Malli schrieb:Die Kindsmutter sagt ja selbst, sie hätte alles gedreht und gewendet und käme einfach auf kein Motiv und keinen Grund für den TV, diese Tat zu begehen. Sie hat also schon irgendwann oder im weiteren Verlauf drüber nachgedacht und den Gedanken nicht direkt als "vollkommenen Humbug" abgetan. Ich weiß nicht, was das mit einem macht, wenn man Ende doch an der Unschuld zweifelt und der TV kommt in Haft oder aber auch frei. Macht man komplett dicht bezüglich dieses Gedankens oder fängt es an in einem zu rattern......?
Vorab gesagt und als unumstößliche Prämisse: ich bin sicher, dass die Mutter absolut unbeteiligt an den Tatplänen und auch der Tat selbst war und dass sie bis heute wahrhaft und aus tiefstem Herzen von der Unschuld ihres Ehemanns überzeugt ist.
Aber diese Aussage nehme ich nicht so ganz ernst (weiß nicht wie ich es anders formulieren soll).
Natürlich hatte der Mann ein Motiv, das Kind umzubringen. Die Ermittler haben das so gesehen, der Staatsanwalt sieht das so und die allermeisten hier in der Diskussion können das auch nachvollziehen. Er was am Ende seiner Kräfte, hat gesehen, wie sehr auch seine Frau und seine kleine Tochter unter der Situation leiden, hat auch keine Perspektive für sich und seine Familie in der Zukunft gesehen. Heilungschancen, an die man sich lange geklammert hatte, waren nicht in Sicht, im Gegenteil: es war klar, dass sich die Situation mit zunehmder Körpergröße und damit Kraft des Kindes noch deutlich verschärfen würde. Neben dieser Erkenntnis gab es die Absage des Kindergartenplatzes (nach eigener Aussage einer des gefühlt schwärzesten Tage in seinem Leben) und er hat Leon ein paar Tage allein betreuen müssen, während die Mutter auf Reise war. Auch das hat sicher noch mal an den Nerven gezerrt und ihm vielleicht auch vor Augen geführt, wie knapp die ganze Betreuung gestrickt ist, wenn einer von den beiden Eheleuten mal ausfällt, wegen Krankheit z.B., wäre das schon ein extremer Drahtseilakt gewesen. Damit war wohl dann auch absolut klar, dass es nicht möglich sein wird, dass einer von beiden wieder dauerhaft und mit dem alten Engagement wieder in den Beruf einsteigt.
Wie kann es denn sein, dass die Ehefrau von all diesen Seelennöten nichts mitbekommen haben will? Im Gegenteil, sie dürfte doch selber durchaus ähnliche Sorgen und Ängste mit sich rumgetragen haben. Zumindest zu einigen Punkten wissen wir ja auch sicher, dass sich die beiden darüber ausgetauscht haben (z.B. Chat zum Thema Kindergartenabsage). Viele dieser Zweifel und Ängste haben sie ja sogar über den Verein öffentlich gemacht.
Ich kann mir vorstellen, dass sie eigentlich etwas ganz anderes sagen wollte. Nicht, dass ihr einfach kein Motiv und kein Grund einfallen will, warum ihr Mann die Tat begangen haben soll. Das muss ihr ja auch gar nicht mal selber einfallen, die Ermittler haben es ihrem Mann vorgehalten, der Staatsanwalt hat es in der Anklage benannt, sie weiß durch die Verteidiger ihrers Mannes doch, was ihrem Mann vorgeworfen wird und auch was die Anklage glaubt, aus welchem Motiv heraus er das getan hat.
Ich denke, sie wollte mit diesem Satz vielmehr sagen, dass sie ihrem Mann nicht zutraut, die Tat aus diesem Motiv heraus begangen zu haben.
Insgesamt scheint das ja die Hauptverteidigungsstrategie, das man abstreitet, dass der Vater ein Moitiv gehabt haben soll. Für mich zielt das sehr in diese Richtung und ich denke, dass der Inhalt ihrer AUssage vorher mit den Verteidiger genau abgestimmt wurde.
Dass heißt natürlich nicht, dass sei lügt. Ich denke schon, dass es ihre feste Überzeugung ist, dass die ihrem Mann die Tat nicht zutraut und nicht glaubt, dass die Verzweifelung die Liebe zu dem Kind so sehr überlagert hat, dass er sich zu so eine Tat hat hinreißen lassen. Aber ich halte den ganzen Auftritt schon stark für durch die Verteidiger durchchoreografiert. Nicht nur den der Ehefrau, sondern auch den der Eltern des Angeklagten, vielleicht auch den von Leons Pflegerinnen.