gang gekommen ist, die die Gendarmen zum Ermitteln veranlasst haben. An eine förmliche Anzeige glaube ich eher nicht mehr, weil dieses im ausführlichen Pielmaier-Bericht aus 1926 ansonsten erwähnt worden wäre.
Nur wer die Gerüchte gestreut hat, darüber kann man nur spekulieren. Es wurden hier mehrere heiße Kandidaten gehandelt, u.a. auch Martin Asam, weil er im Hofübergabevertrag von 1914 nur mit einem lächerlich geringen Muttergutsbetrag von 100 Mark bedacht wurde und sich vielleicht auf diese Art und Weise rächen wollte.
Auf jeden Fall scheint es mir so so zu sein, dass die Einleitung des Verfahrens mit Karl Gabriels Tod zusammen hängt, denn nach dem Aktenzeichen zu urteilen wurde das Verfahren Anfang Januar /Februar 1915 eingeleitet.
Ich stelle es mir so vor, dass jemand sich vorgestellt hat, dass der Inzest nach dem Tod des Ehemanns richtig zügellos weitergeht und da wollte jemand einen Riegel vorschieben. Das sollte verhindert werden. Da war es auch egal, dass Victoria ein kleines Kind hatte.
Da fällt dann auch auf, wie es zur Anzeige 1919 gekommen ist. Schl. hat Sigl oder Pöll gegenüber erklärt, dass Victoria ihm selber vom Inzest berichtet habe und daher habe er es dem Alten "eingebrockt". Dass Victoria ihm gegenüber derartiges zugegeben hat, hat Schl. auch in seiner Vernehmung 1931 erklärt.
Schon im Sommer 1919 hatte Schl. zunächst entsprechende Blutschande - Gerüchte gestreut, woraufhin Gruber einen Anwalt eingeschaltet hatte, der einen Brief an Schl.verfasst hatte. Die Gerüchte alleine reichten daher damals wohl nicht zur Einleitung eines Verfahrens aus. Deshalb musste er förmlich Anzeige erstatten.
In seiner Aussage aus 1931 erwähnt Schl. auch, dass Victoria früher seiner verstorbenen Frau gegenüber erwähnt habe, dass ihr Vater immer nur Geschlechtsverkehr haben wolle.
ME spricht einiges dafür, dass Schl. auch für die Ingangsetzung des ersten Strafverfahrens verantwortlich ist, denn in beiden Fällen hatte Victoria den Inzest einem Mitglied der Fam. Schl. gegenüber zugegeben.
Aber es ist halt alles nur Spekulation. Nichts Genaues, weiß man nicht.