Karneval-Mord an Petra Nohl (1988)

1cast schrieb:Das mag sein, Petra Nohl war ja schon den ganzen Abend unterwegs, da wäre es dann auch wahrscheinlich das sich auf ihrer Kleidung auch DNA von mehrere Personen befindet.
Aber da sich wohl nur die DNA des Tatverdächtigen darauf findet, deutet für mich schon auf einen sehr engen Kontakt hin, der eben nicht einfach so nebenbei stattgefunden hat.

Das sehe ich auch so. Wenn eine Übertragung von Hautschuppen in einer Disco oder bei einem Karnevalsabend regelmäßig vorkommen würde und leicht passieren würde, müssten auf auf der Kleidung von Petra Nohl ja Spuren von zig Leuten zu finden sein, die Zahl müsste eher gegen 100 als gegen 10 gehen...

Die Ermittler hätten dann ja einen Pool von DNA-Mustern und die Beweiskraft eines einzelnen Treffers ginge gegen Null, denn man wüsste ja nie, ob die Hautschuppe in der Disco oder bei der Tat übertragen wurde.

1cast schrieb:Da es sich nicht um ein Sexualdelikt handelt, finde ich es auch nicht so ungewöhnlich, dass sich nur auf der Kleidung DNA finden lässt.

Ich denke, auch, dass die Lokalisation auf der Kleidung schon eine Rolle spielen wird. Und man vielleicht auch Hautschuppen des TV an Stellen gefunden haben dürfte, an die sie bei einem oberflächlichen Körperkontakt in einer überfüllten Disco oder Kneipe eben nicht gelangen würden, wohl aber in einer Kampfsituation.

Für mich war der Hinweis, den der Hauptzeuge gegeben hat, eh nur der Schritt, wie man den TV überhaupt als möglichen Täter identifiziert hat. Dann stimmte dessen DNA mit den Spuren an der Leiche überein und dass hat dann den Tatverdacht begründet.
Nur weil der Freund sagt, der TV sei in der Nacht in die gleiche Richtung verschwunden und habe sich in den Tagen nach der Tat eine neue Frisur zugelegt, hätte man keinen ernsthaften Tatverdacht begründen können. Ich sehe das nur als den Schritt, wie man auf den TV gekommen ist.

Dieser Beitrag ist zwar schon einen Monat alt, wurde aber hier noch nicht gepostet. Ein etwas detaillierterer, interessanter Bericht zum Prozess-Auftakt: https://m.bild.de/regional/koeln/koeln-aktuell/prozess-35-jahre-nach-mord-an-petra-nohl-ist-er-der-karnevalskiller-von-koeln-85289334.bildMobile.html?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

LackyLuke77 schrieb am 05.12.2022:Möglicherweise erinnern sich einige Karnevalbesucher an skurille Bilder, denn anstatt den Umzug abzusagen oder umzuleiten, führten einige Umzüge direkt am Tatort vorbei:

Herbstkind schrieb am 05.12.2022:Ich möchte jetzt nicht pietätlos sein, aber ich stelle mir es schon schwer zu organisieren vor, denn Umzug da noch so kurzfristig woanders hin zu leiten. Zumal der Tatort ja scheinbar gut abgeteilt worden sein muss.

Mittlerweile konnte auch dieser Sachverhalt abschließend geklärt werden. Ein Mitglied der damaligen Mordkommission äußerte sich im Prozess wie folgt:

Es sei wohl nicht mehr möglich gewesen, die Schull- un Veedelszöch in diesem Bereich umzuleiten, erinnerte sich der Pensionär. Allerdings hätte es ein Abkommen mit dem Festkomitee gegeben, dass am Tatort in der Albertusstraße keine Musik gespielt würde. Beim Abtransport der toten Petra Nohl musste sich der Leichenwagen sogar kurzfristig in den Karnevalsumzug der Jecken einreihen.

Kölner Mordermittler erinnert sich (Kölner Stadt-Anzeiger)

Von der Verteidigung wird dieser Umstand vor Gericht trotzdem stark kritisiert:

„Der Bereich hätte aber großflächig abgesperrt werden müssen, allein um mögliche Tatwaffen zu suchen“, prangerte Anwalt Marc Piel an.

Ansonsten ist es um den Prozess ruhig geworden, zuletzt scheint es um die "XY"-Sendung gegangen zu sein bzw. ob die dort ausgelobte Belohnung eine Rolle für die Zeugenaussage gespielt haben könnte.

Eva Kuhn fragte, ob die in der ZDF-Sendung ausgelobte Belohnung von 5000 Euro den Kronzeugen womöglich zur Aussage bewogen hätte. Das verneinte dessen Schwester. Der 56-Jährige soll noch einmal im laufenden Prozess vernommen werden.

