jeandArc schrieb:Er hat kein Geld verlangt. Das Letzere trifft zu.
Das ist einfach nur widerwertig! Sicher: wenn er seine Frau für geld verkauft hätte, wäre auch das weiderwertig gewesen, aber dass er sich noch an ihrem Leid aufgegeilt hat, macht den Missbrauch in meinen Augen noch mal eine Nummer widerwertiger.
jeandArc schrieb:Damit sagst du, schwere Vergewaltigung ist schwere Vergewaltigung. Egal von wem sie ausgeführt wird. Das mag für Dich so stimmig sein. Dem würde ich aber nicht zustimmen. Wenn eine schwere Vergewaltigung von einem Fremden ausgeht, sind zuerst einmal für eine Frau keine Gefühle im Spiel. Außer dass sie panische Angst hat, diese Tat nicht zu überleben. Aber man kann aufgefangen werden von Menschen, denen man vertraut
Bei einer schweren Vergewaltigung durch den eigenen Ehemann/Partner verlierst du alles, was in deinem Leben für dich wichtig war. Das Vertrauen durch eine solche Tat zu einem geliebten Menschen zu verlieren ist mit nichts zu vergleichen.
Die Frage ist doch, was ist eine schwere und was eine leichte(re) Vergewaltigung. Muss man das überhaupt unetrscheiden, denn ist eine Vergewaltigung nicht immer schlimm?
Auf den ersten Blick könnte man es ja daran festmachen, wieviel Gewalt und Zwang ein Täter angewendet hat, aber das ist falsch, denn das hängt in vielen Fällen vor allem auch davon ab, wie sehr sich das Opfer gewehrt hat. Und eine Frau (oder auch ein mann, denn das gibt es ja durchaus aus, es wird nur deutlich weniger darüber berichtet, aber viele Stellen gehen davon aus, dass es hier eine riesige Dunkelziffer gibt, die die Anzahl der angezeigten Taten um ein viel-viel-faches übersteigt), die von einem Vergewaltiger isoliert wird (z.B. als Anhalterin im Auto oder wenn er sie z.B. zunächst einvernehmlich in ihrer Wohnung besucht hat) und in Todesangst versetzt wurde, und sich deshalb nicht (viel) wehrt, wird wohl kaum weniger unter einer Vergewaltigung und den Folgen leiden, als eine Frau, die zunächst mit viel körperlicher Gewalt zum Stillhalten gezwungen wurde.
Für mich ist eine Vergewaltigung immer schlimm und schwer. Und ich würde es höchstens von einer sexuellen Belästigung abgrenzen, z.B. durch ungewollten begrapschen.
Aber vielleicht kann man die französische Regelung so verstehen, wie bei uns die Mordmerkmale zur Abgrenzung zwischen Todschlag und Mord. "Schwere Vergewaltigung" macht dann eben keine Aussage darüber, wie schlimm das ganze für das Opfer ist, sondern darüber, dass der Täter besonders verwerflich vorgegangen ist und ein bestimmte Konstellation ausgenutzt hat, in der er per se eine Gewisse Überlegenheit, eine Garantenrolle hat oder in der ein besonderes Vertrauensverhältnis besteht.
Ich finde die Regelung, dass eine Vergewaltigung in einer Partnerschaft darunter fällt prinzipiell gut. Und es ist eine Schande für Deutschland, dass das so lange Zeit nicht mal strafbar war. Juristisch gesehen gab es eine Vergewaltigung in einer Ehe also gar nicht. Geschlechtsverlehr war da automatisch einvernehmlich.
fassbinder1925 schrieb:Das kann ich so nicht teilen. Das hier ist natürlich ein spezieller Fall, was das Vertrauensverhältnis angeht. Aber ich denke meistens passiert das in toxischen Beziehungen, wo es generell regelmäßig auch zu Körperverletzungen kommt. Gehört dann natürlich auch schwer bestraft und klar, in der Realität ist es nicht immer so einfach eine Trennung zu schaffen. Aber dass es generell noch schlimmer ist, teile ich deswegen nicht.
Was bedeutet denn in Deinen Augen eine toxische Beziehung?
In einer toxischen Beziehung wird einer der Partner so degradiert, erniedrigt und abhängig gemacht, dass er sich weder gegen physische noch psychische Gewalt mehr wehren kann. Oft sind diese Personen über einen langen Zeitraum wiederholt körperlicher Gewalt ausgesetzt. Und wenn jemand eine andere Person so hilflos macht, dass sie sich auch gegen sexuelle Übergriffe nicht mehr wehren kann, dann sehe ich gerade darin die schwere dieser Tat. Nur weil jemand zwei Beine hat, bedeutet das nicht, dass er in der Lage ist wegzugehen!
Malli schrieb:1. Die Tatsache, dass sich die Mittäter per Handschlag im Gericht wie alte Kumpels begrüßen. Das zeigt, dass sich diese Männer schon zu weit aus unserer Gesellschaft herausbewegt haben. Sie erkennen die Bösartigkeit ihrer Handlung gar nicht bzw. sehen sie als etwas nicht Schlimmes an. Dieses Verhalten alleine ist schon ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen. Ich würde auch gerne die Leben dieser Männer durchleuchten. Sich in solchen Portalen anzumelden und sich bei den Handlungen vor und für andere zu präsentieren und per Video aufnehmen zu lassen, ist schon ein gewaltiger Schritt heraus aus dem anonymen Konsumieren von Bildern im Internet.
Malli schrieb:2. Die Tatsache, dass diese Menge an Männern im Umkreis von nur 25 km zuhause waren! Diese Dichte hat mich erstaunt und erschreckt. Was sagt das über unsere Gesellschaft? Ich musste wirklich mal kurz innehalten. Wie groß ist die Dunkelziffer an Männern, die Gewaltphantasien haben und für die es dann nur eine sich bietende Möglichkeit geben muss, diese auszuleben....?
Das ist alles einfach nur widerlich.
Ich frage mich vor allem, wie viele Männer er kontaktiert hat, die das "Angebot" dann nicht wahrgenommen haben, aber eben auch nichts weiteres unternommen haben, weder näher nachgeforscht haben und vor allem nicht zru Polizei gegangen sind.
Die können sich jetzt auf die Schulter klopfen und sich sagen, wie schlau sie waren, das nicht durchzuziehen, sonst säßen sie jetzt auch dort auf der Anklagebank. Aber letzendlich haben auch sie wesentlich dazu beigetragen und es ermöglicht, dass der Frau so lange so viel leit zugefügt wurde.
Offenbar hat es ihr Gewissen ja nicht mal sonderlich belastet, zu wissen, dass es in ihrer Nähe eine Frau gibt, deren Mann die für Vergewaltigungen unter Betäubung anbietet.
Malli schrieb:Wer also mit "normale Männer" argumentiert, der hat da was schwer verwechselt! Das gehört reduziert auf "nach außen hin unauffällig". Für mich ist "normal" etwas völlig anderes und beinhaltet auch Gefühle wie Mitleid, Nächstenliebe, Respekt, Achtung und Einhaltung der Individualdistanz. Leider verroht die Gesellschaft ja immer mehr.
Und was wir hier sehen, ist vermutlich nur die Spitze des Eisberges.
Danke, dass ist ein ganz wichtiger unterschied. Diese Männer sind für mich der letzte Dreck und eben alles andere als normal!