emz schrieb:In der Doku, Folge 1, heißt es ab Minute 21.07, er habe drei Studentinnen in ihrer Souterrainwohnung beim Umziehen beobachtet.
Er sei dann am 24.06.1970 verhaftet worden.
Entschuldige das Mißverständnis.
Ist nachzulesen, ob er bei seiner voyeuristischen Tätigkeit zu einem irgendeinem Zeitpunkt gewaltätig wurde, wenn man vorausetzt, daß wir nicht mit Sicherheit wissen , ob er der Täter im Fall der Professorentochter war?
In diesem Zusammenhang fällt mir dann der behandelnde Psychologe/Psychiater ein, der (sinngemäß) sagt, daß er KB " jahrelang in Hinblick auf sein Gewaltpotential" untersucht , aber "einfach nichts gesehen" hat. Vor ihm hätte "ein armer Tropf" gesessen, der möglicherweise einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war".
Der brutale Doppelmord sorgt bundesweit für Schlagzeilen und in Mainz für Entsetzen und Angst. Denn überall in der Stadt treiben sich Spanner vor den Schlafzimmerfenstern junger Frauen herum
Quelle:
https://www.presseportal.de/pm/153003/5259406Im Podcast wird sogar von einer (unbestätigten) "Mainzer Spannerbörse" berichtet , von der man in der Stadt 1970 gesprochen habe. Irgendwie scheint das zu dieser Zeit ein beliebter Männersport gewesen zu sein. Ich frage mich, wie der Stand der Dinge heute wäre, wenn man statt Bräunig zufällig zuerst jemand anderen verhaftet hätte, der vielleicht etwas cleverer sofort einen Anwalt engagiert hätte. Möglicherweise würden wir heute von einem " Cold Case" Geimer sprechen.
Die Polizei hat m.E. zunächst alles richtig gemacht.
Die Familie bot, zumindest bei den Eltern nicht durch eigenes Verschulden, Angriffsflächen.
Ein Kunstfehler der Mutter, bei dem ein Kind argen Schaden erlitten hat, würde zumindest theoretisch ein Mordmotiv gegenüber der Ärztin und ihrem eigenen Kind darstellen und auch die Brutalität erklären.
Der Vater reist als Entscheidungsträger eines bekannten Konzerns in Länder, die damals nicht unbedingt durch demokratische Strukturen und vor allem durch nicht zimperliche Methoden bekannt sind. Dazu der Umstand, daß Morde oft durch Personen aus dem nahen Umfeld der Opfer begangen werden mit "klassischen Motiven" wie Lebensversicherung, Geliebte, usw.
Die Tochter dealt offenbar im größeren Stil und hat Schulden.
Wurde alles bedacht, in alle Richtungen ermittelt, aber ergebnislos. Mich verwundert nur die Kürze der Zeit, denn erst wenige Wochen nach dem Doppelmord ist man schon voll auf der "Spannerschiene" und patroulliert innerhalb der sechs km zwischen Frey-und Geimer-Tatort. War Bräunig eigentlich der erste Spanner, der anschliessend ins Netz ging ? Es scheint doch einige gegeben zu haben.
Oder war er lediglich der Erste, der aufgrund seiner intellektuellen Beschaffenheit nicht sofort alle Vorwürfe in Sachen Frey und Geimer vom Tisch wischen konnte?
Nicht falsch verstehen: ich maße mir nicht an, die Unschuld dieses Mannes zu vertreten. Ich bin nur der Ansicht, daß dieses Urteil aufgrund des zunächst fehlenden Rechtsbeistandes, fehlender Spuren, fehlender Beweise, fehlender Tatwaffe , fehlender Zeugen und offenbar angreifbarer Dokumentation der Verhöre heute wohl nicht so zustande gekommen wäre.
Ich weiß selbst, daß Möglichkeiten, Methoden und Zeitgeist 1970 anders waren und kann mit dieser Perspektive das Zustandekommen des Urteils wohl nachvollziehen, aber nicht richtig finden. Denn sonst müssten heute ja keine steinalten NS-Verbrecher oder KZ-Aufseher mehr verfolgt werden. Schließlich war den 30er und 40er Jahren die "Rechtslage" auch anders.
talula77 schrieb:Vom Samstag, den Tag dazwischen, wissen wir aber nichts.
Ich finde den Gedanken an den Samstag sehr interessant. Dieser Mann im Garten wird bei den Frauen gerade unter Berücksichtigung der Dienstreise des Vaters samstags ein großes Thema gewesen sein, wenn der Neffe in der Doku erzählt, daß Frau Geimer auch am
"Familiensonntag" noch aufgeregt und nervös war, wie er sie sonst eigentlich nicht kannte.
So, verabschiede mich jetzt erst mal in den Urlaub. Sonne , Palmen und Strand statt Spanner und Doppelmorde. Eventuell schafft ja jemand , noch was essentielles auszugraben !