OpLibelle schrieb:Ich habe das durchaus richtig gelesen. Falls der TV unschudig ist, können seine Eltern und seine Großeltern und evtl. Geschwister ihn sehr bald wieder in ihre Arme schließen. Falls er der Täter sein sollte, können sie ihn in 10, 15 oder 20 Jahren wieder in ihre Arme schließen. Die Eltern, Großeltern und evtl. Geschwister von Hanna, können Hanna nie wieder in ihre Arme schließen. Und deswegen finde ich es widerlich, wenn man das Leid der Familien auf eine Stufe stellt, so wie das hier der Anwalt tut
Vielleicht richtig gelesen aber kaum alles richtig begriffen.
Sollte der jetzt in Haft sitzende unschuldig sein, dann können Ihn Seine Angehörigen selbst verständlich und mit allem Recht dieser Welt bald wieder in die Arme schließen.
Denn dann hat er mit der Tat nichts zu tun. Daran ist dann ja wohl nichts widerlich und nichts verwerflich.
Sollte der Inhaftierte der wirkliche Täter sein, ist die Aussage dennoch weder widerlich noch verwerflich.
Der Typ ist Volljährig, damit für Sein Tun und Handeln eigentlich voll und selbst verantwortlich. Dazu handelte er mit höchster Sicherheit bei der Tat völlig selbstbestimmend und garantiert nicht unter Einfluss und auf Anweisung oder Wunsch Seiner Eltern
Für das was er da tat, egal ob nüchtern oder mit Vorsatz, besoffen oder bekifft, ob aus Frust, verschmähter Liebe, oder weis ich warum, trägt er allein die Verantwortung und haben die Eltern oder auch die Großeltern absolut nichts mit zu tun und tragen dafür keinerlei Verantwortung, sollten Sie nicht dabei gewesen sein, geholfen oder zugeschaut haben, wovon ich zumindest bei den Eltern und Großeltern keinesfalls ausgehe.
Er allein trägt dafür die Verantwortung.
Doch wie sieht die Realität in einer Kleinstsdt aus? Hier kennt ziemlich jeder jeden und das eine steht fest, hier werden die Älter dieses Täters genauso "bestraft", wie er, wenn nicht noch schlimmer. Denn alle wissen das sind die Angehörigen des Mörders. Die Leute zeigen mit Fingern auf alle nahen Verwandten und jeder sagt oder denkt "Das sind die Angehörigen des Mörders des Täters, des Schweins, das Hanna umbrachte." Da nützt Ihnen Ihre Unschuld wenig.
Da wird gefühlt jeder Gang zum Bäcker oder Metzger zur Tortur, jeder Einkauf im Supermarkt zum Spießrutenlauf. Da ist es vorbei mit, ich gehe mal zum Stammtisch oder zu den Landfrauen. Sollten diese Angehörige bisher sich am kulturellen Leben in Aschau intensiv beteiligt haben, in Vereinen aktiv gewesen sein, ist das nun alles vorbei. Sie dürften von vielen geächtet werden.
Das obwohl Sie definitiv nichts mit der Tat zu tun haben, diese höchstwahrscheinlich genauso verurteilen wie wir alle. Sie dazu wohl kaum hätten verhindern können.
Dazu kommen in aller Regel große Schuldgefühle, ganz besonders dann, wenn Sie Hanna und/oder deren Angehörigen kannten. Allein die Angst diesen auch nur zu begegnen, irgendwo plötzlich gegenüber zu stehen, dürfte fürchterlich zu ertragen sein, genauso wie das Wissen, das hat mein Junior, mein Enkel angerichtet.
Für mich führt da kein Weg dran vorbei, dieser Täter hat mit Seiner Tat nicht nur Hannas Leben ausgelöscht, das Ihrer Eltern oder Großeltern damit zerstört. Er hat genau so das Leben Seiner Eltern, Seiner Großeltern durch diese Tat für immer vernichtet.
Auch die wurden zu Opfern und ich glaube kaum, dass es für Sie ein Trost ist, dass Sie Ihren Sohn "in ein paar Jahren" wieder in die Arme schließen können.
Ich jedenfalls könnte mir nicht vorstellen irgendwann einmal meinen Sohn nach so einer Tat und diesen Folgen für mich jemals wieder in die Arme zu nehmen.