Laut KStA wurden auch an der Strumpfhose von Petra Nohl DNA-Spuren von Norbert K. gefunden.
Bisher gab es drei Spuren an Jacke, Arm und Fuß der Getöteten.
Verteidiger Marc Piel erklärte auf Nachfrage, das ändere nichts an der Möglichkeit einer Übertragung in der Diskothek.

Ein neuer DNA-Treffer belastet den Angeklagten im „Cold Case“-Verfahren am Landgericht Köln um den Mord an Petra Nohl aus dem Jahr 1988 weiter. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Justizkreisen erfuhr, soll die Rechtsmedizin Genmaterial des Beschuldigten an der asservierten Strumpfhose der Getöteten gefunden haben. Es ist ein weiteres Puzzleteil in dem spektakulären Indizienprozess.

Bisher gab es drei Spuren an Jacke, Arm und Fuß der Getöteten, die auf den heute 57-jährigen Norbert K. hingewiesen hatten. Die neue Auswertung vorhandener Klebefolien, die damals am Tatort an der Leiche und der Kleidung von Petra Nohl angebracht und abgezogen worden waren, war zum Zeitpunkt der Anklageerhebung noch nicht abgeschlossen und dauert auch jetzt noch an.

Auf Nachfrage reagierte Verteidiger Marc Piel gelassen auf den neuen DNA-Befund. An seiner Auffassung habe sich nichts geändert, dass vorhandene Spuren bei einem gemeinsamen Diskobesuch übertragen worden sein dürften. Etwa in der Garderobe oder bei Berührungen im Lokal. Angeklagter und Opfer sollen damals im „Chari Vari“ in den heutigen Opernpassagen Karneval gefeiert haben.

Quelle: https://www.ksta.de/koeln/koeln-neuer-befund-der-rechtsmedizin-im-fall-petra-nohl-681221

1899Ost schrieb:Laut KStA wurden auch an der Strumpfhose von Petra Nohl DNA-Spuren von Norbert K. gefunden.

1899Ost schrieb:An seiner Auffassung habe sich nichts geändert, dass vorhandene Spuren bei einem gemeinsamen Diskobesuch übertragen worden sein dürften.

Aber an der Strumpfhose halte ich eine zufällige Übertragung in der Disko für ausgeschlossen. Erst hieß es ja von der Verteidigung, die Übertragung könnte an der Garderobe erfolgt sein, aber an so vielen Stellen muss es dann schon ein sehr enger Kontakt gewesen sein.

@1899Ost
ich frage mich gerade wie DNA-Material von ihm an ihren Fuß und an de Strumpfhose gekommen sein soll? Schwierig... ich denke der Anwalt tut nur so als sei er gelassen.

Ich bin gerade erst wieder auf den Fall gestoßen. Bei Cold Cases scheint es tatsächlich so zu sein, dass Hinweise von Mitwissern oder Leuten, die "etwas Verdächtiges beobachtet haben" eine große Rolle spielen für die Überführung eines möglichen Täters. Auch noch Jahrzehnte später. Das ist ja gut so. Sonst beobachte ich eher, dass die Chancen Cold Cases zu lösen, eher bescheiden sind. Ein Riesenfortschritt: Ja, die professionelle DNA Ermittlungen, die es früher noch nicht so gab.

Aber wie ist denn jetzt der Stand im Prozess? Ich kann überhaupt nichts im Internet finden zu einem Urteil oder einer Vertagung, Unterbrechung? Plötzlich riss die Berichterstattung ab.

Der Prozess läuft noch weiter. Am letzten Verhandlungstag wurden Termine bis in den März 2024 festgelegt.

Es gibt ein neues Update im Prozess,der heute weiter fortgesetzt wurde. Die DNA des Tatverdächtigen wurde nun auch an der Strumpfhose von Petra Nohl gefunden.(Für mich ist nicht ersichtlich, ob der Artikel eine Bezahlschranke hat, da ich ein Abo habe.) Geh davon aus, dass der Artikel bei zugänglich ist: https://www.ksta.de/koeln/koeln-die-rolle-des-kronzeugen-im-cold-case-mordfall-petra-nohl-695956

@MissMarple1
Danke dir.... interessant finde ich die TATsache, dass der Zeuge vom tottrampeln sprach und der Gerichtsmediziner das nun bestätigte.Woher konnte er das wissen? Das ist doch meines Wissens nie so berichtet worden. Für mich ist das dann aber doch auch Täterwissen, oder?

@quaerere1
Vielleicht Mitwisser? Möglich das,der Angeklagte (sofern er es auch war) die Tat damals dem Hauptzeuge gestanden hat. Nur dann bleibt die Frage, warum er das bei Gericht nicht aussagt. Mal abwarten was sich noch an den anderen Prozesstagen ergeben wird. Wenn sich nichts neues ergibt, bleibt dann natürlich fraglich, ob man ihn mit den bisherigen DNA-Spuren verurteilen kann.

@Coconut_sun
stimmt , darauf wollte ich auch hinaus....Aber ich denke das es reichen wird, ihn zu verurteilen. Denn wie will es seine DNA an glaubhaft an ihrer Strumpfhose erklären?
und wenn es stimmt, das sie auch tot getrampelt wurde, woher sollte der Zeuge das dann gewusst habe, wenn er nicht dabei war?

Hat jemand etwas vom heutigen Prozesstag mitbekommen?

Am heutigen Prozesstag wurde Cold-Case-Ermittlungsleiter Markus Weber als Zeuge vernommen.

Es ging erneut um den Hinweis infolge der "Aktenzeichen XY"-Ausstrahlung und die DNA-Treffer beim Angeklagten:

Während der Sendung habe sich ein Mitarbeiter der Oper telefonisch im Aufnahmestudio der Live-Sendung in München gemeldet und habe erklärt, er habe Nohl in jener Nacht in der Diskothekenlandschaft „Chiarivari“ – damals auch als „Bierdorf“ bekannt – gesehen. „Der war wohl mit Kollegen noch auf ein Feierabendbier nach dem Spätdienst im Charivari“, sagte der 61-Jährige. Der Opernmitarbeiter habe das Lokal aber deutlich vor Nohl wieder verlassen. Ein anderer Zeuge – ein früherer Bekannter des Angeklagten – habe sich ebenfalls gemeldet und dann den entscheidenden Hinweis auf den Angeklagten gegeben. Dieser Anrufer – im Prozess hatte der Mann bereits der auch bereits im Prozess ausgesagt hat, habe bekundet, dass er Nohl in der Tatnacht gemeinsam mit dem Angeklagten an einem Taxistand gesehen habe. Die Frau sei, ebenso wie die Männer, gegangen, nachdem kein Taxi gekommen sei. Während der Anrufer am Ende der Glockengasse Richtung Neumarkt gegangen sei, sei sein Bekannter – der Angeklagte – Nohl gefolgt.

Warum der 57-Jährige dann aber in den Fokus der Ermittlungen geriet, erklärte der 61-Jährige mit einem „verdächtigen Dreiklang“: Demnach habe der Angeklagte am Tag nach Nohls Tod sein Aussehen verändert und habe sich dagegen gewehrt mit seinem Bekannten zur Polizei zu gehen. Angeblich, weil er wegen einer anderen Sache damals mit der Polizei Probleme gehabt habe. Als der Anrufer aber zunächst nicht locker gelassen und gesagt habe, man müsse zur Polizei gehen, man habe das spätere Opfer doch wahrscheinlich gesehen, habe der Angeklagte seinen Bekannten auch noch bedroht. Das habe gereicht, den Angeklagten im Januar dieses Jahres zur Vernehmung aufs Präsidium zu holen. Als dann wenig später noch ein DNA-Treffer erfolgte, sei es im Februar 2023 zur Verhaftung des Angeklagten gekommen. „Drei Hautschuppen“ des Angeklagten seien sichergestellt worden an der Leiche Nohls. Laut dem Zeugen befanden diese sich auf Klebefolien, mit denen die Leiche damals zur Spurensicherung abgeklebt worden sei. „Dieser Fall dreht sich ganz wesentlich um DNA-Spuren“, so der 61-Jährige.

Quelle: Kölnische Rundschau

Hat jemand ein neues Update vom Prozesstag der am 18.1. war.
Es ist ziemlich ruhig geworden, in diesen laufenden Prozess geworden.

Der Termin 18.01. ist ausgefallen wegen dem Schneechaos. Am 01.02. geht es weiter.

Ich habe hier gelesen, dass Termine bis März angesetzt sind.
Kann jemand sagen, wann diese Termine genau sind?
Ich habe beim zuständigen Landgericht angerufen, die können es mir nicht sagen.

@Coconut_sun

Hier sind die Termine für jeweils die folgende Woche aufgeführt:
https://www.lg-koeln.nrw.de/behoerde/sitzungstermine/index.php

Ohne Aktenzeichen ist es allerdings schwierig, etwas in Erfahrung zu bringen.

Am 07.02., 19.02. und 21.02.24 sind die nächsten Termine. Jeweils um 09:15 Uhr.